Landesrätin Sara Schaar
Frauenquote ist ein Mittel zum Zweck

Frauenreferentin Sara Schaar: „Gleichen Lohn für gleiche Arbeit werden wir nur durch volle Lohntransparenz erreichen können.“ | Foto: proimageaustria
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  • Frauenreferentin Sara Schaar: „Gleichen Lohn für gleiche Arbeit werden wir nur durch volle Lohntransparenz erreichen können.“
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Internationaler Frauentag: Kärntens Frauenreferentin, Landesrätin Sara Schaar im WOCHE-Interview über „Gehaltsschere“, Frauenquote, Frauen in Führungspositionen und die Landesinitiative „Frauenpower 4.0“.

WOCHE: Weshalb braucht es den Internationalen Frauentag am 8. März im 21. Jahrhundert noch?
SARA SCHAAR:
Es gibt starke Frauen quer über den Erdball verteilt, dennoch sind Frauen in vielen Ländern der Welt nach wie vor rechtlos und werden als Menschen zweiter Klasse behandelt. Auch in Österreich gibt es noch einiges zu tun, um echte Chancengleichheit herzustellen. Errungenschaften, wie das mühevoll erkämpfte Frauenwahlrecht, sind noch nicht alt und leider gibt es auch immer wieder Bestrebungen, das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Rechte von Frauen wieder einzuschränken. Das mag die Einzelne nicht immer spüren, dennoch zeigen Zahlen, Daten und Fakten ein anderes Bild. Aktuelle Themen wie Gewalt gegen Frauen, die Lohnschere und die Aufteilung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit zeigen, dass es noch viele Schritte in Sachen Gleichstellung braucht.

Im EU-Schnitt verdienen Frauen um 16 Prozent weniger als Männer, arbeiten im Vergleich zwei Monate „umsonst“. Weshalb sind Frauen gezwungen, um ein geringeres Gehalt als ihre männlichen Kollegen zu arbeiten?
In Kärnten verdienen Frauen sogar rund zwanzig Prozent weniger als Männer! Besonders deutlich zeigen sich die Einkommensunterschiede in der Pension, wo Frauen im Schnitt über vierzig Prozent weniger bekommen. Hier spielt natürlich viel mit hinein, wie die Berufswahl, -unterbrechungen und Teilzeitarbeit durch Familien- und Hausarbeit. Traditionelle Rollenbilder wirken noch immer stark, da braucht es noch viel Sensibilisierungsarbeit. Gleichen Lohn für gleiche Arbeit werden wir nur durch volle Lohntransparenz erreichen können. Frauen wissen oft gar nicht, wie viel ihre männlichen Kollegen verdienen. Entscheidend ist auch, dass Frauen selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen gehen und wir in tradierten Frauenberufen männliche Kollegen brauchen und umgekehrt, denn erfahrungsgemäß sind in männerdominierten Berufsgruppen die Löhne höher.

Was denken Sie, wenn Sie das Wort „Frauenquote“ hören?
Solange Frauen in Spitzenpositionen unterrepräsentiert sind, sind Quoten ein adäquates Mittel, um den Anteil an Frauen zu erhöhen. Ich bin auch überzeugt davon, dass die Zeit reif für mehr Frauen an der Spitze ist, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Und die Erfahrung zeigt, dass man mit Freiwilligkeit, gerade wenn es um Macht, Einfluss und Geld geht, wenig erreicht. Man braucht sich nur die aktuellen Zahlen bei Aufsichtsrätinnen und Vorstandsmitgliedern ansehen: Bei Aufsichtsrätinnen haben wir Quoten, diese Anzahl steigt, bei Vorstandsmitgliedern nicht, da sinkt die Anzahl an weiblichen Mitgliedern in Österreich. Dass wir aber genügend qualifizierte Frauen haben, zeigt auch die hohe Zahl an Hochschulabsolventinnen.

Wie ist es Ihnen als Frau in der Politik in Ihren Anfängen ergangen? Welche Rolle hat Ihre Jugendlichkeit gespielt?
Ich persönlich habe mir nie viele Gedanken gemacht, wie viele junge Frauen, die heute tagtäglich ihre Frau stehen. Es war mir immer wichtig, keine Unterschiede zu machen, meine Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen – und so wurde ich auch nie darauf reduziert. Dennoch, bei näherem Hinsehen fällt sofort auf, dass Frauen in der Politik oder auch in Führungspositionen in der Wirtschaft unterrepräsentiert sind und Rollenklischees vorherrschen, die es – nach wie vor – zu durchbrechen gilt.

Warum braucht das Land mehr Frauen in der Politik und in Führungspositionen in der Wirtschaft?
Frauen machen in Kärnten über die Hälfte der Bevölkerung aus – deshalb braucht es sie logischerweise auch in den Führungsetagen! Frauenpolitik ist Gesellschaftspolitik und es kann nur hilfreich sein, Frauen sowie auch junge und erfahrene Personen auf allen Ebenen miteinzubinden. Es ist wichtig, dass Frauen bei Entscheidungen mitwirken, denn sie bringen neue Sichtweisen ein und gehen an die Lösung von Problemen mitunter anders heran. Gerade auch für Mädchen und junge Frauen sind weibliche Vorbilder in höheren Positionen sehr wichtig.

Die Frauen-Arbeitslosigkeit in Kärnten hat 2018 um 5,9 Prozent abgenommen, im Jänner 2019 um 3,2 Prozent. Was kann die Politik tun, um die Zahl der arbeitslosen Frauen weiter zu senken?
Eine Maßnahme vonseiten des Frauenreferates, um die Frauenerwerbsquote zu steigern und Frauen eine existenzsichernde Grundlage zu schaffen, ist der Frauenbildungsfonds. Durch die von uns geförderten Qualifizierungsmaßnahmen sollen nicht berufstätige Frauen und Wiedereinsteigerinnen bessere Chancen am Arbeitsmarkt bekommen und ein Einkommen, von dem sie auch leben können. Des Weiteren arbeiten wir, nicht nur erst seit dieser Periode, an einer guten, flexiblen Kinderbetreuung. Das von Landeshauptmann Peter Kaiser eingeführte Kinder-Stipendium befindet sich bereits mitten in der Umsetzung hin zu einer beitragsfreien Kinderbetreuung, was vor allem Kindern Chancengleichheit bietet und Müttern die Möglichkeit, wieder in den Erwerbsarbeitsprozess zu gelangen, damit sie vor Altersarmut geschützt werden.

Stichwort „Frauenpower 4.0“: Wobei handelt es sich bei dieser Initiative des Landes Kärnten?
Frauenpower 4.0 ist der Titel unseres Schwerpunkts im Frauenreferat. Ab Mai gehen wir mit Veranstaltungen in die Kärntner Bezirke, um bei den Frauen und auch Männern vor Ort zu erfahren, wo der Schuh drückt: Wie ist der Status quo, welche Probleme gibt es, welche Maßnahmen und Hilfestellungen braucht es, neben den politisch bereits bekannten Schwerpunkten? Im Mai geht es in Oberkärnten los. Dazu lade ich bereits heute ein teilzunehmen.

Was steht bei Ihnen am Internationalen Frauentag auf dem Programm?
Ein Fixpunkt zum Internationalen Frauentag sind die Kärntner Frauenfilmtage, die quer durch Kärnten noch bis 10. März stattfinden. Was mich besonders freut: Es gibt viele Initiativen und Organisationen, die mit Veranstaltungen rund um den 8. März auf den Internationalen Frauentag hinweisen, denn es waren auch zu Beginn 1911 die Frauen, die sich zusammengeschlossen haben und für Frauenrechte gekämpft haben. Das Land Kärnten lädt unter dem Motto „Sei selbst und bewusst!“ am 9. März um 19 Uhr zu einem Fest in den Lake-Side-Park ein. Der Eintritt ist frei!

ZUR PERSON
Landesrätin Sara Schaar
ist 34 Jahre jung, lebt in einer Lebensgemeinschaft und ist in Spittal an der Drau zu Hause. Ab 2011 war sie SPÖ-Bezirksgeschäftsführerin in Spittal, 2015 schloss sie ihr Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Klagenfurt ab und seit 12. April 2018 gehört sie der Kärntner Landesregierung an.

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