Almsymposium
Richtige Bewirtschaftung der Weiden in Ebbs erklärt

Auch die Weiden und Almen sind stark vom Klimawandel betroffen. Was man tun kann, um eine nachhaltige Weide zu bewirtschaften, war Thema beim Almsymposium in Ebbs. | Foto: Nimpf
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  • Auch die Weiden und Almen sind stark vom Klimawandel betroffen. Was man tun kann, um eine nachhaltige Weide zu bewirtschaften, war Thema beim Almsymposium in Ebbs.
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Beim Almsymposium auf der Aschinger Alm in Ebbs wurde erklärt, was eine Weide braucht um nachhaltig wachsen zu können, und auch wie sich die Bewirtschaftung der Almen seit dem Klimawandel verändert hat.

EBBS. Was bedeutet der Klimawandel eigentlich für das Weidenmanagement auf unseren Almen? – diese und noch mehr Fragen wurden am Freitag, den 22. September auf der Aschinger Alm in Ebbs beantwortet. Bei dem grenzüberschreitenden Almsymposium haben Experten in kurzen Impulsvorträgen über die Wichtigkeit und den Lebensraum der Almen informiert. Anschließend gab es die Möglichkeit, sich in der Gruppe auszutauschen und neue Sichtweisen kennenzulernen. Das Almsymposium ist ein gefördertes Projekt von der Euregio Inntal. 

Kontinuierlicher Verlust von Almweiden

Siegfried Steinberger, beschäftigt bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirte, hat in seinem Impulsvortrag "Weidemanagement in Zeiten des Klimawandels" über die aktuellen Herausforderungen im Bereich Weide gesprochen. Zu Beginn seines Vortrages stellt er eines fest: "Wir verlieren kontinuierlich Almweiden". Das heißt also, dass die Weiden keine geeigneten Futterflächen für die Tiere mehr darstellen, sie sind mit Almrosen, Blaubeeren oder Ähnlichem zugewachsen. Dies sei auch nicht nur ein bayerisches Problem, sondern betreffe Österreich genauso. Was aber ist nun Schuld daran, dass die Weideflächen immer mehr zuwachsen und die Tiere dort nicht mehr grasen wollen? Steinberger verweist dabei unter anderem auf die Erderwärmung, so hätten wir heuer wieder einen der wärmsten Sommer seit Aufzeichnungen hinter uns.

Der Klimawandel

Seitdem die Klimaerwärmung in der 80er Jahren begonnen hat, ist die globale Temperatur um etwa 0,8 Grad Celsius gestiegen. Schon jetzt würde man sehen, welch wahnsinnig klimatische Auswirkungen das hat, betont Steinberger. Im Alpenraum Österreich habe man bereits eine Verdoppelung der Temperaturerhöhungen erreicht, mit 1,6 Grad Celsius. Der Grund warum die Temperatur gerade im Alpenraum so sehr steigt, ist auf den Rückgang der Gletscher zurückzuführen, erklärt Steinberger. Denn diese haben im Sommer eine kühlende Wirkung. Wenn nun die Sonneneinstrahlung in der Nacht weg ist, begrenzt die Kälte wiederum das Pflanzen- und Graswachstum. Wenn nun die Gletscher aufgrund des Temperaturanstieges aber ganz verschwinden, so sei man vor zwei Probleme gestellt: Auf der einen Seite gibt es keinen kühlenden Effekt mehr, andererseits hinterlässt der Gletscher so nur Schutt und Felsen. Und wenn die Sonne auf den Stein strahlt, speichert dieser Wärme und erzeugt Hitze.

Experte Siegfried Steinberger erklärte beim Almsymposium auf der Aschinger Alm, worauf man bei einer guten Weidenbewirtschaftung achten muss. | Foto: Nimpf
  • Experte Siegfried Steinberger erklärte beim Almsymposium auf der Aschinger Alm, worauf man bei einer guten Weidenbewirtschaftung achten muss.
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Auch die Jahreszeiten verändern sich durch den Klimawandel, die Sommer werden länger und die Winter kürzer. Für die Landwirte bedeutet das, die Vegetation beginnt schon rund drei bis vier Wochen früher

"Das ist in der Landwirtschaft grundsätzlich gut, weil die Vegetationsperiode länger wird, es wächst also länger. Also muss man sich als Landwirt anpassen",

verdeutlicht Steinberger. Alles in allem würde das bedeuten, dass auf den Almen und Alpen heute mehr Biomasse wächst, als noch vor 50 Jahren. Dies sei einerseits auch gut, man müsse sich als Landwirt aber darauf anpassen, betont Steinberger. Würde man dies nicht machen, so sei man früher oder später einem riesen Problem ausgesetzt.

Anpassung

Man habe bereits sehr viele Almen umgestellt und dem Klimawandel angepasst, erklärt Steinberger. Dank dieser Anpassung in der Bewirtschaftung hätten die Tiere um 50 bis 60 Prozent mehr gefressen. Sind aber nicht genügend Tiere auf der Weide, so kann das Meer an Biomasse nicht gefressen werden, und es wächst wieder ungenießbares Gras für die Almtiere. 

"Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen. Es ist nicht ausreichend Flächen zu beweiden, sie müssen auch abgeweidet werden, denn sonst wachsen sie wieder zu",

appelliert Steinberger. Gerade in Österreich habe man schon auf vielen Almen ein sogenanntes Revitalisierungs-Projekt gestartet, die letztlich mehr oder weniger aber alle gescheitert sind, weil man sich nicht an die Bewirtschaftung angepasst habe. 

"Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen", erklärte der Weiden-Experte bei seinem Vortrag. | Foto: Nimpf
  • "Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen", erklärte der Weiden-Experte bei seinem Vortrag.
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Magisches Dreieck der Almbewirtschaftung

Siegfried Steinberger hat zum Thema ein eigenes Erfolgsschema entwickelt, er nennt es das magische Dreieck der Almbewirtschaftung. Dabei gibt es drei Eckpunkte, die miteinander im Einklang stehen müssen, damit eine Alm- und Weidewirtschaft nachhaltig funktionieren kann. 
1. Rechtzeitiger Auftrieb: Beim rechtzeitigen Auftrieb sei es wichtig, sich an den Vegetationsstab anzupassen, also der Auftrieb sollte rund drei bis vier Wochen früher stattfinden.
2. Gelenkte Weideführung: Hier ist das Problem, dass es zu einem kurzzeitigen Futterüberschuss kommt, wenn mehr wächst. Die Lösung soll hier eine Einteilung der Almen in Koppeln sein, was meistens mit Elektrozäunen gemacht wird. So können die Tiere nur da grasen, wo abgeweidet werden soll.
3. Anpassung der Tierzahlen: Will man eine Fläche nachhaltig behalten, so muss die Fläche dementsprechend abgeweidet werden. Die Anzahl der Tiere muss also auf den Zuwachs der Biomasse abgestimmt werden.

Faustregel und Fazit

Als Faustregel bei der Weidebewirtschaftung gilt außerdem: "Das Vieh frisst stets die jüngsten Triebe" – die Tiere meiden es also überwucherte Weiden zu abzugrasen, sofern sie diesen ausweichen können. Das ist auch der Grund warum die weniger schmackhaften Flächen, wie etwa die Randbereiche, alt und nicht mehr gefressen werden. Das hat zu Folge, dass die leckeren Flächen übernutzt werden, was dazu führt, dass die Wurzelleistung nachlässt. Die Hänge werden demnach instabil. Um diesem negativen Effekt entgegenzuwirken, verweist Steinberger wieder auf die Einteilung mit Koppeln. Abgegraste Flächen erhalten so auch eine entsprechende Weideruhe. Zum Abschluss seines Impulsvortrages fasst Steinberger die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen: Der Klimawandel fordert dringend eine Anpassung der Almbewirtschaftung, der Termin des Auftriebs benötigt eine Vollverlegung und der Futterzuwachs muss mit dem Futterverbrauch abgestimmt sein. Und so sollte einer gesunden, leckeren und nachhaltiger Weide nichts mehr im Weg stehen.

Weitere Beiträge aus und rund um Ebbs findest du hier.
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