ZiB-2-Anchorman in Kitzbühel
Martin Thür: „Löcher reinbohren und Luft rauslassen“

ZiB-2-Anchorman Martin Thür war zu Gast im Museum Kitzbühel und beantwortete die Fragen der interessierten BesucherInnen. | Foto: alpinguin
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KITZBÜHEL. Einen spannenden Abend erlebte das Publikum am kürzlich im Museum Kitzbühel. Auf Einladung des Museum Kitzbühel Fördervereins gastierte ZiB-2-Anchorman Martin Thür im Veranstaltungssaal und stellte sich den Fragen der ZuhörerInnen sowie von Moderator Christoph Steiner.

Interessierte BesucherInnen

Der Nachrichtensprecher und Investigativ-Journalist arbeitet seit dem Jahr 2000 beim Fernsehen, davon 15 Jahre beim Privatsender ATV, seit 2018 gehört er zur ZiB-2-Redaktion des ORF.
Im Museum Kitzbühel nahm sich Thür über zwei Stunden Zeit, auf seinen Beruf, die Schwierigkeiten und Freuden sowie die Herausforderungen als Interviewer in einer von Österreichs wichtigsten Nachrichtensendung einzugehen. Das Publikum zeigte sich sehr informiert und hoch interessiert, rund 30 Fragen kamen von den BesucherInnen.

"Ausweichen auf Fragen frustriert"

Thür beschrieb die fast tägliche Challenge, „den besten Studiogast“ zu bekommen, und die vielen Absagen:

„Wir wollen die politischen Gäste, wenn es Probleme gibt. Und das ist der Zeitpunkt, zu dem sie natürlich gerade nicht kommen wollen.“

Um kritischen Fragen auszuweichen, setzen immer mehr Politiker „auf ihre eigenen Bubbles ohne den störenden Filter eines Journalisten“ und nützen lieber Twitter, Instagram oder Facebook:

„Da erreichen sie ihre 200.000 Fans direkt und ersparen sich die ZiB 2“,

beschreibt Martin Thür das Dilemma. Unter der Tatsache, dass politische Gäste in der Sendung Fragen so gerne ausweichen, leidet auch er: „Das frustriert mich auch“, sagt der gebürtige St. Pöltner: „

"Aber Politiker sitzen natürlich nicht in unserem Studio, um mir irgendetwas zu erklären, sondern um der Bevölkerung zu sagen, was sie wollen und wofür sie stehen – und das ist legitim. Unser Job ist es, zwischendurch Löcher reinzubohren und Luft rauszulassen“,

erklärt Thür auch das notwendige Unterbrechen seiner Gäste, was bei den Zusehern in gleichen Maßen gut als auch schlecht ankommt. Dass Politiker heutzutage weniger klare Antworten geben als noch zu Beginn seiner Karriere vor über 20 Jahren, glaubt er hingegen nicht. Es fällt heute nur mehr auf – dank der vielen Talksendungen auf allen heimischen Sendern.

Vier Stunden Interview-Vorbereitung

Bis zu vier Stunden bereitet sich der 40-Jährige auf Interviews in der ZiB 2 vor: „Die Fragen kenne im Vorfeld nur ich. Kein Sendungschef, kein Kollege und schon gar kein Politiker bekommt sie vorab.“ Gefragt wurde er auch, ob er denn während den Gesprächen ein Knopferl im Ohr habe: „Ja, wir haben ein Horcherl im Ohr, aber darüber bekommen wir keine inhaltlichen Hinweise. Am öftesten gibt es ,Wir sind schon weit über der Zeit‘ zu hören.“ Nach kontroversen Interviews erhält Thür bis zu 200 Mails und natürlich ein Vielfaches davon an Reaktionen auf Twitter. Gelesen werde alles, beantwortet aber nur sachliche Kritik.

Verändertes Konsumverhalten

Auf Einflussnahmen auf die freie Arbeit als Journalist ging Martin Thür ebenso geduldig ein wie auf die ORF-Gebühr, das leidende Image der Branche und das geänderte Verhalten der Medienkonsumenten:

„Wir befinden uns in einer seltsamen Situation: Es werden heutzutage viel mehr Medien konsumiert, die Menschen sind aber nicht notwendigerweise besser informiert. Dafür habe auch ich keine Lösung. Ich kann nur meinen kleinen Beitrag leisten und jeden Tag möglichst sauber, korrekt und umfangreich berichten.“

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Volkskundler Paul Rösch kommt ins Museum

Der nächste Gesprächsgast des Fördervereins ist Paul Rösch. Der Volkskundler und ehemalige Bürgermeister von Meran sowie frühere Museumsdirektor des Touriseum Meran kommt am 14. Juli um 18.30 Uhr ins Museum Kitzbühel.

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