Interview
Eine "Oma zum Ausleihen" berichtet über ihren Dienst

Irmtraud Titus ist als aktive Leihoma tätig. Sie unterstützt so Familien, die Hilfe mit ihren Kindern benötigen. | Foto: Nimpf
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  • Irmtraud Titus ist als aktive Leihoma tätig. Sie unterstützt so Familien, die Hilfe mit ihren Kindern benötigen.
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Der katholische Familienverband Salzburg und Tiroler Unterland bietet den Dienst einer Leihoma an.  Eine dieser "Omas zum Ausleihen" berichtet im Interview über ihre soziale Tätigkeit.

KUFSTEIN, BEZIRK. Irmtraud Titus wohnt seit 32 Jahren in Kufstein und arbeitete früher als Sekretärin. Selber hat sie keine eigenen Enkel. Vor dreizehn Jahren fing Irmtraud an auf die Zwillinge ihres jüngsten Bruders aufzupassen. Dieser hatte sie dann darauf aufmerksam gemacht, dass es möglich ist eine Leihoma zu werden. Und so kam sie zum katholischen Familienverband Salzburg und Tiroler Unterland und ist nun dort eine "Oma zum Ausleihen". Diesen Verband gibt es seit 2009 und zurzeit sind dort zwölf Leihomas im Dienst. Im Interview mit den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN erzählt Irmtraud über ihre Tätigkeit als Leihoma.

REGIONALMEDIEN KUFSTEIN: Wie viele Familien unterstützen Sie als Leihoma?
Irmtraud: Zur Zeit vier. Ich hatte schon viele Familien, die dann keinen Bedarf mehr an einer Leihoma hatten, weil die Kinder groß geworden sind und einen nicht mehr brauchen. Dann hat man wieder Zeit für eine andere Familie, wenn ein Bedarf ist.

Braucht man als Leihoma eine Ausbildung?
Ja, wir sind natürlich ausgebildet. Es ist kein Ehrenamt, dass wir nur nebenbei mal machen. Wir Leihomas haben eine Ausbildung gemacht und uns sehr gut auf die Kinder vorbereitet, unter Anderem auch mit einem Erste Hilfe Kurs. Also wir haben sehr viel gemacht, damit wir das ganze auch annehmen können und stemmen können. Von dem her steckt natürlich mehr dahinter als einfach dahin zu gehen und auf die Kinder aufzupassen.

Gehen Sie auch einkaufen oder helfen Sie im Haushalt der Familien mit?

Nein, nicht direkt. Nur in solchen Fällen wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen und dann auf eine andere Veranstaltung gehen müssen, wie etwa Musikschule, Tanzunterricht, Eiskunstlauf oder Ähnliches. Dort bringe ich die Kinder dann hin.

Wie lange dauert es bis die Kinder einen Bezug zu Ihnen aufgebaut haben?
Das passiert relativ schnell. Man lernt sich ja schon im Kindergartenalter kennen, wo man sich bei den Eltern vorstellt. Es muss natürlich eine gewisse Sympathie mitschwingen, dass die Kinder einen von der Stimme her mögen oder sich einfach wohlfühlen. Ich meine das Ganze ist ja ein Prozess, bei dem ich zuerst zu den Eltern nach Hause komme, weil das O.K. muss schließlich von den Eltern kommen. Die Kinder sind dann meistens noch ganz klein wenn ich sie übernommen habe. Dieses Vertrauen muss wachsen, das ist kein Schalter den man umkippen kann. 

Haben Sie ein Erlebnis, das für Sie am schönsten war als Leihoma?
Es waren so viele Erlebnisse schön, dass es mir jetzt gar nicht leicht fällt eines zu nennen. Aber bei den Familien bei denen ich jetzt schon länger dabei bin, die haben meist keinen Bezug zu den Kirchen. Die Kinder gehen schon Religionsunterricht in der Schule (oder auch nicht) und jetzt ist bald Erstkommunion, wo ich die Kinder gerne unterstütze. Ich rede mit ihnen auch manchmal über das Beten, aber aufzwingen kann man das natürlich niemanden.

Wie zeitintensiv ist Ihre Beschäftigung als Leihoma?
Ich habe meine fixen Tage, damit ein bisschen Struktur hinein kommt. Jetzt kommen sie ja selbstständig von der Schule heim. Früher habe ich sie vom Kindergarten abgeholt und wir sind zu mir nach Hause oder zu ihnen heim gegangen. Da ist dann entweder das Essen schon auf dem Tisch gestanden oder wir haben gemeinsam dann etwas zubereitet. Der kürzeste Einsatz als Leihoma dauert so etwa zwei Stunden. Nach der Schule ist es jetzt so, dass sie bei mir Mittagessen können. Mir ist es wichtig, dass sich die Kinder nach der Schule ein bisschen ausruhen können und sich nicht sofort in die Hausaufgaben stürzen.

Gibt es Notfälle, in denen Sie "einspringen" müssen?
Ja, zum Beispiel wenn ein Elternteil krank ist oder ein Elternteil auf Geschäftsreise ist. Das betrifft viele ausländische Familien die schon lange in Kufstein wohnen und deren Kinder auch hier geboren sind. Aber es gibt viele, die ihre eigenen Großeltern nicht hier in Kufstein haben. Da springe ich natürlich immer wieder ein.

Wie nennen Sie die Kinder?
Die Kinder sind total auf meinen Namen konzentriert, die sagen nicht Leihoma. Es gab nur eine einzige Familie, die hatten das Bedürfnis Oma-Irmi zu sagen.

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