Beginn der Fastenzeit
Achtsamkeit und Spirtualität
Der Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern wird seit dem 6. Jahrhundert als Aschermittwoch bezeichnet. Dieser Tag kennzeichnet den Beginn der für die christliche Kirche so bedeutenden 40-tägigen Fastenzeit. Rechnet man den Karfreitag und Karsamstag zu den Fastentagen und zieht man die Sonntage vor Ostern ab, so ergeben sich genau 40 Fastentage vor dem höchsten christlichen Fest, dem Gedächtnis an die Auferstehung Christi.
KLAGENFURT. Der Begriff „Aschermittwoch“ leitet sich aus einer alten Tradition ab, denn an diesem Tag wurden die Büßer in der Kirche mit Asche bestreut. Historisch belegt ist dieser Ritus seit dem 10. Jahrhundert. Die Asche gilt als Symbol für die Vergänglichkeit, Buße und Reue.
Fastengedanke im Vordergrund
Zwar standen Fasten und Buße von Beginn an im direkten Zusammenhang mit den kirchlichen Riten vor Ostern, doch der Fastengedanke gewann vor allem in den letzten Jahrzehnten immer größere Bedeutung. „Das Fasten war über lange Zeit auch eine Art Steuerungsinstrument der Mächtigen. Es war ein kollektives Ereignis, aus dem man sich nicht herausnehmen konnte. Das hat sich grundlegend geändert. Während das Fasten vor einigen Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verlor, hat es in unserer Überflussgesellschaft massiv an Bedeutung hinzugewonnen“, meint Bischofsvikar Pfarrer Hans-Peter Premur. „Fasten war in der Kirche immer ein zentrales, wichtiges Thema. Es verlor aber zunehmend immer mehr an Beachtung und Bedeutung.“
Renaissance des Fastens
Der moderne Lifestyle und die Bestrebungen, gesünder zu leben und sich bewusster zu ernähren, führten zu einem Umdenken und einer Renaissance des Fastens – auch innerhalb der Kirche. „Ich selbst habe vor ca. 25 Jahren den Fastenpapst Dr. Hellmut Lützner kenngengelernt. Gemeinsam mit ihm und Waltraud Bittner haben wir in Kärnten erstmalig die Ausbildung zum Fastenleiter absolviert“, erzählt Pfarrer Premur. „Fasten ist heutzutage keine Form der Buße mehr, fasten wird immer mehr zum Genuss und Abenteuer. Und die Vorbereitungszeit, die 40 Tage vor Ostern, sind für viele Menschen ein perfekter Start in eine erfolgreiche Fastenperiode. In unserer Pfarre reichen wir allen Gläubigen die Hand und führen sie durch die vorösterliche Fastenzeit.“
Ökologisch, nachhaltig und modern
Ernsthaftes Fasten ist für jeden Einzelnen eine große Herausforderung. Diese Zeit wird vielfältig genutzt, um Konsumverzicht zu üben, um sich gesünder und bewusster zu ernähren oder um schlechte Gewohnheiten einzudämmen und abzulegen. „Fasten neu“ zeigt sich ökologisch, nachhaltig und modern. In der Gruppe gestaltet sich ein Fastenprojekt natürlich um einiges leichter. Das hat auch Pfarrer Hans-Peter Premur schon sehr früh erkannt. Während er als Fastenleiter schon seit einigen Jahrzehnten erfolgreich Fastenseminare in Gruppen begleitet und leitet, wurde von ihm das kollektive Fasten in einer ganz anderen Art und Weise umgesetzt. Seit 2019 gibt es in Krumpendorf die Veranstaltungsreihe „Ein Dorf fastet“. Bereits zum vierten Mal soll so der Fastengedanke im gesamten Ort spürbar werden. Miteinbezogen werden nicht nur die Menschen der Gemeinde, sondern auch Institutionen wie die Volksschule und auch regionale Betriebe.
Meditation
Mit dem Fasten ist – nicht nur für Pfarrer Premur – der Themenbereich Meditation eng verbunden. So sind Meditationsseminare und wöchentliche Meditationen fixer Bestandteil der kirchlichen Vorbereitungszeit auf Ostern, auch in der Veranstaltungsreihe „Ein Dorf fastet“. „In unseren Meditationen verbinde ich hinduistische und christliche Spiritualität“, erklärt Pfarrer Premur, der erst durch die indische Spiritualität zur Religion und dann erst zum Christentum gekommen ist. „Das Achtsamkeit und Spiritualität voll im Trend ist, merkt man leider auch an den vielen Anbietern, die mit dieser Thematik Geld verdienen wollen“, fügt Premur noch hinzu.
Geänderte Liturgie
Die Corona-Pandemie hat natürlich auch dieses Jahr wieder Auswirkungen auf die Liturgie am Aschermittwoch. Die Gläubigen erhalten wie auch in den letzten beiden Jahren kein Aschenkreuz auf die Stirn, sondern es wird die Asche auf das Haupt gestreut. „Ich sehe das entspannt, wurde doch zu Beginn der liturgischen Osterfeiern die Asche über dem Haupt der Gläubigen verstreut. Das Kreuz auf der Stirn, also die körperliche Berührung, kam erst sehr viel später“, erklärt Pfarrer Hans-Peter Premur. Die Asche, die für den Segen verwendet wird, stammt von den Palmzweigen des Vorjahres. In Krumpendorf werden diese am Aschermittwoch vor der Kirche verbrannt.
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