Interview
Angelika Kirchmaier fordert mit Anti-Wegwerf-Buch zum Umdenken auf

"Nordamerika und Europa werfen so viel weg, dass man damit alle Hungernden der Welt dreimal ernähren könnte", sagt Autorin Angelika Kirchmaier.  | Foto: Noggler
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  • "Nordamerika und Europa werfen so viel weg, dass man damit alle Hungernden der Welt dreimal ernähren könnte", sagt Autorin Angelika Kirchmaier.
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Die BEZIRKSBLÄTTER im Gespräch mit Diätologin und Autorin Angelika Kirchmaier zu ihrem neuesten Buch "Nicht alles ist Mist!", das am 8. November im Tyrolia-Verlag erschienen ist.

BEZIRK (bfl). Die geborene Kufsteinerin Angelika Kirchmaier zählt zu den bekanntesten Ernährungsexpertinnen Österreichs. In ihrem neuen Anti-Wegwerf-Buch "Nicht alles ist Mist!" informiert sie über Haltbarkeitsdaten und Lebensmittelverderb und fordert gleichzeitig zum Umdenken auf. Viel zu sehr behandelt der Konsument von heute das auf Lebensmitteln angeschriebene Mindesthaltbarkeitsdatum als ein in Stein gemeißeltes Gebot.
In ihrem Buch beschreibt Kirchmaier die richtige Lagerung von verschiedenen Lebensmitteln und zeigt auf, wie lange diese halten können. Durch Anschauen, Riechen und Schmecken soll der Konsument selbst erkennen, welches Lebensmittel noch genießbar ist und welches in den "Mist" gehört. Am Ende des Buches findet der Leser zudem variable Rezepte zur Resteverwertung.

Thema ließ Autorin nicht mehr los

Seinen Ursprung fand das Buch bereits 2009, als Angelika Kirchmaier an einem Projekt in Wien mitarbeitete, bei dem es darum ging, den Lebensmittelabfall in Lebensmittelgeschäften zu reduzieren. "Dieses Thema hat mich immer verfolgt", sagt Kirchmaier im Gespräch. Im heurigen Jahr entwickelte sie in Zusammenarbeit mit ORF Tirol letztendlich das Buch, das am 8. November im Tyrolia Verlag erschienen ist. Damit hat Kirchmaier ein wissenschaftlich fundiertes Werk herausgebracht, das in diesen Tagen seinesgleichen sucht. "Es gibt keine Literatur, die klein und handlich kompakt ist zum Mitnehmen, die aber trotzdem einen wissenschaftlichen Hintergrund hat", so Kirchmaier.
Der Veröffentlichung voraus ging ein dreiwöchiger, intensiver Prozess des Schreibens, in dem Kirchmaier fast ununterbrochen an dem Buch arbeitete. Eine Herausforderung für die Autorin, da sie sich für dieses Buch nicht wie gewohnt durch einen Rezepte-Dschungel kochte und dabei Rezepte kreierte. Die wahre Schwierigkeit lag darin ihr bereits gesammeltes Wissen zum Thema stets mit wissenschaftlicher Literatur zu belegen.

Obst und Gemüse landen im Mist

"Nordamerika und Europa werfen so viel weg, dass man damit alle Hungernden der Welt dreimal ernähren könnte", sagt die Autorin. Forderungen nach mehr Anbauflächen und weiteren Rodungen des Urwaldes sieht Kirchmaier deswegen kritisch: "Man bräuchte nicht mehr, sondern wir müssten das, was wir haben, effizienter nutzen".
Laut wissenschaftlichen Studien wird in Österreich sehr häufig Obst und Gemüse weggeworfen, weil der Konsument zu viel kauft. Auch Milchprodukte landen oft im Müll – dies allerdings nur weil sie abgelaufen sind und nicht weil sie verdorben sind, betont Kirchmaier. Fisch und Fleisch sind ebenso häufige Kandidaten für vorzeitiges Wegwerfen, weil sich der Konsument oft nicht sicher ist, ob diese Produkte noch essbar sind.
Warum hat der Mensch also verlernt verdorbene von genießbaren Lebensmitteln zu unterscheiden? Laut Angelika Kirchmaier verlernen Kinder bereits in der Schule sich bei den Lebensmitteln auf die Sinne zu verlassen. Früher wurde vermittelt, dass man ein Produkt vorher anschaut, bevor man es wegwirft. In diesen Tagen werden in den Schulen Begriffe wie "Mindesthaltbarkeitsdatum" und "zu verbrauchen bis" vermittelt. "Ich glaube die Kinder können damit noch nicht umgehen", sagt Kirmaier.
Aber auch der Erwachsene hat Probleme bei der Unterscheidung von 'noch genießbar' und 'nicht mehr essbar'. "Ich Wahrheit wäre es einfach wichtig zu wissen, bei welchen Lebensmitteln ich mich vergiften kann, wenn ich sie esse nachdem sie abgelaufen sind", sagt Kirchmaier.

Angelika Kirchmaier – "Nicht alles ist Mist!"
Erschienen im Tyrolia Verlag, 144 Seiten. 14,95 Euro.

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