Filmland Kärnten 2019
„Die Brücke“ von Bernhard Wicki – Ein Klassiker des Nachkriegskinos wird 60 Jahre alt.

Bernhard Wicki | Foto: American Film Institut
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Wir schreiben das Jahr 1959, ein deutscher Film von einem der Publikumslieblinge des erzkonservativen deutschen Film-, Fernsehens und Theaters erscheint und sorgt für heftige Proteste in den Kinosälen und in der Öffentlichkeit. Bernhard Wicki heißt der, in Österreich geborene, Schweizer Regisseur und Schauspieler, sein Film „Die Brücke“ hat keinen Vor- und Nachspann, was den dokumentarischen Stil des apokalyptischen Werks unterstreichen soll, weiters steht der Film am Ende einer ganzen Serie von deutschen Kriegsfilmen, die alle vorgeben ‚Antikriegsfilme‘ zu sein, doch ihre Wirkung sowohl bei Kritik wie beim Publikum verfehlen und eher als Abenteuerfilme rezipiert werden.

Der Film „die Brücke“ startet zwiespältig, er zeigt ein erzreaktionäres Bild von Kindern und Jugendlichen, so wie es die Brandstifter, die mittlerweile wieder zu Biedermänner mutiert sind, die Nachkriegsgeneration gerne gehabt hätten. Brave Mädels die Gymnastik machen und nette Lausbuben die harmlose Streiche spielen, mit dem Fahrrad herumkurven und basteln und natürlich gibt darf ein zartes, harmloses Frühlingserwachen nicht fehlen.

Für die zeitgenössische Seherin ist dieses Bild gerade zu von provokativer Lächerlichkeit, doch nimmt man/frau sich Zeit genauer hinzusehen, so hat der Regisseur sehr bewusst dieses verzerrte Jugendbild eingesetzt, es ist ein Zerrbild einer ‚guten, alten Zeit‘, die von der deutschen Propaganda via Filmen und Wochenschauen vermittelt und vom Nachkriegsdeutschland nur zu gerne übernommen wurden, auch die verstaubten Jugendbuchverfilmungen nach Erich Kästners Klassikern ‚Das fliegende Klassenzimmer‘, Regie: Kurt Hoffmann, BRD 1954 usw. tragen diese miefige Patina. Erich Kästner, der selbst vom Regime verfolgt wurde, hat hier ohne weiters mitgemacht und das mag Bernhard Wicki gestört haben, denn er inszeniert den ersten Teil seines zweiten Films genau in diesem verlogenen Stil der Kästner-Familienfilme.

Und doch bricht immer wieder die scheinbare Glückseligkeit der jugendlichen Idealisten, sie sind alle 16 Jahre alt. Nachrichten von gefallenen Verwandten, Generationskonflikte, Feigheit und Flucht lassen auch diesen Schattengestalten des deutschen Nachkriegsfilms Zweifel an der vermeintlichen Tugendhaftigkeit des Kriegsdiensts aufkommen.
Schließlich endet der Film in einer ganz großen Katastrophe, in der Bernhard Wicki (leider) alle Register des Actionfilms zieht, was später den Film missverständlich macht, denn das jugendliche Publikum rezipiert den Film als gelungene Gewaltorgie nach italienischen und französischen Vorbildern und quittiert mit Applaus.

Aber es ist Bernhard Wickis Verdienst, dass er selbst die hartgesottenen Teenager der beginnenden 1960er Jahre nicht im Frieden, sondern mit einer großen apokalyptischen Schlusseinstellung entlässt, die auch heute noch verstörend wirkt.

Genau das macht „die Brücke“ zu einem zwiespältig und widersprüchlich Film. Im Gegensatz zur differenzierten Darstellung eines jugendlichen Idealisten im Krieg in den „Abenteuern des Werner Holts“ (DDR 1963) oder Andrej Tarkowskis „Iwans Kindheit“ (UdSSR 1962) schreckt Bernhard Wicki nicht vor sehr viel Dialektik zurück. Geschickt nützt er die Zerrbilder des deutschen, romantischen Films der Kriegs- und Nachkriegszeit und lässt das „Biedermeiertum“ im Inferno der Gewalt untergehen, was, und auch das war 1959 noch ein Tabu, die Protagonisten des Films, wie natürlich auch die deutschen Bürger zu Opfern des Krieges macht, was auch in den „Abenteuern des Werner Holts“, aber auch in George Roy Hills Dresdenfilm „Schlachthof 5“ (USA 1972) eindrucksvoll vorgeführt wird.

Bernhard Wickis widersprüchlicher Film hat die Zeit nicht überdauert. Obwohl er in den Kanon der wichtigen deutschen Filme aufgenommen wurde, ist dieser Film ohne Begleitung für ein aktuelles junges Filmpublikum, das die deutsche Gesellschaft zwischen 1933 und 1945 und natürlich auch die Nachkriegszeit, wenn überhaupt vom ‚Hörensagen‘ kennen, völlig unverständlich, wenn nicht sogar lächerlich bis unfreiwillig komisch, doch sollte man sich wirklich die Zeit nehmen und sich den Film genauer ansehen, dann wird man/frau mit einem ganz großen Klassiker des deutschen Nachkriegskinos belohnt, der besonders gemeinsam mit den „Abenteuern des Werner Holt“ ein unvergessliches Kinoabenteuer bietet, das konsequenter Weise mit Alexander Kluges Film „Abschied von gestern“ das Ende der Nachkriegszeit in Deutschland einleitet.

Filmtipps:
Die Brücke, von Bernhard Wicki, BRD 1959 (nach dem autobiografischen Roman von Manfred Gregor)
Iwans Kindheit, von Andrej Tarkowski, UdSSR 1962
Die Abenteuer des Werner Holt, von Joachim Kunert, DDR 1965 (Nach dem Roman von Dieter Noll)
Schlachthof 5, von George Roy Hill, USA 1972
Abschied von gestern, von Alexander Kluge, BRD 1967
Der gewöhnliche Faschismus, von Mikhail Romm, UdSSR 1965 (Dokumentarfilm)

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