Streit um Onlineportal eskaliert
"Nestbeschmutzer" und "Das ist mir zu blöd": Ton zwischen Stadt und Tourismusverband wird rauer.
Keine Lösung in Sicht ist im "Machtkampf ums Stadtmarketing", von dem die WOCHE berichtete. Im Gegenteil: Auf die Vorwürfe von Touris-musobfrau Waltraud Fresenberger reagiert der angesprochene Vizebürgermeister Albert Gunzer mit einer schriftlichen Stellungnahme: "Ich bin entsetzt über die Vorgangsweise, die Frau Fresenberger hier an den Tag legt." Alle offenen Fragen in Bezug auf das geplante Online Shoppingportal seien in mehreren Sitzungen geklärt worden, Fresenberger selbst habe ihre Zustimmung gegeben. Für Gunzer ist das Thema auf Nachfrage erledigt: "Ich nehme zur Kenntnis, dass es Nestbeschmutzer gibt, und will nicht weiter darüber reden.
Politische Entscheidung
Auch Fresenberger hat resig-niert: "Ich habe mitgestimmt, weil es ohnehin egal ist, was wir sagen. Mir ist das zu blöd." Dem stimmt Max Habenicht – Vertreter der Wirtschaftskammer im Stadtmarketing – zu: "Der Aufsichtrat muss wieder unpolitisch besetzt werden. Man hat uns rausgeworfen, und nun setzt Gunzer alles, was ihm passt, an der Generalversammlung vorbei im Aufsichtsrat um." Fünf Mitglieder hat der Aufsichtsrat, trotz Gegenstimmen des SPÖ- und des ÖVP-Mitglieds sei das Shoppingportal beschlossen worden.
Portal ohne Konzept?
Das Onlineportal soll, so Gunzer, ein Wunsch der Kaufmannschaft gewesen sein. "Ja, die Idee kam von der Interessengemeinschaft Fußgängerzone. Finanzreferent Gunzer wurde gefragt, ob es grundsätzlich Geld dafür gebe", erklärt Fresenberger. Problematisch sei die Umsetzung: "Unsere Fragen wurden von den sogenannten Experten mündlich mit viel Blabla beantwortet. Auf ein schriftliches Protokoll warten wir bis heute." Dass mit dem Portal die Kaufkraft in Klagenfurt gehalten werden soll und alle Betriebe profitieren, ist für sie fraglich: "Es gibt bei uns Geschäfte, die nicht einmal eine Bankomatkasse haben, geschweige denn sich mit dem Thema Online auseinandersetzen." Und Habenicht fügt hinzu: "Die Arbeitsweise ist unerträglich, dilettantisch und nicht zielführend."
Vorsichtig aus Erfahrung
Auch Kritik an der Vertragsverlängerung der Geschäftsführerin ist für Albert Gunzer unverständlich: "Was hat eine unternehmerische Besetzung mit der Wahl zu tun?" "In der Vergangenheit viel", stellt Waltraud Fresenberger fest und verweist auf das Jahr 2005: Nach dem Wechsel zwischen BZÖ und ÖVP in der Verantwortung für das Stadtmarketing wurde der Vertrag des Geschäftsführers vorzeitig gelöst. Die Begründung damals: "Die Gesprächsbasis zwischen einzelnen Akteuren im Stadtsenat und Stadtmarketing war nicht die beste." Ein ähnliches Szenario befürchten Unternehmer nach der Wahl 2015.
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