Mehr als eine braune Brühe

Ein Schluck sauberes Wasser – für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Im Bild: Karl-Heinz Rosenwinkel, Martin Wagner, Ulrich Kubinger, Bgm. Klaus Winkler, Harald Kainz (v. li.). | Foto: Monitzer
  • Ein Schluck sauberes Wasser – für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Im Bild: Karl-Heinz Rosenwinkel, Martin Wagner, Ulrich Kubinger, Bgm. Klaus Winkler, Harald Kainz (v. li.).
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Das 4. Kitzbüheler Wasser-symposium beschäftige sich mit den Herausforderungen in der Abwasserwirtschaft.

KITZBÜHEL (jomo). Aufgrund verschmutzen Wassers stirbt irgendwo auf der Welt alle vier Sekunden ein Kind – Keime im Wasser töten jährlich mehr Menschen als Aids, Malaria und Masern zusammen. „Auch in Europa gibt es bei der Abwasserbehandlung noch viel zu tun und mit dieser Zusammenkunft der weltbesten Wissenschaftler wollen wir neueste Erkenntnisse und Lösungsansätze diskutieren“, erklärt Initiator Ulrich Kubinger, Geschäftsführer der VTA-Gruppe. Die Unternehmensgruppe, die auch das Klärwerk in Kitzbühel betreut, veranstaltete zusammen mit der Stadt Kitzbühel bereits zum 4. Mal ein Wassersymposium im Rasmushof.

Kein Zugang zu Wasser
Die größten Herausforderungen der heutigen Zeit stellt der Wassermangel dar. „800 Millionen Menschen haben weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser“, informiert Martin Wagner, einer der vielen Vortragenden beim Symposium. Ein weiteres großes Thema für die Zukunft ist, wie sich aus Abwasser Phosphor zurückgewinnen lässt. „Dieses Element, das z. B. für Handys gebraucht wird, geht zur Neige und könnte bald teurer als Gold sein“, prognostiziert Wagner. Abwasser sei also weit mehr als eine braune Brühe, so Wagner, es stellt die wichtigste Phosphor-Ressource der Zukunft dar.

Nicht nur Phosphor will man zukünftig aus Abwasser gewinnen. Kläranlagen könnten in der Ener­gieproduktion bald eine maßgebliche Rolle spielen. Durch die Erzeugung von Strom und Wärme aus Klärgas ist es keine Utopie mehr, dass Kläranlangen nicht nur sich selbst mit Energie versorgen, sondern auch noch Überschüsse ins Netz einspeisen. So produziert z. B. bereits das Klärwerk in Going einen erheblichen Teil des Strombedarfs selbst.

Gefahr durch Rückstände
Im Abwasser stecken naturgemäß auch weniger erfreuliche Dinge: „Mikrovereinigungen werden mit Sicherheit ein großes Thema werden“, ist der Schweizer Jürg Kappeler überzeugt. Solche Spurenstoffe – etwa Arzneimittelrückstände oder Hormone – sind in heutigen Kläranlagen nicht abbaubar. Über zusätzliche Reinigungsstufen, den Einsatz von Ozon oder Aktivkohle will man dieses Problem in den Griff bekommen. „Gerade an der Ozonierung scheiden sich aber die Geister, weil dadurch andere, womöglich noch kritischere Stoffe entstehen“, berichtet Wolfgang Günthert aus München. Pilotprojekte, etwa an der Ruhr, sollen die Grundlage für weitere Entscheidungen liefern.

160 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nahmen am diesjährigen Wassersymposium teil und tragen damit den Namen Kitzbühel in die Welt hinaus. „Das Symposium hat sich europaweit schon einen sehr guten Ruf erarbeitet und nächstes Jahr werden wir innovative Projekte junger Wissenschaftler wieder mit dem ‚Kitzbüheler Wasserpreis‘ auszeichnen“, so Initiator Kubinger.

Auch Bgm. Klaus Winkler steht hinter der Wissenschaftstagung: „Beim Tennis kommt nicht mehr die Weltspitze nach Kitzbühel, aber dafür haben wir jetzt die Top-Ten der Wissenschaftler hier“, sagte der Stadtchef.

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