Klagenfurt

"Streetwork": Unmittelbarer Zugang ohne Hemmschwelle

Mit umfassenden Angeboten setzt sich die Organisation "Streetwork" für Menschen ein, die auf der Straße gelandet sind. Ihnen einen Platz in der Gesellschaft zu eröffnen, lautet das vorgeschriebene Ziel der Hilfseinrichtung.

KLAGENFURT. Von der Straße mitten in das Leben: „Streetwork Klagenfurt“ hat sich auf die Betreuung von Systembrechern unserer Gesellschaft spezialisiert, die von anderen Einrichtungen nicht mehr erreicht werden können. Als gemeinnützige Organisation machen ausgewiesene Betreuerinnen und Betreuer aus dem System gerutschte Menschen in bevorzugten Hotspots wie dem Bahnhof oder dem Schillerpark ausfindig. Um Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen, die Klienten aus dem eigenen Sumpf holen, motivieren und Unterstützung leisten, damit sich diese wieder erfangen.

Erreichbarkeit auf Augenhöhe

Jede größere Stadt verfügt über ein Milieu, das als problematisch angesehen wird. Menschen, die aus welchem Grund auch immer den Anschluss verloren haben und in ein Klientel gerutscht sind, wo sie alleine nicht mehr so einfach herauskommen. So ausweglos die Situation auch scheint, „Streetwork Klagenfurt“ nimmt sich noch so großer Probleme an und unterstützt jeden Hilfesuchenden. Ganz in diesem Sinne tauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation in die unmittelbare Lebenswelt von Außenseitern und Systembrechern ein, um deren Probleme, Sorgen und nicht zuletzt ihren Background zu erkennen und schließlich subtil reagieren zu können. Wenngleich der Wille zur Veränderung von den Personen selbst kommen muss, kann „Streetwork“ als Initiator fungieren und dazu anspornen, nicht zuletzt durch den Ausbau einer vertrauenswürdigen Arbeitsbeziehung zu dem Klienten. Wobei immer bei den individuellen Bedürfnissen angesetzt wird.

Ein breites Feld 

Wesentlich ist dabei eine unbürokratische und unkomplizierte Hilfeleistung. Niederschwellig sollen Personen ohne große Hürden Zugang zu den sie relevanten Angeboten erhalten. „Wir begeben uns unmittelbar in das Klientel hinein, um Personen, die sich auf Abwegen befinden, ausfindig zu machen. Durch diese Unmittelbarkeit sieht 'Streetwork Klagenfurt' sich auftuende Probleme früher als andere und kann entsprechend schnell agieren“, so Ernst Nagelschmied als Vorstand der Organisation, die 1994 gegründet wurde und stetig ihr Angebot erweiterte. Das Milieu ist ein sehr schwieriges, einen Zugang zu diesem zu bekommen ist enorm herausfordernd und bedarf viel Beziehungsarbeit im Vorfeld. „Streetwork Klagenfurt“ spezialisierte sich darauf und weiß stets, was im problematischen Klientel gerade angesagt ist, nicht zuletzt um sich darauf einstellen zu können: „Momentan steht der Drogenkonsum weit vorne, weshalb wir ein eigenes Drogen-Streetwork Abteil eigerichtet haben, das sich schwerpunktmäßig darauf spezialisiert.“ Sich auf Augenhöhe begebend, speist die Organisation ihre vertrauenswürdige Position den Klienten gegenüber insbesondere aus dem respektvollen und aufbauenden Umgang, der motivationsgebend und kraftschenkend ist, gleichzeitig aber auch zeigt, dass man von den Problemen nicht wegrennen kann: „Wenn es beispielsweise zu Gerichtsverhandlungen kommt, sind wir unterstützend für die Klienten da und führen ihnen die Wichtigkeit vor, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.“ Ganz in diesem Sinne begleitete die Organisation einige Schulabbrecher zu ihrem Pflichtschulabschluss. Ein großer Erfolg für die jungen Erwachsenen, der ihnen Motivation gab und den Weg ins Berufsleben ebnete.

Vielfältige Aktionen

Die zahlreiche Arbeitsprojekte sollen motivierend wirken und neben dem Selbstbewusstsein der Klienten auch sozialgesellschaftlich ihre Spuren hinterlassen. Es handelt sich dabei um Aktionen, die zum einen den Selbstwert der Klienten aufbauen, zum anderen aber auch sinnvoll für andere sind. Ein Projekt mit dem Titel „HydrantArt“ vermengte kreatives Schaffen mit notwendigen Restaurationsarbeiten: „Da die Hydranten in regelmäßigen Abständen gewartet und vom Rost befreit werden müssen, verbanden wir dies mit dem künstlerischen Aspekt, um auch etwas Schönes zu hinterlassen. So gaben die vielen positiven Rückmeldungen den Klienten Selbstvertrauen und Motivation.“ Andere Engagements wie Freizeitaktivitäten pushen die Hilfesuchenden und führen vor, welche Talente in ihnen schlummern: „Kletterprojekte, Laufgruppen oder Gartenarbeiten können dafür sorgen, dass sie sich fangen und positive Schritte machen, um sich selbst zu finden.“ Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie erneut Gräben aufgemacht und psychische Probleme vorangetrieben. So scheinen sich viele Klienten wieder zurückgezogen zu haben: „Mit Aktionen wie dem Klettern oder dem Adventskranz binden wollen wir dem entgegenwirken“, so Nagelschmid. Immer dem Ziel entgegen, verzweifelten Menschen eine Stütze zu sein. Jeder Einzelne, der Zugang zum gesellschaftlichen Alltagsleben findet, geht in die Erfolgsgeschichte der Organisation ein, die mit ihrem sozialen Engagement Tag für Tag Großartiges leistet.