Neue Kriminalstatistik: So sicher ist der Bezirk Kufstein wirklich

Thomas Föger (BH Kufstein), Bezirkspolizeikommandant Walter Meingassner und Kriminalreferent Walter Gaschnig präsentierten die aktuellen Zahlen der Kriminalstatistik für den Bezirk Kufstein.
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  • Thomas Föger (BH Kufstein), Bezirkspolizeikommandant Walter Meingassner und Kriminalreferent Walter Gaschnig präsentierten die aktuellen Zahlen der Kriminalstatistik für den Bezirk Kufstein.
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BEZIRK (nos). Nachdem Bundesinnenministerium und die Tiroler Landespolizeidirektion ihre Kriminalstatistiken für das Jahr 2017 verlautbarten, konnte auch das Bezirkspolizeikommando Kufstein einen Rückblick auf die Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2017 präsentieren. Bundesweit gingen die Anzeigen im Vergleich zum Jahr davor um 5,1 Prozent zurück, in Tirol um 4,5 Prozent. 1.316 Personen wurden 2017 von der Tiroler Polizei festgenommen, 2.090 Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt.
Im Bezirk Kufstein nahmen entgegen den Trends die Anzeigen leicht zu: 4.731 angezeigte Fälle zeigen einen Zuwachs von 1,8 Prozent, was 93 Anzeigen entspricht. 59 Prozent der Fälle im Bezirk konnten aufgeklärt werden.

Weniger Einbrüche, weniger Sexualdelikte, mehr Körperverletzungen und Sachbeschädigungen

Die mit Abstand meisten Anzeigen betrafen strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen, 2.628 Fälle wurden hierbei angezeigt. Den größten Zuwachs gab es bei strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben – 68 Anzeigen mehr als 2016 ergaben einen Zuwachs um 6,9 Prozent.
Um ein Drittel zurück gingen strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität (-30,5 Prozent, -18 Anzeigen) und strafbare Handlungen gegen die Freiheit (-15,2 Prozent, -48 Anzeigen). Insgesamt wurden im Land Tirol im Jahr 2017 243 Sexualdelikte zur Anzeige gebracht, im Bezirk Kufstein waren es 19 – verglichen mit 33 Anzeigen im Jahr 2016 ergibt sich hier ein Rückgang um 42 Prozent. 89,6 Prozent der Fälle konnten von der Polizei geklärt werden.

Erfreulich sieht die Polizei auch den Rückgang von Einbruchdiebstählen um ein Viertel (-25 Prozent), im Lauf der vergangenen Jahre nahmen sie stetig zu. In Gastronomie, Baustellen, Wohnhäuser und Wohnungen gingen die Einbruchdiebstähle jeweils um die Hälfte zurück, in Apotheken und Arztpraxen wurde im Vorjahr im Bezirk überhaupt nicht eingebrochen! Stark zugenommen haben – als einzige – hingegen die Einbrüche in Kellern: Waren es im Jahr 2016 noch 13 Anzeigen, wurden 2017 hier 36 Anzeigen gezählt – ein Anstieg um 176,9 Prozent!

Kopfzerbrechen bereitet der Exekutive die deutliche Steigerung von Sachbeschädigungen, besonders an öffentlichem Gut (+350 Prozent, von 8 auf 36) und durch Graffiti (+341,2 Prozent, von 17 auf 75). Auch die Sachbeschädigungen durch Brand nahmen deutlich zu (+171,4 Prozent, von 7 auf 19).
Dem Bundes- und Landestrend entsprechend, stiegen auch im Bezirk Kufstein die Fälle im Themengebiet "Cyber Crime", nämlich um 27,1 Prozent. Die Aufklärungsquote lag im Vorjahr bei 42,1 Prozent. 2016 konnte die Exekutive von 144 Fällen noch 86 klären, da lag die Quote bei 59,7 Prozent.
445 Drogendelikte wurden der Polizei im Bezirk im Vorjahr angezeigt, um 54 mehr als im Jahr zuvor.

Deutsche sind die Hauptgruppe "fremder" Täter

Erstmals wurde in der Kriminalitätsstatistik auch gezielt die Nationalität von Tätern statistisch erfasst und ausgeführt – 43,3 Prozent aller Anzeigen in Tirol betreffen demnach "Straftaten durch Fremde". Von tirolweit 25.599 Tatverdächtigen hatten 11.075 keine österreichische Staatsbürgerschaft. Davon sind rund ein Drittel Touristen (2.996), beinah ebenso viele Arbeitnehmer (2.898), 1.711 Verdächtige waren Asylwerber und 1.507 "Fremde ohne Beschätigung". Mit Blick auf die Zahlen von 2016 lässt sich festhalten, dass die Anzeigen gegen Asylwerber und "Fremde ohne Beschäftigung" jeweils deutlich zurückgingen, während Touristen und Arbeitnehmer häufiger angezeigt wurden.
Die "Top 5 Herkunftsländer" der in Tirol angezeigten Nicht-Österreicher sind Deutschland (2.784), die Türkei (695), Marokko (561), Rumänien (551) und Italien (473) – Deutsche sind also öfter Tatverdächtige als die nachfolgenden vier Nationen zusammengezählt!

Vorbeugung durch Sichtbarkeit

Der Polizei geht es aber nicht nur um die Aufklärung angezeigter Straftaten, sondern auch um die Prävention, damit es erst garnicht zur strafbaren Handlung kommt. "Uns ist es immer lieber, wenn ein Delikt im Vorhinein verhindert wird", meint Bezirkspolizeikommandant Walter Meingassner. Hier wird seit Jahren verstärkt gegen Einbruchskriminalität vorgegangen. Als Zielgruppen möchte die Polizei besonders älteren Menschen, Frauen und Jugendlichen präventiv unter die Arme greifen, da diese oft besonderen und individuellen Gefahren ausgesetzt sind, etwa Enkel- und Neffentricks bei Älteren, sexuelle Gewalt gegen Frauen oder die Themenkomplexe Internet und Sucht bei Jugendlichen.

Die Sicherheit im Öffentlichen Raum ist Mittelpunkt der bundesweiten Aktion "Gemeinsam.Sicher" und "unser großes Thema", wie Kriminalreferent Gaschnig erklärt. Nach den nun geklärten Gewaltdelikten in den vergangenen Wochen in Kufstein nahm das subjektive Sicherheitsgefühl in der Festungsstadt für viele deutlich ab. "Ein Anlassfall genügt, um die Stadt in Angst zu versetzen", wissen die Polizisten. "Wir haben das zum Anlass genommen und ein Sicherheitsforum einberufen, um mit der Stadtgemeinde, dem Bauhof und den ÖBB rasch reagieren zu können", erklärt Meingassner. Nun wird der P&R-Parkplatz in Zell nachts beleuchtet, die "Mungos"-Security der ÖBB soll auch auf dieser Seite der Anlage patroullieren. Zudem will die Polizei "an den Wochenenden viel in diesem Bereich unterwegs" sein. Bürgermeister Krumschnabel liebäugelte öffentlich auch mit dem Einsatz eines privaten Security-Dienstes im Stadtzentrum. "Eine Unterstützung durch ein Security-Unternehmen ist uns sehr recht", erklärt Meingassner, "wer uns bei der Prävention unterstützt, ist nachrangig." Allerdings gibt Meingassner zu bedenken, dass die Polizei im Bezirk über rund 90 Prozent der Beamten laut Dienstpostenplan verfügen könne und es zudem mit der Stadtpolizei einen weiteren Wachkörper gäbe, der über hoheitliche Befugnisse verfüge. "Ein Security-Dienst ist hilfreich, weil er präsent ist, aber das ist kein polizeiersatz und die Mitarbeiter haben nur die sogenannten Jedermannsrechte", gibt der Leiter der Sicherheitsabteilung der BH Kufstein, Thomas Föger, zu bedenken. Die Polizei setzt auf verstärkte Präsenz durch Fußpatrouillen im Stadtzentrum, also mehr personal auf den Straßen, wo viel Publikumsverkehr stattfindet.
Ein weiteres Schwerpunktthema wird in diesem Jahr "Cyber Crime", wo Präventionsbeamte besonders mit Jugendlichen arbeiten sollen.

Jugendschutz in Lokalen und Festzelten

Die Jugend im Fokus hat die Exekutive auch in Sachen Jugendschutzkontrollen. 59 Lokale und 300 Personen sowie diverse Veranstaltungen wurden insgesamt im Vorjahr dahingehend kontrolliert, es gab 27 Organmandate, 5 Anzeigen nach dem Tiroler Jugendschutzgesetz und – als "Beifang" – sieben Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz. Alkoholkonsum von Minderjährigen und die Sperrstunde sind hier im Hauptaugenmerk der Polizei. Der Kirchbichler Landjugendball am 6. Mai brachte so viele Übertretungen mit sich, dass die Polizei gemeinsam mit der BH Kufstein die Schnapsbar schließen lassen musste!
Interessant werde für die Exekutive hier die geplanten Änderungen im Tabakgesetz und im Jugendschutzgesetz, wenn, wie angekündigt, künftig Unter-18-Jährigen keine Zigaretten mehr verkauft werden dürfen und ihnen auch der Aufenthalt in Raucherbereichen in der Gastronomie verboten wird. "Beim Tabakgesetz wird man darauf warten müssen, wie die Regelung dann formuliert wird", meint Thomas Föger von der BH Kufstein, "das Tiroler Jugendschutzgesetz wird dann wohl angepasst werden müssen".

Einreisekontrollen am Brenner und nach Bayern

Trotz intensiver Grenzkontrollen im Bereich Brenner gelingt es immer wieder, dass Menschen beispielsweise auf Güterzügen oder in Pkw illegal die Staatsgrenze passieren und bis nach Deutschland gelangen, wo die deutschen Behörden ihrerseits wiederum kontrollieren, so auch am Autobahn-Grenzübergang Kufstein-Kiefersfelden. Im Jahr 2017 wurden hier insgesamt 1.843 Personen von den deutschen Beamten zurückgewiesen, 23 weitere wurden hinter der Grenze in Deutschland aufgegriffen und zur Rückübernahme nach Kufstein gebracht. 244 Personen wurden von den heimischen AGM-Beamten selbst erwischt, davon 94 auf Güterzügen. 36 Personen stellten einen Asylantrag. "Wenn wir diese Kontrollen am Brenner nicht hätten, wäre die Zahl weitaus höher", gibt Bezirkspolizeikommandant Meingassner zu bedenken.

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