,Spüre die Sehnsucht‘
Ein Don Quichotte im Kampf gegen den Zeitgeist? LH Dörfler sieht sich eher als einen, der „Trends erkennt“.
WOCHE: Sie orten durch die Krise auch positive Veränderungen – inwiefern?
Dörfler: Menschen entwickeln in dieser Krisenzeit ein Wir-Gefühl. – Es ist eine wichtige Aufgabe für mich, Landesvater und Menschenversteher zu sein.
Ihr politischer Bewegungsspielraum ist stark gesunken.
Der ist leider Gottes ein defensiver. Wir haben den Spardruck dort, wo es noch Spielraum gibt – etwa im Sport, da müssen Subventionen um 20 Prozent gekürzt werden. Das wird bei Mannschaften bedeuten: einen Legionär weniger, das kompensiert dafür der Nachwuchs.
In den Gemeinden ist der Spardruck enorm, aber der Spielraum gering.
Ja, mancher Kunstrasenplatz wird nicht kommen. Ich sehe das nicht dramatisch: Die Menschen erwarten sich, dass der Landesvater wie ein Familienoberhaupt das Sparen vorlebt.
Wie tun Sie das?
Indem ich ein Sparmeister bin und keine eitlen Selbstbeweihräucherungsaktivitäten setze.
Vielen fehlen Ihre Visionen.
Das stimmt nicht. Meine Vision ist, Kärnten als Umweltstandort weiterzuentwickeln – Elektromobilität, Alternativenergie …
…aber hier sind nur erste ganz zarte Ansätze zu sehen.
Schon klar, aber ich bin kein Dampfplauderer, der über Visionen spricht, die budgetär nicht umsetzbar sind.
Was wird man sich künftig nicht mehr leisten können?
Bei den Events wird man den Veranstaltern klar machen müssen, dass die gleiche Leistung für weniger Geld möglich sein muss. Wenn Vertragsverhandlungen anstehen, ob bei Beachvolleyball, Ironman oder Starnacht, müssen die Budgets adaptiert werden. Ich kann ja nicht im Sozialbereich sparen und gleichzeitig die Eventagenturen vergolden.
20 Prozent weniger Subvention für Jagerhofer & Co.?
Mindestens.
Auch auf die Gefahr hin, dass die Veranstalter mit Abwanderung drohen?
Beachvolleyball und Ironman kann ich nur am Wörthersee machen.
Was soll denn aus dem Stadion, das 100 Mio. Euro verschlingt, werden, sollte der SK Austria Kärnten absteigen?
Wir sind Länderspielfixstandort für zwei Spiele, ich gehe von zwei Eishockeyspielen und etwa zwei großen Konzerten aus – dann habe ich sechs Großveranstaltungen pro Jahr. Mit oder ohne Austria.
Die Adventzeit naht, viele Kärntner leiden in der Krise.
Man sieht, dass die Menschen sparsamer sind. Das bedeutet mehr Emotion. Die Konsumwelt ist ja überdreht. Weihnachten hat sich zu einem Fest der Wegwerfgesellschaft entwickelt.
Sie präsentieren sich als Don Quichotte gegen den Zeitgeist. Gefallen Sie sich in der Rolle?
Ich erkenne Trends früher, spüre die Sehnsucht der Menschen.
Werden solche Ansichten nicht der Kirche zugeschrieben?
Es ist die Aufgabe des Landeshauptmannes, den Menschen Wegzeichen zu geben. Das Geld das man sich jetzt spart, kann man sehr gut im Frühjahr für den Hausgarten verwenden. Der Gemüsegarten bekommt als Haushaltsversorger eine neue Funktion.
Selbstgezüchtetes Gemüse als Ausgleich zu sinkenden Einkommen?
Das ist ein Teil, der zweite Teil ist, dass die Menschen draufkommen, dass sie sich in der oberflächlichen Wegwerfgesellschaft verirrt haben. Die Werbung hat sie verführt.
Können sich Familien das Schifahren noch leisten?
Mir ist es wichtig, Familien mit Kind das Schifahren zu erleichtern. Aber es ist in der Tat so, dass es sich viele nicht mehr leisten können – dann wird Schisport zum Luxus, wie Golfsport, das soll es nicht sein.
Lassen Sie sich gegen Grippe bzw. H1N1 impfen?
Nein. Ich vertraue meiner körperlichen Konstitution. Ein Tee ist viel wichtiger. Ich erinnere an die Vogelgrippe: die Pharmakonzerne haben das Geschäft gemacht. Ich sage nein zu dieser Hysterie.
Sommersguter
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