Einfach nur zum Nachdenken
Was schützen denn heute die Schützen?

Die Herz-Jesu - Prozession ist gelebte Tradition in den Tiroler Schützenkompanien, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. | Foto: SK Oberndorf / Hopfensperger
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  • Die Herz-Jesu - Prozession ist gelebte Tradition in den Tiroler Schützenkompanien, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht.
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Welche Kultur schützen die Tiroler Schützen eigentlich?

ST. JOHANN. Bei der Jahreshauptversammlung vom Schützenbataillon Rupert Wintersteller am 12. Mai in St. Johann hielt der langjährige Bildungsoffizier Lt. Christian-Georg Hopfensperger ein Impulsreferat zum immer aktuellen Thema „Welche Kultur schützen wir Tiroler Schützen eigentlich?“
Es ist dies ein sehr in die Tiefe gehendes Thema, das in der Tiroler Bevölkerung, vor allem aber auch bei Zugezogenen, oft diskutiert wird.

Es geht dabei um unsere Lebensweise, unsere Traditionen, unser Brauchtum und einfach auch um unsere Alltagskultur. Diese hat sich immer weiterentwickelt, hat sich immer den Strömungen der jeweiligen Zeit angepasst und ist auf eine gewisse Region, ein gewisses Land zugeschnitten. Allerdings leben wir heute in einer schnelllebigen Zeit, in der die Globalisierung viel Veränderung schafft. Viele Einflüsse anderer Länder und Kulturen strömen auf uns herein und plötzlich scheint nichts mehr so, wie es war.
Und das führt bei vielen Menschen zur Verunsicherung und zu Orientierungslosigkeit.
Da braucht es dann das Wissen um die Säulen und die Eigenheiten einer seit Jahrhunderten gewachsenen und gefestigten Kultur, die Halt geben kann und deshalb auch geschützt werden muss.

Für unsere gewachsene alpine Tiroler Kultur sind diese Säulen in erster Linie der christliche Glauben und zweitens die darauf fußenden Bräuche und Traditionen.
Es hat der Sonntagsgottesdienst für uns Tiroler Schützen einen sehr hohen Stellenwert. Unsere Prozessionen und besondere Feiertage, wie z. B. Fronleichnam oder das Herz-Jesu-Fest werden in würdiger Form von uns Schützen mitgestaltet. Aber auch Bräuche wie das „Herz-Jesu-Feuer“, „Rachn gehn“ in der Weihnachtszeit, die gebotene „Ehrensalve“ für unseren Herrgott zu speziellen Anlässen, das sind für uns jahrhundertealte Bräuche und wichtige Bestandteile im Jahresablauf.
Und zu diesen Säulen gehört auch unsere Sprache. Es sind unsere Mundarten, die sich in den verschiedenen Tälern und abgeschnittenen Ortschaften verschieden entwickelt haben. Wir sollten auf unsere Dialekte deshalb besonders achten, weil hier wirklich die Gefahr besteht, dass wir einen Teil unserer Identität verlieren. Bei uns gibt es eben keine Pfifferlinge, sondern Eierschwammerl. Es gibt auch keine Heidelbeeren, sondern unsere Moosbeeren. Und wir heißen hier seit Jahrhunderten Sepp, Moidi, Uschi und Jåggl, nicht Josef, Maria, Ursula und Jakob. Wir sind eben Tiroler und stolz auf unsere Rufnamen, unsere Sprache, unsere Identität, unsere Kultur. Alles andere ist eine falsch verstandene „Modernität“.

Und es gehört zu diesen Säulen auch die Form des Zusammenlebens in einer funktionierenden Gemeinschaft, deren Zellen die Ehen und die Familien sind.
Alles in allem sind dies auch jene wichtigen Aspekte, die uns Geborgenheit und Wurzeln geben, bzw. unsere Identität dokumentieren. Man kann es auch ganz einfach gemeinhin als „Heimat“ bezeichnen.
Und diese Säulen unserer alpinen Kultur formten in Jahrhunderten auch eine gewisse Wertvorstellung und Wertehaltung, wie sie uns Tirolerinnen und Tirolern eben eigen ist.
Wir Tiroler Schützen haben uns in unseren Grundsätzen zum Ziel gesetzt, diese
Wertvorstellungen zu erhalten, diese Kulturgüter zu schützen und damit unser Heimatbewusstsein zu stärken. Das ist in der heutigen Zeit auch den Menschen sehr wichtig, weil sie „Halt“ darin finden können. Traditionen, Brauchtum, Tracht und Mundart haben in der Bevölkerung wieder einen hohen Stellenwert. Wir Schützen können hier Vorbild sein und Hilfestellung geben.
Sinnvolle Ergänzungen aus der ganzen Welt können unsere Kultur auch weiterhin bereichern. Wir sollten aber immer mit kritischem Blick hinterfragen, ob diese Fremdkultureinflüsse auch zu uns passen. Und das ist auch ein Auftrag für die Zukunft.

Die Herz-Jesu - Prozession ist gelebte Tradition in den Tiroler Schützenkompanien, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. | Foto: SK Oberndorf / Hopfensperger
Ausrückung der SK Oberndorf zum Erntedankfest | Foto: SK Oberndorf / Hopfensperger
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