„Die Tiere brauchen Hilfe“

„Wenn Menschen gut zu Tieren sind, dann sind sie es auch zu Menschen“,  sagt Tierschützerin Inge Rauchenecker.
  • „Wenn Menschen gut zu Tieren sind, dann sind sie es auch zu Menschen“, sagt Tierschützerin Inge Rauchenecker.
  • hochgeladen von Johanna Monitzer

In einer zehnteiligen Interview-Reihe während der Sommerwochen bitten wir interessante Personen aus dem Bezirk vors Bezirksblätter-Mikrophon.

KITZBÜHEL (jomo). Seit neun Jahren engagiert sich Inge Rauchenecker beim Tierschutzverein Kitzbühel (TSV). Ehrenamtlich, ohne jegliche Bezahlung opfert sie dafür einen erheblichen Teil ihrer Freizeit. Ihr Hauptanliegen sind die Katzen. Die „Katzenmama“ kümmert sich mit vollem Einsatz um die Betreuung und Vermittlung herrenloser Katzen. Unter anderem fängt sie wilde Katzen ein, die anschließend auf Kosten des TSV kastriert werden.

BEZIRKSBLATT: Wie „tierfreundlich“ sind die Menschen im Bezirk?
RAUCHENECKER: „In Österreich hat Tierschutz generell einen hohen Stellenwert im Vergleich zu anderen Ländern. Es ist sowieso Charaktersache, wie man mit seinen vierbeinigen Mitgeschöpfen umgeht.“

BEZIRKSBLATT: Wie sieht die Arbeit des TSV Kitzbühel aus?
RAUCHENECKER: „Wir versuchen, uns im Bereich des Möglichen um alle Tierschutzangelegenheiten zu kümmern. Hunde-, Katzen-, Hasenauffangstationen etc.. . Der TSV organisiert auch Schulausflüge ins Tierheim Mentlberg, wo bei einer Führung mit Inge Welzig den Kindern der Tierschutz ans Herz gelegt wird. Außerdem gibt es jährlich ein Schulprojekt, bei dem ein Quartier für ein Tier angefertigt wird (z.B. ein Igelhaus).“

BEZIRKSBLATT: Greifen sie auch ein, wenn Tiere misshandelt werden?
RAUCHENECKER: „Wir können nur begrenzt eingreifen, da wir keine gesetzliche Instanz sind. Ansonsten greift unser couragierter Amtstierarzt ein. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle Dr. Matthias Vill! Die Meldungen entsprechen aber nicht immer der Wahrheit.“

BEZIRKSBLATT: Jetzt ist Urlaubszeit. Werden noch immer viele Tiere ausgesetzt, weil die Besitzer wegfahren wollen?
RAUCHENECKER: „Wir haben das Glück, nicht an der Autobahn zu wohnen – da werden sehr viele Tiere einfach an der erstbesten Raststätte angebunden. Auch im Bezirk werden viele Tiere ausgesetzt.“

BEZIRKSBLATT: Was soll man machen, wenn einem ein Tier zuläuft oder man sein Tier vermisst?
RAUCHENECKER: „Alle zugelaufenen/vermissten Tiere sind aktuell auf unserer Homepage www.tierschutz-kitzbuehel.at abrufbar. Sie können uns auch unter dem TSV-Telefon 0650 4038655 erreichen. Wir versuchen dann, seine Besitzer ausfindig zu machen. Bei Hunden gilt übrigens seit 1.1.2011 die Chip-Pflicht. Wenn alle Hunde einen registrierten Chip tragen würden, wäre das Finden des Besitzers eine ganz einfach Sache!“

BEZIRKSBLATT: Was sollte man vor der Anschaffung eines Haustieres bedenken?
RAUCHENECKER: „Erstens sollte die ganze Familie dafür sein und man sollte ernsthaft überlegen: wer kümmert sich um das Tier, wenn ich auf Urlaub fahre, krank bin oder sogar sterbe? Ein Haustier stellt eine Verpflichtung für 15 bis 20 Jahre dar. Auch die finanzielle Seite sollte bedacht werden. Neben dem Futter brauchen Haustiere Impfungen, müssen kastriert werden etc...“

BEZIRKSBLATT: Stichwort Katzen. Ihr Hauptgebiet sind die Katzen. Wie sieht ihre Arbeit aus?
RAUCHENECKER: „Das Hauptproblem sind die wilden Katzen. Das sind Tiere, die nicht kas­triert sind und eigentlich niemandem gehören. Die vermehren sich und verwildern immer mehr. Ich fange die Katzen ein und lasse sie kastrieren. Dann werden sie wieder in die Freiheit entlassen und entweder von Anwohnern gefüttert oder ich kümmere mich auch noch darum, dass sie nicht verhungern. Die Kastration dieser wilden Katzen stellt den größten Budgetposten des Vereins dar. Seit 1.1.2005 sind Katzenhalter übrigens gesetzlich dazu verpflichtet, ihr Tier zu kastrieren. Die Kastrationspflicht gilt auch für Bauernkatzen!
Weiters kümmere ich mich noch darum, dass herrenlose Katzen einen guten Platz bekommen.“

BEZIRKSBLATT: Wie finanziert sich der TSV?
RAUCHENECKER: „Wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen (ca. 1.400 Mitglieder), Geldspenden und Futterspenden. Ständer für Futterspenden findet man in den Spar Supermärkten und im Geschäft Fressnapf. Viele hungernde Mäuler können dadurch gestopft werden. Wir sind für jede Spende dankbar!“

BEZIRKSBLATT: Sie opfern ehrenamtlich sehr viel Zeit für die Tiere. Was motiviert Sie dazu?
RAUCHENECKER: „Ich habe schon öfters ans Aufhören gedacht, aber dann denke ich mir immer ‚wer macht es denn sonst?‘ Die größte Motivation sind die Tiere. Ich will, dass sie ein schönes Leben haben. Ich glaube, dass Tiere viel sensibler sind als Menschen – da sie nicht sprechen können, sind ihre Sinne viel besser ausgebildet. Wenn Menschen zu Tieren gut sind, dann sind sie es auch zu Menschen. Menschen, die Tiere lieben, sind auch sozial.“

BEZIRKSBLATT: Wie kann man den TSV unterstützen?
RAUCHENECKER: „Wie bereits erwähnt, sind wir froh um jede Futterspende. Wer uns finanziell unter die Arme greifen will: Spendenkonto 50427 bei der Sparkasse Kitzbühel, BLZ 20505.Wir suchen aber auch immer Menschen, die Katzen kurzzeitig in Pflege nehmen würden – sämtliche anfallenden Kosten übernimmt der TSV!
Wer sich engagieren will, der hat viele Möglichkeiten. Wir brauchen immer Unterstützung. Bitte einfach bei uns melden! Homepage: www.tierschutz-kitzbuehel.at oder Tel.: 0650 4038655.“

BEZIRKSBLATT: Was wünschen sie sich für Zukunft?
RAUCHENECKER: „Ich wünsche mir, dass viele Menschen den Tierschutzgedanken weitertragen und Zivilcourage beweisen, wenn es angebracht ist. Weiters wünsche ich mir, dass die Harmonie in unserem Verein bestehen bleibt – nur zusammen sind wir stark! Auch hoffe ich, dass das Taubenschutzprojekt, das schon seit einem Jahr fix und fertig bei der Stadtgemeinde vorliegt, endlich realisiert wird.“

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