Mini Med Studium
Kufstein: Kindernotfall-Vortrag stößt auf großes Interesse

Viele Besucher, darunter viele junge Eltern, kamen zum Vortrag über Kindernotfälle ins BKH Kufstein.  | Foto: Christoph Klausner
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Beim Vortrag über Kindernotfälle wurde erklärt, wie man bei Fieber, Atemwegserkrankungen, Stürzen, Krampfanfällen oder Ähnlichem reagieren soll.

KUFSTEIN. Was sind die häufigsten Kindernotfälle und wie reagiert man im Ernstfall? Antworten auf diese Fragen gab es am Donnerstag, den 4. November von Primar Dr. Tobias Trips, Leiter der Kinder- und Jugendmedizin in Kufstein. Das dieses Thema durchaus auf Interesse stieß, konnte man an den zahlreichen Besuchern im Mehrzwecksaal des Kufsteiner Krankenhauses erkennen. Die Veranstaltung war bzw. ist Teil des Mini Med Studiums, welches in Zusammenarbeit mit der ÖGK entwickelt und umgesetzt wird.

Plötzlichen Kindstod verhindern

Vielen Eltern läuft es bei der bloßen Erwähnung des plötzlichen Kindstod kalt über den Rücken. In den USA wurde eine Studie durchgeführt, bei der auf 100.000 Geburten 97 Fälle gefunden wurden, wo Neugeborenen plötzlich verstarben. Um so etwas zu verhindern, sollte man vor allem auf eine sichere Schlafumgebung achten. Beispielsweise kann bei zu weichen Matratzen der Kopf von Babys, welche auf dem Bauch schlafen, so einsinken, sodass die Atmung blockiert wird. Es sollte sich zudem auch nichts im Bett befinden, dass über das Gesicht rutschen kann. Am besten keine Decken verwenden, sondern einen Schlafsack. Zudem gilt es zu verhindern, dass Kleinkinder in einen Spalt rutschen können. Und auch beim Kuscheln muss man aufpassen. Es gibt nämlich Fälle, wo sich Mutter oder Vater unbewusst im Schlaf drehten, sich über das Baby legten und somit die Atmung blockierten. Am Sichersten ist es, wenn das Kind im eigenen Bett, in einem Schlafsack und in Rückenlage niedergelegt wird.

"Das sind Maßnahmen, mit denen man den sehr, sehr seltenen plötzlichen Kindstod noch seltener machen kann",

schließt Trips.

Wenn die Temperatur steigt

Derzeit gebe es wieder viele Kinder mit Fieber, berichtet der Leiter der Kinder- und Jugendmedizin. Ab 38,5 Grad Celsius spreche man von Fieber. Am besten stecke man das Fieberthermometer in den Po oder ins Ohr, so sei das Messergebnis am Zuverlässigsten. Prinzipiell sei Fieber nur ein Zeichen für eine Infektionserkrankung. Wenn sich hohes Fieber allerdings nicht senken lasse und sich der allgemeine Zustand des Kindes verschlechtert (durch Erbrechen, Kopfschmerzen), dann sollte man auf alle Fälle den Hausarzt aufsuchen. Auch die Kinder- und Jugendabteilung in den Krankenhäusern kann natürlich helfen. Die Gesundheitshotline 1450 kann man ebenso um Rat bitten. Vorher könne man aber probieren, dass Fieber mit Ibuprofen oder Paracetamol zu senken. Beides gebe es entweder als Zäpfchen oder als Saft. Hier sollte man bei der Verabreichung die Packungsbeilage beachten, denn dort stehe, wieviel Milligramm bzw. Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht vorgesehen sind. Zudem sollte man auch die angegebenen Tageshöchstdosis nicht überschreiten, so Trips.

Wenn das Atmen schwer fällt

Kleine Kinder haben noch sehr sensible, enge Atemwege, wenn es da zu Schwellungen kommt, dann habe dies meist stärkere Auswirkungen auf die Atmung. Eine Erkrankung der oberen Atemwege sei der Pseudokrupp. Dabei höre man beim Einatmen ein pfeifendes Geräusch, nachts hingegen komme oft ein bellender Husten hinzu, so Trips. Kehldeckel-Entzündungen seien hingegen viel seltener, da durch gewisse Impfungen das Risiko dafür bereits minimiert werde. Sollte das eigenen Kind nun an einer der beiden oben erwähnten Erkrankungen leiden, dann gebe es keinen Grund zur Panik. Eine aufrechte Körperhaltung könne dem Kind helfen, ebenso feuchte, kalte Luft. Sollte es zur Atemnot kommen, dann muss der Notarzt alarmiert werden. Dieser könne dann Medikamente verabreichen, die vernebelt werden, wodurch sich die Atemwege wieder weiten. 
Wenn man ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen wahrnehme, dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Bronchitis, bei der die unteren Atemwege entzündet sind. Hier könne ebenfalls die Inhalation von Medikamenten Abhilfe verschaffen.

Schwellungen in den Atemwegen hätten bei Kindern viel stärkere Auswirkungen, erklärt Trips. | Foto: Christoph Klausner
  • Schwellungen in den Atemwegen hätten bei Kindern viel stärkere Auswirkungen, erklärt Trips.
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Allergische Reaktionen & Krampfanfälle

Anaphylaxie – so lautet der Fachbegriff für eine allergische Reaktion. Diese äußert sich oftmals durch Bläschen, der sogenannten Nesselsucht. Das sehe dann so ähnlich aus, wie wenn man an einer Brennessel gestreift wäre, so Trips. Diese können beispielsweise durch Bienen- oder Wespenstiche hervorgerufen werden. Hier könne es zu Atemnot und Kreislaufprobleme kommen. Spätestens dann sollte der Notarzt alarmiert werden, gegebenenfalls könne man zusätzlich auch auf ein Notfall-Set zurückgreifen.

"Wenn man so etwas beim eigenen Kind erlebt, dann erschrickt man meistens recht heftig",

bestätigt Trips. Oftmals krampfen die Kinder aufgrund von Fieber. Dabei zucken sie mit den Händen, die Augen werden starr nach oben gerichtet, auch die Lippen können sich blau verfärben und zudem könne sich Schaum im Mundbereich bilden. Wichtig sei es in so einem Fall, dass man schaut, dass sich das Kind nicht verletzen kann, so Trips. Gegenstände sollte man aus dem Weg räumen. Zudem lege man das Kind am besten auf den Boden, damit es nirgendwo runterfallen könne. Halten solle man das Kind erst, wenn der Anfall vorbei sei. Diese hören in der Regel von selbst auf. Nachher seien die Kinder aufgrund von Übermüdung oftmals nicht ansprechbar. Trotzdem sollte man wieder versuchen, Ruhe zu bewahren. Nach dem Anfall solle man das Kind in die stabile Seitenlage bringen und den Notarzt rufen. Auf keinen Fall sollten Beißkeile verwendet werden, Erfahrungen zeigten, dass man dadurch nämlich eher mehr Schaden anrichte. Ein Check im Krankenhaus sei allerdings zu empfehlen. In den meisten Fälle sei der Krampf zwar auf Fieber zurückzuführen, in manchen Fällen kann aber auch Epilepsie, eine Hirnhautentzündung, Unterzucker, eine Gehirnerschütterung (z. B. nach einem Sturz), eine Vergiftung oder eine Stoffwechsel- oder Gehirnerkrankung dahinterstecken.

Der Klassiker: Kind fällt vom Wickeltisch

Das kann oft sehr schnell gehen, man geht nur einen Schritt zur Seite, um nach der Windel zu greifen, und schon ist es passiert: Das Baby stürzt vom Wickeltisch. Eine mögliche Gehirnerschütterung äußert sich durch Erbrechen und Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Kribbelgefühl oder sogar Gedächtnisverlust – allerdings können Neugeborene dies natürlich noch nicht gut kommunizieren. Sollte man sich daher unsicher sein, dann empfiehlt es sich, den Hausarzt aufzusuchen. Bei einem Fall aus großer Höhe bzw. auf einen harten Boden, wo
eventuell sogar Bewusstlosigkeit auftritt, muss man den Notarzt alarmieren. Achtung: Man soll nicht selbst ins Krankenhaus fahren, dabei könne man das Kind noch mehr verletzten.

Giftige Substanzen

Hier ist Prävention das Um und Auf, betont der Primar. Putzmittel, Zigaretten und Medikamente müssen Zuhause sicher verstaut werden, gerade dann, wenn die Kleinen anfangen, die Umgebung zu erkunden. Sollte das Kleinkind etwas verschlucken, ansonsten aber noch in guter Verfassung sein, dann am besten 144 wählen. In Wien und München gibt es zudem eigene Vergiftungszentralen, die Leitstelle unter 144 kann hier aber weiterleiten. Dann müsse man auf die Fragen der Experten eingehen. Wichtig sei vor allem, dass man die Substanz möglichst genau beschreiben kann oder gegebenenfalls sichergestellt hat.

Schnell verschluckt & verbrannt

Karottenstücke und Erdnüsse sind nichts für kleine Kinder. Aber auch Spielzeug, Knopfbatterien oder Magnete können verschluckt werden. In Notsituation soll sofort der Notarzt alarmiert werden. Zudem kann man das Kind zum Husten auffordern oder auf den Rücken klopfen. Das Kind schütteln helfe allerdings nicht, dadurch könne der Gegenstand noch weiter runterrutschen, so Trips. Auch der Heimlich-Griff sollte auf keinen Fall angewendet werden, da bei Kindern beispielsweise die Leber und die Milz sehr verletzlich sind.
Verbrühungen bzw. Verbrennungen kommen bei Kindern ebenso recht häufig vor. Viele Kinder greifen zumindest einmal im Leben auf die Herdplatte. Hier gilt es wieder vorzubeugen, beispielsweise mit Gittern, welche man vor Herdplatten montieren kann. Auch eine geschlossene Küchentür kann so manchen Unfall verhindern. Steckdosen sollten ebenfalls mit Kindersicherungen versehen sein. Stromunfälle sind in den allermeisten Fällen nicht dramatisch. Sollte ein Kind allerdings mit beiden Händen in den Strom kommen, dann kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. 
Kommt es zu Verbrennungen, dann sollte man die Kleidung entfernen, wenn eine heiße Flüssigkeit mit im Spiel war. Danach mit nicht zu kaltem Wasser kühlen, aber nur kurz, für maximal 10 Minuten, da ansonsten zu viel Körperwärme verloren gehe, so Trips. Die Wunde sollte im Anschluss steril abgedeckt werden. Salben oder Hausmittel sollten nicht auf die Wunde gegeben werden.

Was macht man mit einem leblosen Kind?

Vorab: Durch einmal erklären, wird man im Extremfall nicht gewappnet sein. Deshalb empfiehlt Trips hier die Kindernotfallkurse des Roten Kreuzes Kufstein, die hier eine fundierte Schulung geboten werde. Trotzdem gab er dem Publikum den folgenden kurzen Ablauf mit auf den Weg:

  1. Eigensicherung – auf das Unfallgeschehen achten
  2. Reaktion prüfen
  3. Atemwege prüfen
  4. Beutel-Maske oder Mund-zu-Mund-Beatmung; gleichzeitig sollte eine zweite Person den Notruf absetzen; wenn man alleine ist, soll der Anruf über den Lautsprecher getätigt werden
  5. Herzdruckmassage – je nach Größe des Kindes gibt es unterschiedliche Techniken (klau)


Weitere Infos zum Thema Mini Med Studium findest du hier.

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