Verkehr
Land kündigt Dosierampeln und Fahrverbote im Bezirk Kufstein an

Mit Dosierampeln und Fahrverboten will die Landesregierung den Durchzugsverkehr im Bezirk Kufstein eindämmen.  | Foto: ZOOM.Tirol
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Fahrverbote und Verkehrsdosierungen für den Bezirk Kufstein sollen ab diesem Wochenende dem Durchzugsverkehr Einhalt gebieten.

BEZIRK KUFSTEIN (red). „Wir lassen uns nicht mehr vom Transitverkehr überrollen", mit diesen Worten kündigte Landeshauptmann Günther Platter vergangene Woche Maßnahmen zur Verkehrsentlastung im Bezirk an. Nach den kürzlich im Großraum Innsbruck verhängten Fahrverboten, setzt die Tiroler Landesregierung ab 6. Juli weitere Fahrverbote und Dosierungen in den Bezirken Kufstein und Reutte. Ziel ist es, dem massiven Transit-Schwerverkehr Einhalt zu gebieten und die Bevölkerung zu entlasten.
"Die Grenze der Belastbarkeit ist für uns bereits deutlich überschritten. Die Zeit der Absichtserklärungen und Staatsverträge ist vorbei. Es zählen nur
mehr Taten, und diese setzen wir, um die Menschen in den Dörfern und
Ortschaften zu entlasten. Diese Notmaßnahmen sind für mich unverrückbar, Klagsdrohungen hin oder her“, sagt Platter. "Der Zuspruch aus der Bevölkerung für die von uns gesetzten Maßnahmen – selbst aus dem bayerischen Inntal – ist sehr groß. Es war uns aber klar, dass auch die Bezirke Kufstein und Reutte vom Durchzugsverkehr entlastet werden
müssen“, informiert Tirols Verkehrslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe.

Fahrverbote und Ampeln im Bezirk Kufstein

Die Maßnahmen für den Bezirk Kufstein werden ab Samstag, den 6. Juli umgesetzt. Bis Mitte September werden dann an den Wochenenden von Samstag 7:00 Uhr bis Sonntag 19:00 Uhr eine Kombination aus Fahrverboten und Dosierungen tragend. Fahrverbote geben wird es bei der Autobahnausfahrt Kirchbichl in Fahrtrichtung Kufstein, auf der Gemeindestraße zum Krankenhaus beim Kreisverkehr Kufstein Süd. Vom Verbot ausgenommen sind dabei jeweils der Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr. Zudem wird eine Dosierampel auf der Tiroler Straße (B171) beim Kreisverkehr „Inntaler“ aufgestellt und eine bereits bestehende – ebenfalls B171 – zur Entlastung des Ortsteils Zell aktiviert. Zwei weitere Dosierampeln wird es auf der Walchseestraße (B172) und eine weitere auf der Wildbichlerstraße (B175) im Bereich Gasthof Schanz geben, um die Orte Niederndorf und Ebbs zu entlasten.

Weiterhin LKW-Blockabfertigungen

Auch den Kampf gegen den Transitverkehr will die Tiroler Landesregierung mit Blockabfertigungen und Dosierungen fortsetzen.
„Die LKW-Blockabfertigungen auf der Inntalautobahn bei Kufstein
werden weiterhin durchgeführt. Zudem haben wir bereits erste
Vorarbeiten für eine automatisierte Verkehrsdosierung getroffen. Das
Sektorale Fahrverbot für Transit-LKW wird verschärft und ist eine
Maßnahme, damit wir noch mehr Transit-LKW von der Straße auf die
Schiene bringen“, so Platter. Wie jüngste Zahlen belegen, sind
im Vorjahr mehr LKW über den Brenner gerollt als über alle Schweizer
Alpenrouten und die französischen Alpenübergänge Frejus und Mont
Blanc zusammen. 2,4 Millionen LKW nutzten letztes Jahr die
Brennerroute, Tendenz stark steigend. „Um dem steigenden
Transitverkehr entgegenzuwirken und damit die Luft- und Lärmbelastung
im Land zu reduzieren, wird die Landesregierung bereits mit Juli 2019
ein erweitertes Sektorales Fahrverbot erlassen, das dann mit Jänner
2020 in Kraft treten wird“, informiert LHStvin Felipe.

VP-Schwaighofer: „Verkehrsentlastung der einheimischen Bevölkerung rückt näher“

Landtagsabgeordnete Barbara Schwaighofer (ÖVP) begrüßt die angekündigten Maßnahmen. "Vignettenflüchtlinge, Transitverkehr, Grenzkontrollen – kaum eine Region Tirols ist derart vom Verkehr belastet, wie das Grenzgebiet Kufstein. Was sich hier an manchen Wochenenden abspielt, ist den Menschen nicht mehr zumutbar. Wenn für die Einheimischen jede Autofahrt zur Geduldsprobe wird, Einsatzkräfte nicht mehr durchkommen und das Überqueren von Straßen zum Sicherheitsrisiko mutiert, dann muss die Politik hart durchgreifen. Mit dem gestern präsentierten Maßnahmenpaket für den Bezirk hat Landeshauptmann Günther Platter zum Befreiungsschlag angesetzt. Auch wenn ich zum Teil Verständnis dafür habe, dass die bayerische und deutsche Politik damit keine Freude hat, wiegt die Versorgungs- und Verkehrssicherheit unserer Bevölkerung für mich deutlich höher. Die Verkehrsentlastung der einheimischen Bevölkerung rückt näher", sagt Schwaighofer.
Die Landtagsabgeordnete hofft, dass durch die Maßnahmen zumindest die schlimmsten Auswüchse des Ausweichverkehrs eingedämmt werden können: "Dass die Verkehrsproblematik damit nicht von heute von morgen vom Tisch ist, ist uns allen klar. Aber angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Situation ist die Politik geradezu verpflichtet, jede auch nur denkbare Maßnahme umzusetzen, um die Belastung für die Menschen im Bezirk zu reduzieren – auch wenn Bayern damit keine Freude hat."

Grüne: „Bevölkerung kann endlich aufatmen“

Freude über die verkehrsbeschränkenden Maßnahmen für den Bezirk Kufstein herrscht auch bei den Kufsteiner Grünen. Für Bezirkssprecherin Iris Kahn stellen die Fahrverbote und die zusätzlichen Dosierampeln die dringend benötigte Entlastungsmaßnahme dar, auf die die Menschen im Raum Kufstein schon lange gewartet haben. „Wir haben diese Notwehrmaßnahmen bereits vor Monaten gefordert. Die Situation im Bezirk ist gerade an den Wochenenden schon länger unerträglich. Dank des Ausweichverkehrs ist es für die Einheimischen de facto unmöglich von A nach B zu kommen. Unsere Lebensqualität leidet darunter massiv. Ich hoffe sehr, dass diese Maßnahmen nun Wirkung zeigen“, so Kahn, die aber gleichzeitig darauf hinweist, dass nicht nur die Symptome, sondern endlich auch die Ursachen der Verkehrslawine bekämpft werden müssen. „Mit jedem weiteren Skigebietsausbau und jedem weiteren großen Hotel steigen die Verkehrsströme gerade an den Wochenenden. Die Liftkaiser profitieren, die Bevölkerung vor Ort zahlt drauf. Wir müssen diesen Zusammenhang endlich erkennen. Es wird Zeit, dass der Tourismus diese Verantwortung endlich selbst übernimmt und nicht auf die lokale Bevölkerung abwälzt. Es braucht endlich attraktive Konzepte für eine autofreie Anreise“, so Kahn weiter.

NEOS: Müssen Gespräche führen, um Verständnis zu erzielen

NEOS Landtagsabgeordneter Andreas Leitgeb betont, dass es notwendig sei, Gespräche mit dem deutschen und dem italienischen Verkehrsminister zu führen, die eine Verbesserung der Situation und das Verständnis bei den Gesprächspartner erzielen sollen. "Die Tragweite des Verkehrsproblems in Tirol ist ihnen nämlich immer noch nicht bewusst“, ergänzt der NEOS Verkehrssprecher. Dazu gehöre auch eine intensive Informationskampagne in den Ländern, aus denen zum überwiegenden Teil Durchreisende, aber auch Gäste nach Tirol kommen. Denn mittlerweile leide auch der Tourismus in Tirol unter falscher Berichterstattung in Deutschland. So würden sich bereits unzählige Gäste erkundigen, „ob es richtig sei, dass man in Tirol nicht mehr von der Autobahn abfahren dürfe“, so Leitgeb.

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