So viel bio steckt im Bezirk
80 Biobauern bewirtschaften 2.926 Hektar: Wir unterziehen unsere Region dem „Bio-Check".
BEZIRK TULLN (bt/mp). Immer mehr Konsumenten wollen mit gutem Gewissen genießen. Bio allein ist gut, noch besser sind Bio-#+lebensmittel aus der Region.
"Bio-Lebensmittel kommen bei den Konsumenten gut an. Aber es gibt Unterschiede zwischen 'bio' in Massenproduktion und 'bio', das von Kleinbauern kommt und deshalb nachhaltiger und besser ist", erklärt Helga Moser vom Naturkost-Geschäft Moser in der Leopoldstraße.
Was die Anzahl der Höfe und das Ausmaß der Fläche betrifft, liegt der Bezirk Tulln in Niederösterreich jedoch nicht gerade im Spitzenfeld. "Warum es bei uns weniger ist, kann ich auch nicht sagen. Wir haben aber laufend Betriebe die umstellen", sagt Hermann Dam, Obmann der Landwirtschaftskammer Tullnerfeld. Konventionell und bio, beide Formen haben für ihn ihre Berechtigung.
Unterstützen und vorbeugen
"Für mich war klar, entweder wir bringen den Betrieb rentabel und bio hin, oder ich steige generell aus", erinnert sich Anton Kopp aus Atzenbrugg. Im Jahr 2008 haben seine Frau Beate und er umgestellt, die Milchviehhaltung aufgegeben, Obst-, Wein- und Ackerbau fokussiert. Und: Die "Chemiekeule" von ihrem Hof verbannt. "Es gibt keine synthetischen Düngemittel, es wird aber auch gespritzt, mit Mitteln wie Backpulver und Schmierseife", erklärt der Landwirt. Backpulver beschleunigt nach Regen im Weingarten den Trockenprozess der Blätter, was Pilze schwieriger eindringen lässt.
"In der Natur gibt es ein Gleichgewicht. Wenn ich einmal mit der Chemie reinfahre, störe ich das und ein Schädling kann Überhand nehmen. Bio unterstützt die Natur", so Kopp.
Ertrag ist nicht vergleichbar
"Geringerer Ertrag, mehr Geschmack", so lautet das Motto der Familie, denn ein Biobauer muss mit Ausfällen und Unkraut leben können. Besonders bei Obst kann dafür der Unterschied am Gaumen deutlich werden. "Mehr als die Hälfte kauft unsere Marillen nicht, weil sie bio sind, sondern weil wir jeden Tag, manchmal sogar zwei Mal pflücken." Erst in den letzten Tagen am Baum werden die Aromastoffe eingelagert.
"Den Trend spüren wir ganz eindeutig. Uns gäbe es nicht, wenn der Konsument nicht in die Richtung bio und regional nachfragen würde", sagt das Ehepaar aus Atzenbrugg, dessen Obst und die daraus hergestellten Produkte im Umkreis von 20 Kilometern angeboten werden.
Auch Helga Moser bietet die Äpfel aus ihrem Garten in ihrem Laden an und weiß: "Die Sachen kosten vielleicht ein bisschen mehr, aber man sollte sowieso bedachter einkaufen." Der Trend ist für sie leicht erklärbar, denn "die Menschen haben immer mehr Allergien und Krankheiten. Das kommt von den ganzen Zusatzstoffen und zu viel Zucker in anderen Lebensmitteln – mit natürlicher Nahrung geht es ihnen besser."
Willkommene Bestätigung
Wenn Außenstehende keinen Unterschied zu konventionellen Feldern erkennen, dann ist das Balsam für die Seele der Kopps. Nun kehrt aber auch auf ihrem Biohof der Winter ein und die Stämme der Obstbäume sind durch einen weißen Anstrich vor dem Frost geschützt.
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