„Parteitag bereits im Herbst möglich“

SP-Hoffnung Gerhard Köfer spricht von einer Neugründung der SPÖ und „dramatischen Personalveränderungen“

WOCHE: Wie schätzen Sie die politische Situation nach den Landtagswahlen ein?
Köfer: Sie ist für alle Parteien schwierig. Fürs BZÖ, weil sie jetzt die absolute Allmacht im Land besitzt. Sie müssen niemanden mehr fragen. Das ist ein Vor- und ein Nachteil. Der Nachteil ist, dass man auch für alles verantwortlich gemacht wird in fünf Jahren. Und die Situation im Land ist nicht rosig.
Und für die SPÖ?
Für sie ist es insofern leichter geworden, weil sie in Kärnten nur mehr sehr wenig Einfluss besitzt und sich auf die Referate zurückziehen wird müssen, die vom BZÖ verteilt werden. Das ist eine Möglichkeit, wieder anzugreifen und das Ergebnis in fünf Jahren wieder deutlich zu verbessern. Die ÖVP hat in Wahrheit gar nichts mehr zu reden, sie biedert sich mit aller Kraft beim BZÖ an. Letztendlich machen sie es sehr günstig – ein zweiter Landesrat, das Finanzreferat, das alles spielt sich nicht.
ÖVP und SPÖ dürfen das BZÖ nicht aus der Verantwortung entlassen?
Eine Koalition zu schaffen, die der Wähler nicht wollte, wäre Wählertäuschung, das kann man nicht machen.
Viele sehen die roten Bürgermeister, die durch die Bank Prozente verloren haben, als geschwächt.
Ich bin nicht geschwächt, es hat sich ja nichts geändert. Diese Walze hat sich durchgezogen, die kann sich niemand erklären. Der Wähler hat Recht. Wirklich weh tut es mir persönlich nicht.
Wie soll es mit der Kärntner SPÖ weitergehen?
Sie ist in der Phase fast bis zur Neugründung. Man muss sich alle Strukturen, auch in den Bezirken, überlegen, von den Sekretariaten bis zu den Bezirksausschüssen. Wir haben personelle Veränderungen im Land vorzunehmen, ohne Tabus.
An Haupt und Gliedern?
Das Wort Haupt werden Sie von mir nicht hören. Es wird personell dramatische Veränderungen geben. Die Zeit, als es hieß, Villach und Klagenfurt müssen in der SPÖ vertreten sein, muss vorbei sein.
Veränderungen auch an der Spitze der Kärntner SPÖ?
Natürlich. Wenn, dann überall. Vom Landesparteisekretär bis hin zum Klubobmann und den Regierungsmitgliedern. Wenn es eine Neue oder einen Neuen gibt, muss der oder die die Kraft haben, durchzuregieren.
Wann soll es dazu kommen?
Deadline ist sicherlich der Parteitag.
Im Herbst 2010?
Das wäre der spätestmögliche Termin. Wobei die jetzt in Verantwortung Stehenden angehalten sind, den Termin früher anzusetzen.
Bis Ende 2009?
Wir glauben, dass dieser Parteitag auch nach vorne verlegt werden kann. Die Probleme der SPÖ könnten in einem kürzeren Zeitraum bewältigt werden. Dann wäre ein Parteitag im Herbst 2009 oder im Frühjahr 2010 möglich.
Wären Sie einer, der die Partei übernehmen würde?
Erstens bin ich mit 60 Prozent gewählter Bürgermeister, zweitens sollen sich die Gremien im Land mit den geeignetsten Kandidaten beschäftigen. Wir haben viele Persönlichkeiten, die das machen könnten. Ob ich dabei bin oder nicht, zeigt die Diskussion. – Jetzt zu sagen, ich wäre ein Kandidat, dazu fehlen mit im Moment die Begeisterung und die Zeit. Ich bin wahrscheinlich einer von vielen.
Wahrscheinlich gibt es aber nicht viele, die sich das jetzt antun würden.
Da nehme ich auch an.
Was wären die Eckpunkte einer neuen SPÖ?
Unser Programm wäre neu zu definieren: Die Frage, ob wir noch die Vertreter der klassischen Arbeiter sind. Ob uns die Jugend abnimmt, was wir für sie wollen. Wir müssen zeitgemäßer und flotter werden.
Uwe Sommersguter