"Weidetiere statt Wolfsreviere"
Bauernvertreter fordern Abschuss und Management, wenn der Wolf kommt

Diskutierten in Hopfgarten (vlnr.): Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr, Hauptreferent Bauernbunddirektor Siegfried Rinner aus Südtirol, Forum Land Bezirksobfrau Kufstein Christine Schmid, LK-Präsident Josef Hechenberger und Bezirksbauernobmann von Kufstein Hans Gwiggner | Foto: Forum Land
  • Diskutierten in Hopfgarten (vlnr.): Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr, Hauptreferent Bauernbunddirektor Siegfried Rinner aus Südtirol, Forum Land Bezirksobfrau Kufstein Christine Schmid, LK-Präsident Josef Hechenberger und Bezirksbauernobmann von Kufstein Hans Gwiggner
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LK-Präsident Hechenberger bei Info-Abend in Hopfgarten zum Thema Wolfsmanagement: „Wir wollen Lebensmittel für die Bevölkerung produzieren und kein Futter für Wölfe.“ Er sieht – wie schon nach dem "Kuh-Urteil" – die Zukunft der Tiroler Almwirtschaft in Gefahr, sollte sich in Nordtirol ein Wolfsrudel ansiedeln.

HOPFGARTEN/BEZIRK (red). „Forum Land will die Situation nüchtern betrachten und mehr Information statt Emotion schaffen, um eine nationale Lösung für ein zufriedenstellendes Wolfsmanagement zu finden und Rahmenbedingungen zu setzen“, erklärt Forum-Land-Bezirksobfrau Christine Schmied. Sie lud gemeinsam mit Landesobmann NR Hermann Gahr zur Informationsveranstaltung nach Hopfgarten. „Wir wollen keine Panik machen, wir wollen informieren, diskutieren, sensibilisieren und vor allem die Basis einbinden“, so begrüßte Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr rund 60 Interessierte im Kultursaal in der Salvena in Hopfgarten. Bereits zum sechsten Mal lud Forum Land Landesobmann, diesmal gemeinsam mit Forum Land Bezirksobfrau Christine Schmid und Bezirksbauernobmann von Kufstein Hans Gwiggner zur Aufklärungsveranstaltung. Der Südtiroler Bauernbunddirektor Siegfried Rinner und der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer Josef Hechenberger waren als Referenten geladen.

"Entnahme" und gezieltes Wolfsmanagement 

Hochintelligent und ein kluger Stratege − mit diesen Worten beschrieb Hermann Gahr das Raubtier Wolf.
 Gahr beschäftigte sich auf Bundes- und Landesebene intensiv mit dem Thema. Bereits im vergangenen Jahr präsentierte er gemeinsam mit LHSTv Josef Geisler und LK-Präsident Josef Hechenberger einen 10-Punkte-Plan zum Umgang mit dem Thema in Tirol und brachte bereits mehrere Petitionen im Nationalrat ein. „Der Wolf sucht sich leichte Beute. Vor allem, wenn er im Rudel jagt, gibt es kein Tier, das er nicht erlegen könnte. Das heißt, kein potenzielles Beutetier, egal ob klein oder groß, ist vor ihm sicher", meint Gahr. Mit bis zu fünf Kilogramm Fleisch pro Tag sei der Hunger des Wolfes zudem enorm.
 Mit Herdenschutzmaßnahmen, wie dem Einsatz scharfer Hunde oder von Zäunen zeigen Erfahrungswerte aus anderen Ländern für Gahr keine Möglichkeit, Nutztiere vor Wölfen zu schützen. Für ihn der einzige funktionierende Schutz: Entnahmen, also der Abschuss, und ein ordentliches Wolfsmanagement.

Rinner: "Wir sind euch ziemlich genau fünf Jahre voraus"

Hauptreferent Siegfried Rinner gab einen umfassenden Einblick in die Geschehnisse in Südtirol. „Wir waren vor ziemlich genau fünf Jahren genau an dem Punkt, an dem ihr heute seid. Auch damals gab es bei uns gut besuchte Veranstaltungen, wo hauptsächlich Bauern anwesend waren und es wurde auch bei uns ausgiebig informiert und diskutiert. Diese Situation wird sich mit dem ersten Wolfsriss schlagartig ändern. Dann werden statt 60 ca. 800-1000 Teilnehmer bei den Veranstaltungen sein und unter den Besuchern werden nicht nur Bauern, sondern auch Jäger, Touristiker, Wanderer, Mütter von kleinen Kindern und Halter von Haustieren sein“, so Rinner in seinem Eingangsstatement.
Sein erster Grobüberblick über die aktuelle Lage rund 150 Kilometer von Hopfgarten entfernt war mehr als ernüchternd: 2017 wurden sechs Wölfe nachgewiesen, 2018 waren es bereits 13. Ein Wolfsrudel hat sich in Deutschnonsberg angesiedelt und im Trentino gibt es bereits sechs Wolfsrudel. Insgesamt gibt es im Alpenraum 293 Wölfe in 43 Rudeln.

„Amtlich anerkannte Risse gab es bei uns im vergangenen Jahr 56 Schafe und 4 Ziegen darüber hinaus gab es über 100 unauffindbare Tiere“, so Rinner. Die Risszahlen sollen in Südtirol rapide steigen: Während es 2016 noch 18 waren, stiegen sie 2017 auf 40 und 2018 waren es bereits 60 Risse.

„Während vor fünf Jahren auch ein Großteil der Südtiroler Bevölkerung noch für die Rückkehr des Wolfes war, so ändert sich die Stimmung bei uns. Mittlerweile hat besonders die ländliche Bevölkerung ihre Meinung geändert.“

Rinner brachte das Anliegen der Südtiroler auf den Punkt: „Die Frage aller Fragen lautet bei uns: Muss der Wolf wirklich flächendeckend in ganz Europa angesiedelt sein?“ Derzeit gebe es in ganz Eurpa über 20.000 Wölfe und darüber hinaus sehr viele Regionen in Europa ohne Alm- und Weidewirtschaft oder Tourismus gibt. „Wenn in diesen Regionen sich Wölfe ansiedeln, so hat niemand ein Problem damit, wenn das jedoch im dicht besiedelt und genutzten Alpenraum passiert, so sind Konflikte vorprogrammiert. Der Wolf hat bei uns einfach keinen Platz.“ Ein weiteres Problem, so Rinner, stellen gerade in Italien die Wolfhybriden dar.

„Wölfe verpaaren sich mit Haushunden und sind somit keine schützenswerte Rasse mehr. Es tun sich in dieser Hinsicht immer mehr Probleme auf.“

Die Herausforderungen sind jedoch weiterhin groß, weiß Rinner zu berichten: „Gerade NGOs erhalten durch den Wolf sehr viele Spendengelder und sind damit in der öffentlichen Präsenz unschlagbar. Wir arbeiten nun daran, aufzuzeigen, welche Auswirkungen und welch enormes Tierleid ein Wolfsriss mit sich bringt und dass der Wolf mit Sicherheit kein Streicheltier, sondern nach wie vor ein Beutegreifer ist.“ Konkrete Maßnahmen nannte Rinner am gestrigen Abend auch:

„Unser Maximalziel ist ein wolfsfreies Südtirol, dafür wollen wir sukzessive den Druck auf die Lokalpolitik aufbauen, Partner in Tourismus und den Gemeinden suchen, die Bevölkerung aufklären und die überregionale Zusammenarbeit stärken.“

"Wir sind für das Wohl unserer Tiere verantwortlich"

Unmissverständlich brachte LK-Präsident Josef Hechenberger seinen Standpunkt zum Ausdruck:

„Auf unseren 2.000 Tiroler Almen verbringen 180.000 Tiere den Sommer und ich werde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Wir Bauern wollen und werden weiterhin Lebensmittel für unsere Bevölkerung produzieren und kein Futter für Wölfe.“

Und Hechenberger ergänzte: „Der Blick über die Landesgrenzen zeigt uns, dass wir noch einen langen steinigen Weg vor uns haben. Es geht nun darum, bereits jetzt auf die Problematik hinzuweisen und Schulterschlüsse mit Betroffenen zu machen. Wir werden die Südtiroler Bauern unterstützen. Denn eines ist klar: eine Rudelbildung würde für die Tiroler Almwirtschaft das Aus bedeutet. Wir mögen unsere Tiere und wollen nicht mit Entschädigungen der öffentlichen Hand abgegolten werden. Es handelt sich bei unseren Tieren um fühlende Lebewesen und unsere Aufgabe als Bauern, sich um das Wohl unserer Tier zu kümmern und deswegen werden wir sie nach bestem Wissen und Gewissen auch vor dem Beutegreifer Wolf beschützen.“

Bereits am Samstag wird eine Delegation rund um Josef Hechenberger und Hermann Gahr bei einer breit angelegten Demonstration gegen den Wolf in Südtirol dabei sein. Darüber hinaus ist ein gemeinsamer Landtagsantrag von Tirol mit Südtirol und Trentino beim bevorstehenden Dreierlandtag geplant. Abschließend merkte Hechenberger durchaus kritisch an: „Momentan vermisse ich noch die Unterstützung des Tourismus. Kommt der Wolf nach Tirol, so würde das auch einen massiven Eingriff in unsere Tourismus- und Freizeitwirtschaft bedeuten.“

Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner bedankte sich bei allen teilnehmenden Personen: „Ich bin froh, dass sich Forum Land dieses Themas annimmt und es zu einem Thema des gesamten ländlichen Raumes und nicht nur der Bauernschaft macht. Ich hoffe, dass wir gemeinsam an einer tragfähigen Lösung des Problems arbeiten können.“

BU: Diskutierten in Hopfgarten (vlnr.): Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr, Hauptreferent Bauernbunddirektor Siegfried Rinner aus Südtirol, Forum Land Bezirksobfrau Kufstein Christine Schmid, LK-Präsident Ing. Josef Hechenberger und Bezirksbauernobmann von Kufstein Hans Gwiggner

Foto: Forum Land/Abdruck honorarfrei!

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