Interview

Matthias Dollinger: "So lässt man die unteren Ligen sterben"

Der Ex-Profifußballer und Sportlicher Leiter des ASK Klagenfurt, Matthias Dollinger, spricht im WOCHE-Interview über den Abbruch der Unterhaus-Meisterschaften, die jüngsten Aussagen von Ex-Teamkollege Andreas Dober, den Meisterschaftsstart 2020/21 und warum man die unterklassigen Mannschaften nicht sterben lassen darf ... 

WOCHE: Als Sportlicher Leiter des ASK Klagenfurt (Anm.: Tabellenführer Unterliga Ost) sind Sie auch vom Abbruch der Unterhaus-Meisterschaften ohne Auf- und Absteiger betroffen.  Wie beurteilen Sie die Entscheidung?
MATTHIAS DOLLINGER: Die Gesundheit geht vor, die Regierung will die Leute schützen. Das verstehe ich und das wird auch jeder so akzeptieren. Sportlich gesehen ist das für uns natürlich ganz bitter.Du stellst eine aufstiegsfähige Mannschaft zusammen, läufst zu den Sponsoren und am Ende bringt dir das alles nichts. Wir wollten heuer unbedingt in die Kärntner Liga aufsteigen. Jammern hilft jetzt aber keinem, wir müssen die Entscheidung akzeptieren und die Ärmel hochkrempeln. Zum Glück halten unsere Sponsoren zu uns, darüber bin ich sehr froh.

Jammern hilft keinem sagen Sie, dennoch überlegen einzelne Vereine in ganz Österreich jetzt, eine Klage einzureichen. Auch Ihr Ex-Teamkollege Andreas Dober hat sich dazu diese Woche vehement geäußert ...
Ich habe mit Andi lange bei Rapid Wien zusammengespielt. Er war noch nie jemand, der sich ein Blatt vor den Mund genommen hat. Trotzdem ist eine Klage meiner Meinung nach keine Option. Das ist viel leichter gesagt als getan. Das Problem ist ja, dass du nie alle Vereine zufriedenstellen kannst. Die Entscheidung wird man nicht ohne Grund so getroffen haben. Deshalb: Ärmel hochkrempeln und nach vorne schauen. 

Sportminister Werner Kogler hat angedeutet, den Meisterschaftsbetrieb generell zu überdenken, solang es keinen Impfstoff oder Medikament gibt. Gehen Sie von einem Meisterschaftsbeginn im August aus?
Alles andere als ein regulärer Start der neuen Meisterschaft wäre ein Wahnsinn. Das ist für mich nicht denkbar. Wenn man erst 2021 im Frühjahr wieder spielen könnte, wäre das für viele Vereine der Tod.

Der Unterhaus-Fußball steht still, die beiden höchsten Spielklassen werden aber fortgesetzt. Ist das gerechtfertigt?
Geld regiert die Welt. Das klingt hart, ist aber leider so. Du kannst die Ligen nicht stoppen. Alleine an den Fernsehgeldern hängt so viel. Man darf aber die unteren Ligen nicht einfach vergessen. Auch die Spieler im Amateurbereich bekommen Aufwandsentschädigungen von den Vereinen. Die Jungs planen ja auch finanziell damit. Wenn dann plötzlich 400 oder 500 Euro an Einnahmen fehlen ist das für die auch nicht ideal. Wenn nur ganz oben gespielt wird und sonst nicht lässt man so die unteren Ligen sterben.

Ihr spielt nächste Saison erneut in der Unterliga Ost. Mit welchen Erwartungen?
Wir haben eine tolle Mannschaft, werden auch in der nächsten Saison mit dem gleichen Kader angreifen. Wir wollen wieder um den Aufstieg mitspielen. Das wird noch schwieriger als heuer, da auch die zweite Mannschaft der Austria Klagenfurt unbedingt hinauf möchte. Heuer hätten wir schon einen kleinen Puffer gehabt. 

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Zur Person: Matthias Dollinger (40) ist Ex-Profi-Fußballer (GAK, Rapid Wien, LASK, Austria Kärnten) und siebenfacher ÖFB-Nationalspieler. Seit zwei Jahren ist der Klagenfurter als Sportlicher Leiter bei Unterliga-Verein ASK Klagenfurt tätig.