Stadt Krems
Gedenken an Kremser NS-Opfer im Museum Niederösterreich in St. Pölten

Agnes Rudolf und Regina Redlinghofer | Foto: privat
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  • Agnes Rudolf und Regina Redlinghofer
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Der Kremser wurde in Berlin hingerichtet, weil er den Dienst mit der Waffe verweigert hat.

KREMS/ ST: PÖLTEN. Die Dauerausstellung im Haus der Geschichte des Museums Niederösterreich in St. Pölten wurde vor Kurzem erweitert. Der neue Bereich befasst sich unter anderem mit 15 Biographien von Personen, die durch Nationalsozialisten verfolgt wurden. Eine davon umreißt die gut dokumentierte Geschichte des Kremsers Rudolf Redlinghofer. Vor 82 Jahren wurde er am 11. Jänner 1940 in Berlin-Plötzensee wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ durch die Guillotine hingerichtet. Er hinterließ damals seine Frau Agnes und seine zweijährige Tochter Regina.

Gesetz Gottes ist stärker

Im 1. Weltkrieg kämpfte er noch für das Vaterland, doch 1939 lehnte er den Einberufungsbefehl ab. Warum dieser Sinnenwandel? Zwischenzeitlich wurde er Anfang der 1930er Jahre ein Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals häufig genannt wurden. Die schriftliche Antwort Rudolfs an das Wehrmeldeamt Krems bezüglich der Einberufung zu militärischen Übungen enthält dazu folgende Begründung: „Man muss aber Gott mehr gehorchen als Menschen.“ In einem seiner Briefe aus der Haftanstalt Berlin Alt-Moabit an seine Frau führt er dies weiter aus: „…mit der Waffe in der Hand meinem Nächsten gegenübertreten und ihn töten, nein, das kann ich nicht mit meinem Gewissen und dem Gesetz Gottes in Einklang bringen.“

Straße erinnert an ihn

Was er vermutlich nicht wusste: der St. Pöltener Anton Streyczek, ein guter Freund Rudolfs, wurde nur 20 Tage zuvor, ebenfalls in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Er war der erste Zeuge Jehovas aus Niederösterreich, der aus demselben Grund sein Leben verlor. In St. Pölten wurde zu seinem Andenken eine Straße nach ihm benannt.
Jehovas Zeugen gehörten zu einer der Minderheiten, die während des Holocausts brutal verfolgt wurden. Stellvertretend für hunderte Einzelschicksale findet man an diesem würdigen Gedenkplatz im Museum Niederösterreich Rudolf Redlinghofers Lebensbericht. Außerdem sieht man den sehr berührenden Abschiedsbrief an seine Familie, den er wenige Stunden vor seiner Hinrichtung schrieb.

Wiederherstellung der verletzten Ehre

1998 wurde Rudolf Redlinghofer von der Republik Österreich rehabilitiert. Dadurch wurde klargestellt: Gewissenstreue ist kein Verbrechen, sondern eine der Grundsäulen menschlicher Integrität! Auch wenn nicht jedes einzelne Opfer einen offiziellen Ort der Erinnerung bekommt, darf es nicht in Vergessenheit geraten. Dieser Teil unserer Geschichte dient einerseits als Mahnung für uns. Eine derartige Massenvernichtung von Menschenleben darf keinen Platz in unserer Zukunft finden. Andererseits liefert sie auch viele Vorbilder, die nicht gewillt waren gegen ihr Gewissen zu handeln, nicht einmal unter Todesandrohung.
Museen bieten wertvolle Plattformen für die Aufarbeitung der Vergangenheit. Sie machen unsere Geschichte greifbar und vermitteln: Lernen beginnt mit der Erinnerung.

Agnes Rudolf und Regina Redlinghofer | Foto: privat
Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten | Foto: privat

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