Klagenfurt in der Kritik
Ist hier nichts los?

Foto: stock.adobe.com/astarot

In der jüngeren Bevölkerung mehren sich die Stimmen, dass es in Klagenfurt kaum leistbare Angebote zum Ausgehen und Unternehmungen gibt.

KLAGENFURT. Eine kürzlich im sozialen Netzwerk Instagram veröffentlichte Umfrage von „Klagenfurt Elite“ zeigt, dass vor allem die jüngere Bevölkerung der Landeshauptstadt gelangweilt scheint. Konkret wurde gefragt, was man aktuell in Klagenfurt unternehmen kann. Die recht eindeutigen und häufig negativ aufzufassenden Antworten reichten von „wegziehen“ über „mit dem Zug nach Villach oder Graz fahren“ bis hin zu „nichts“. So wird am liebsten in den City Arkaden, der CineCity oder bei McDonalds „abgehangen“. Als dies wirft kein gutes Bild auf die Lindwurmmetropole. Dass die Kritik der jungen Generation nicht von ungefähr kommt, zeigt sich auch beim Ausgehen und den selbst am Wochenende oft leeren Straßen und Plätzen der City. Wir baten daher drei Insider zum Gespräch über die Lage der Lokalszene in Klagenfurt und fragten zudem beim Klagenfurt Tourismus nach.

Probleme im Winter

Ein großes Problem orten die langjährigen Kenner der Lokalszene vor allem im recht mageren Angebot für die Wintermonate. „Aktuell wird von Frau Horny und dem Stadtmarketing alles bewusst auf den Lendhafen und den Benediktinermarkt konzentriert. Alles andere wird eher boykottiert“, sagt Wolfgang ‚Picco‘ Radda, Inhaber des GATES in Klagenfurt. „An besagten Plätzen gibt es zwar gute und erfolgreiche Ansätze, jedoch bleiben andere Lokalitäten auf der Strecke. Eine Verteilung der Aktivitäten auf die gesamte Innenstadt wäre von Vorteil. Positive Beispiele - wie etwa die DonnerSzenen im Sommer – zeigen, dass diese sehr gut angenommen werden. In den Herbst- und Wintermonaten sind solche Initiativen jedoch Mangelware“, so Radda.

Zu geringes Angebot?

Vielfach wird vor allem der generelle Mangel an Lokalen zum Ausgehen kritisiert. Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zeigt, dass noch vor rund 20 oder 25 Jahren keineswegs viel mehr Lokale in der Stadt angesiedelt waren. So zeigt eine Statistik der Wirtschaftskammer Kärnten, dass es Ende 2001 insgesamt 41 Discos und Bars, wovon 33 aktiv waren, gab. Ende 2023 kommt man hier auf eine Gesamtzahl von 45 Betrieben, wovon 43 aktiv sind. Das Angebot dürfte also zumindest quantitativ nicht schuld sein, denn trotz der vielen Lokale jammern die Klagenfurter, dass man nicht mehr richtig ausgehen kann. „Man kann nun sagen: Warum gehen die Leute nicht mehr aus oder wieso gibt es immer wenig ‚gute‘ Lokale? Einfach gesagt: Die Ausgehkultur hat sich verändert“, so Radda. Laut dem Gastronomen ist die neue Eventstage (Anm.: ehemals Bollwerk) am Südring ein Ansatz, der auch gut angenommen wird, jedoch die Leute wieder aus der Innenstadt wegzieht. „Noch vor 20 bis 25 Jahren war die Bardichte wesentlich angenehmer und qualitativ hochwertiger. Wir haben heute auch mehr Diskotheken als noch vor 30 Jahren, als das ‚Scotch‘ die einzige Disco in Klagenfurt war“, sagt Horst Warmuth, DJ-Legende aus Klagenfurt. Wolfgang Radda ergänzt, dass „die Leute das Angebot nicht mehr honorieren. Der klassische Klagenfurter geht eben lieber ins Wirtshaus und trinkt dort sein Bier.“

Geändertes Ausgehverhalten

„Ich möchte auch einmal ausdrücklich sagen: an Genehmigungen oder den Behörden – also sowohl den Ämtern als auch der Exekutive – liegen die Probleme sicher nicht. Diese bemühen sich wirklich sehr“, betont Wolfgang Radda. Vielmehr hat sich durch Corona das Ausgeh- und Konsumverhalten verändert. „Die Menschen wollen zwar, dass zig Lokale offen haben, aber sie konsumieren viel weniger“, sagt Georg Lexer vom Restaurant Leiten in Karnburg. „Die Leute gönnen sich mehr, aber sie kommen seltener zu Besuch. Ich dachte daher lange, dass das Geld das Problem ist – aber ich denke es ist viel mehr die Stimmung, die aktuell sehr negativ ist“, ergänzt der Gastronom. Ein positives Beispiel für die Belebung der Stadt ist der jährliche Altstadtzauber. Hier waren die Plätze und Gassen der Innenstadt auch im vergangenen Spätsommer bis auf den letzten Platz gefüllt. Horst Warmuth merkt an, dass „sich die Veranstalter bei derartigen Outdoor-Aktionen wie auch den DonnerSzenen oder dem AfterWork am Benediktinermarkt, einfach wohl fühlen, weil der Zuspruch des Publikums riesengroß ist.“ „Die Location ist dabei völlig nebensächlich“, so der dazu passende allgemeine Tenor der drei Szenekenner.

Fokus auf die Jugend

Viele Lokale setzen verstärkt auf die Jugend. „Ich werde beim Auflegen oft gefragt, wo man heutzutage noch hingehen kann. Wenn sich die Gastronomie hier ein wenig mehr auf die Generation 30 oder 35 plus konzentrieren würde, wäre sicher einiges möglich. Dabei geht es auch um die Qualität, denn mehr als 60 Prozent der Lokale haben ein Low-Budget-Konzept und zielen eher auf die Jugend ab“, betont Horst Warmuth. Die Kritik, dass sich die Lokale zu sehr auf jüngere Klientel fokussieren, bestätigt indirekt auch eine Stellungnahme von Helmuth Micheler, Geschäftsführer von Klagenfurt Tourismus: „Klagenfurt hat ein deutlich jüngeres Gästeklientel als der Rest von Kärnten. Aus deren Perspektive ist die Auswahl und Qualität der Bars und Fortgehmöglichkeiten definitiv zufriedenstellend. Laut unserer empirischen Gästeumfragen liegt die Zufriedenheit in Bezug auf Party- und Nachtleben in Klagenfurt mit einer Note von 1,6 deutlich über dem Kärnten-Schnitt von 2,2 und dem Österreich-Schnitt von 2,4.“ Vielerorts kommt es wohl auch darauf an, ob man die jüngeren Kunden in seinem Lokal haben möchte. „Diese Klientel gibt zwar mehr Geld aus, aber will man sie deswegen zwingend in seinem Lokal haben“, fragt sich Wolfgang Radda. Er spricht in diesem Zusammenhang auf das oftmals nicht akkurate Verhalten der jüngeren Generation an und berichtet von verwüsteten WC-Räumen und absichtlich verstopften Toiletten. Hinzukommt, dass die 20 bis 30-jährigen oft nicht in der Stadt verweilen. „Wir sind eben auch nicht Graz oder Salzburg, wo die Studenten für die Grundstimmung sorgen. Wir haben zwar auch eine große Zahl an Studenten, aber die fahren nach dem Unterricht wieder nach Hause oder kommen aus der Umgebung und bleiben somit nicht zum Fortgehen in der Stadt“, so Discjockey Warmuth. „Ich kann euch ganz genau sagen, wieso Klagenfurt keine Studentenszene hat: Klagenfurt ist die einzige Stadt der Welt, wo die Universität am Stadtrand im Sumpfviertel ist und umgekehrt das Messezentrum auf den teuersten Gründen in der City liegt“, ergänzt Radda.

Angebot erweitern

„Was bei mir auch unfassbar gut zieht, sind Angebote wie Darts oder Billard. Seit nebenan das ‚Snooker‘ (Anm.: ehemaliges Billardlokal auf der Geyerschütt) zugesperrt hat, standen immer öfter Leute mit ihrem Queue vor der Tür und fragten ‚Wo kann man denn jetzt noch spielen?‘. So habe ich mich dazu entschieden einen Billardtisch aufzustellen“, berichtet Wolfgang Radda. Das beliebte „Snooker“ schloss bereits vor über zehn Jahren. Seitdem gibt es außer dem renommierten Café Meran in der St. Peter Straße und vereinzelten Tischen in diversen Kneipen und Bars kaum ein Angebot für Billard- und Snooker-Fans. „Ich würde auch nie mehr ein Lokal aufsperren, wo man nur etwas trinken gehen kann. Die Mischung macht es aus“, so Radda.

Das Fazit

Klagenfurt hat gar nicht so sehr ein Problem. Die Menschen müssten nur mehr miteinander reden. Im Sommer ist übermäßig viel los, im Herbst und Winter sucht man dafür nach Ideen. „Wenn wir in diesen Monaten ein wenig mehr Initiative ergreifen würden, könnte sich schon etwas ändern“, sagt Georg Lexer. „Die Scheuklappen sind leider sehr groß“, wie Horst Warmuth anmerkt. So ist es kein Wunder, dass viele Ideen oftmals ungehört bleiben oder keine Zustimmung erhalten. „Man darf trotzdem nicht sagen, dass dieser oder jener Schuld ist. Es geht vielmehr darum, dass man sich nicht nur auf ein paar wenige Veranstaltungen konzentriert, sondern das Angebot ein wenig breiter macht und kleine Veranstaltungen mehr Wertigkeit erhalten“, so Lexer weiter. Wolfgang Radda etwa schlägt vor, nach dem Vorbild von Wien, sogenannte „Grätzlfeste“ zu machen. „Es gibt in Klagenfurt ein sehr gutes Kulturangebot, es wird nur nichts davon angenommen. Wichtig wären eine zentrale Koordination und ein Veranstaltungszentrum. Wenn hier ein wenig mehr passieren würde, könnte man die Innenstadt stark beleben“, so Radda. Das Lokalangebot war zwar früher definitiv etwas breiter, ist aber nicht der Hauptgrund für die Problematik. Helmuth Micheler dazu: „Ich orte aus Einheimischen-Perspektive mit den Entwicklungen im Lendhafenviertel, der Neupositionierung hinsichtlich Qualität bei der Event-Stage, die Nachfolge vom Stereo mit dem Fritz-Club durchaus positive Entwicklungen. Was im Vergleich zu früheren Zeiten abgenommen hat, sind Nachtlokale mit guter Live-Musik das ganze Jahr über wie es das Kamot, die Havanna Bar oder das Gallo Nero waren. Hingegen hat sich im Sommer durch den Afterwork-Markt, die Rooftop-Bar 1907 mit DJ-Sound, die DJ-Initiative „Walk the Line“, die Konzerte in der Osterwitzgasse und die DonnerSzenen eine breite Live-Musik-Kultur entwickelt.“ Ähnlich sieht dies Georg Lexer: „Ich glaube das Angebot in Klagenfurt ist schon vorhanden und auch durchaus gut.“ Trotz alledem hält sich der Wunsch nach weiterer Veränderung und mehr Zusammenarbeit innerhalb der Gastroszene. „Es ist so viel negative Energie vorhanden, da immer nur die Stadt zu beschuldigen ist falsch. Ohne Aktivität aus privater Hand, passiert zu wenig – wir müssen also selbst aktiv werden“, so Radda abschließend.

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