Bischof Schwarz: "Es liegt ein lähmender Nebel über diesem Land"
„Die Verantwortungsträger müssen unter Hintansetzung des eigenen Vorteils und materiellen Gewinns handeln“, so Schwarz in einem Interview mit der Kirchenzeitung „Der Sonntag“.
Der Gurker Bischof Alois Schwarz hat in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Klagenfurt) zur politischen und gesellschaftlichen Situation in Kärnten Stellung genommen. Schwarz: "Für viele Menschen liegt zur Zeit ein lähmender Nebel über diesem Land. Man kann die vorhandenen Schneisen der Hoffnung und die Wege der Zuversicht nicht mehr erkennen."
Wertegefüge aus dem Lot
Das Wertegefüge sei aus dem Lot gekommen, kritisierte Schwarz. Das Problem sei, dass "die Grundordnung des Lebens nicht mehr respektiert wird".
„Ohne Hinansetzung des eigenen Vorteils und materiellen Gewinns handeln!“
Der Bischof rief die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortungsträger auf, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und Systemen und unter Hintansetzung des eigenen Vorteils und materiellen Gewinns zu handeln.
Ohne Grundkenntnisse der katholischen Soziallehre
Im vorigen Jahrhundert hätten Politiker noch allgemeine Grundkenntnisse der katholischen Soziallehre besessen. Bei allen in Einzelfragen unterschiedlichen politischen Positionen habe dies einen gemeinsamen Wertekonsens zur Problemlösung gefördert und ermöglicht. Damit habe man wesentlich den sozialen Frieden sichern können, so der Kärntner Bischof. Er erinnerte auch an das Zweite Vatikanische Konzil, das vom "ehrenvollen Beruf des Politikers" spricht.
Appell beschränkt sich nicht auf Kärnten
Er wolle seinen Appell aber nicht nur auf Kärnten beschränkt wissen, so Bischof Schwarz, denn die gegenwärtige weltweite wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Krise zeige den allgemeinen Bedarf nach einer neuen Wertorientierung. Sie müsse ein sinnvolles Handeln und soziales Wirtschaften verlässlich und nicht nur modisch-kurzfristig fördern und begründen.
Das „persönliche religiöse Menü“
Viele Menschen stellten sich nach ihrem persönlichen Empfinden ihr persönliches Menü an religiösen Vorstellungen und Lebensbedürfnissen zusammen und würden auch entsprechend beliebig handeln. Schwarz: "Sie denken nicht mehr daran, dass sie in gleicher Weise wie für sich auch vor Gott, aber auch dem Nächsten gegenüber, ihr Leben verantwortlich zu gestalten haben."
„Letztendlich trägt jeder Verantwortung“
Der Bischof wies auch darauf hin, dass nicht nur politisch und wirtschaftliche Führungskräfte, sondern letztlich jeder Verantwortung trage. Deshalb gelte es, das Bewusstsein zu stärken, "dass jede und jeder die Welt zum guten mitgestalten, mittragen und so verändern kann". Letztlich komme es auf jeden Einzelnen an, "ob es in der Welt gut geht und die Menschen auf dieser Erde persönlich und miteinander gut unterwegs sind, wohin Gott uns alle gerufen hat: zur ewigen Glückseligkeit in ihm."
Quelle: kathpress.at
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