Gottfried Gusenbauer zu Anschlag auf Meinungsfreiheit: "Eine wichtige Aufgabe der Kunst ist, mit Tabus zu spielen"

Gottfried Gusenbauer ist Direktor des Karikaturmuseum Krems. | Foto: Rita Newman
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Der Terroranschlag auf die Redaktion des Pariser Satieremagazins "Charlie Hebdo" schockiert die Welt. So auch uns.
2006 erschienen in "Charlie Hebdo" umstrittene Mohammed-Karikaturen. 2011 soll es nach einer Sonderausgabe "Charia Hebdo" zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien gegeben haben. Brandanschläge auf die Redaktion waren die Folge.
Mit Gottfried Gusenbauer, dem Direktor des Karikaturmuseum Krems, haben wir einen Experten für das Medium Karikatur und satirische Kunst in der Region. Die Bezirksblätter befragten ihn zu Provokation, Tabus und der Macht der Karikatur.

BEZIRKSBLÄTTER: Hat das Magazin "Charlie Hebdo" manchmal nicht ganz politisch korrekt agiert?

GOTTFRIED GUSENBAUER: Im Bereich der Kunst und besonders in der Karikatur gibt es Positionen, die provozieren. Eine wichtige Aufgabe der Kunst - insbesondere der Karikatur - ist, mit Tabus zu spielen und Grenzen auszuloten. Dazu gehört auch, dass man bewusst übertreibt um bestimmte Misstände zu verdeutlichen. Die Anschläge sind reine Terrorakte, da kann man auch kein Verständnis oder Erklärungsversuche dafür aufbringen.

BB: Wo doch sogar Menschen deshalb sterben mussten: Kann man sagen, Karikatur sei ein besonders mächtiges Medium? Stärker als Texte?

GG: Auch hier finde ich es nicht angebracht, die Macht der Bilder dem Text gegenüberzustellen. - Heute provozieren Bilder, morgen sind es Bücher, Zeitungsmeldungen, vielleicht sogar einmal Lieder. Dieser Terrorakt ist ein Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit, und die weltweite Solidarität mit den Opfern, zeigt auf, daß die Menschen darüber schockiert sind, aber sich trotzdem nicht einschüchtern lassen wollen.

BB: Wurde das Karikaturmuseum schon einmal bedroht oder zumindest schwer kritisiert?

GG: Natürlich wurden und werden einzelne Künstler wie Manfred Deix oder Gerhard Haderer (ich erinnere an sein „Jesus-Buch“ und die Angriffe aus Griechenland) stark kritisiert, aber Kritik und Diskurs sind wichtig für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung.

BB: Gab es im Karikaturmuseum schon mal Mohammed-Karikaturen oder so etwas Ähnliches?

GG: Unser Museum hat eine ganz andere Aufgabe als die Presse oder ein Satiremagazin. Das Museum widmet sich in monografischen oder thematischen Ausstellungen den verschiedenen Bereichen und Gattungen der Karikatur. Natürlich findet sich darunter auch das Thema Religion wieder – sowohl bei einzelnen Zeichnern, die sich damit beschäftigen, als auch in Überblicksausstellungen. Ziel des Karikaturmuseum Krems ist es, die Karikatur wissenschaftlich zu erforschen und zu präsentieren, das Medium Karikatur selbst steht immer im Mittelpunkt.

Gottfried Gusenbauer ist Direktor des Karikaturmuseum Krems. | Foto: Rita Newman

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