Almsymposium
Richtige Bewirtschaftung der Weiden in Ebbs erklärt

Auch die Weiden und Almen sind stark vom Klimawandel betroffen. Was man tun kann, um eine nachhaltige Weide zu bewirtschaften, war Thema beim Almsymposium in Ebbs. | Foto: Nimpf
6Bilder
  • Auch die Weiden und Almen sind stark vom Klimawandel betroffen. Was man tun kann, um eine nachhaltige Weide zu bewirtschaften, war Thema beim Almsymposium in Ebbs.
  • Foto: Nimpf
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Beim Almsymposium auf der Aschinger Alm in Ebbs wurde erklärt, was eine Weide braucht um nachhaltig wachsen zu können, und auch wie sich die Bewirtschaftung der Almen seit dem Klimawandel verändert hat.

EBBS. Was bedeutet der Klimawandel eigentlich für das Weidenmanagement auf unseren Almen? – diese und noch mehr Fragen wurden am Freitag, den 22. September auf der Aschinger Alm in Ebbs beantwortet. Bei dem grenzüberschreitenden Almsymposium haben Experten in kurzen Impulsvorträgen über die Wichtigkeit und den Lebensraum der Almen informiert. Anschließend gab es die Möglichkeit, sich in der Gruppe auszutauschen und neue Sichtweisen kennenzulernen. Das Almsymposium ist ein gefördertes Projekt von der Euregio Inntal. 

Kontinuierlicher Verlust von Almweiden

Siegfried Steinberger, beschäftigt bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirte, hat in seinem Impulsvortrag "Weidemanagement in Zeiten des Klimawandels" über die aktuellen Herausforderungen im Bereich Weide gesprochen. Zu Beginn seines Vortrages stellt er eines fest: "Wir verlieren kontinuierlich Almweiden". Das heißt also, dass die Weiden keine geeigneten Futterflächen für die Tiere mehr darstellen, sie sind mit Almrosen, Blaubeeren oder Ähnlichem zugewachsen. Dies sei auch nicht nur ein bayerisches Problem, sondern betreffe Österreich genauso. Was aber ist nun Schuld daran, dass die Weideflächen immer mehr zuwachsen und die Tiere dort nicht mehr grasen wollen? Steinberger verweist dabei unter anderem auf die Erderwärmung, so hätten wir heuer wieder einen der wärmsten Sommer seit Aufzeichnungen hinter uns.

Der Klimawandel

Seitdem die Klimaerwärmung in der 80er Jahren begonnen hat, ist die globale Temperatur um etwa 0,8 Grad Celsius gestiegen. Schon jetzt würde man sehen, welch wahnsinnig klimatische Auswirkungen das hat, betont Steinberger. Im Alpenraum Österreich habe man bereits eine Verdoppelung der Temperaturerhöhungen erreicht, mit 1,6 Grad Celsius. Der Grund warum die Temperatur gerade im Alpenraum so sehr steigt, ist auf den Rückgang der Gletscher zurückzuführen, erklärt Steinberger. Denn diese haben im Sommer eine kühlende Wirkung. Wenn nun die Sonneneinstrahlung in der Nacht weg ist, begrenzt die Kälte wiederum das Pflanzen- und Graswachstum. Wenn nun die Gletscher aufgrund des Temperaturanstieges aber ganz verschwinden, so sei man vor zwei Probleme gestellt: Auf der einen Seite gibt es keinen kühlenden Effekt mehr, andererseits hinterlässt der Gletscher so nur Schutt und Felsen. Und wenn die Sonne auf den Stein strahlt, speichert dieser Wärme und erzeugt Hitze.

Experte Siegfried Steinberger erklärte beim Almsymposium auf der Aschinger Alm, worauf man bei einer guten Weidenbewirtschaftung achten muss. | Foto: Nimpf
  • Experte Siegfried Steinberger erklärte beim Almsymposium auf der Aschinger Alm, worauf man bei einer guten Weidenbewirtschaftung achten muss.
  • Foto: Nimpf
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Auch die Jahreszeiten verändern sich durch den Klimawandel, die Sommer werden länger und die Winter kürzer. Für die Landwirte bedeutet das, die Vegetation beginnt schon rund drei bis vier Wochen früher

"Das ist in der Landwirtschaft grundsätzlich gut, weil die Vegetationsperiode länger wird, es wächst also länger. Also muss man sich als Landwirt anpassen",

verdeutlicht Steinberger. Alles in allem würde das bedeuten, dass auf den Almen und Alpen heute mehr Biomasse wächst, als noch vor 50 Jahren. Dies sei einerseits auch gut, man müsse sich als Landwirt aber darauf anpassen, betont Steinberger. Würde man dies nicht machen, so sei man früher oder später einem riesen Problem ausgesetzt.

Anpassung

Man habe bereits sehr viele Almen umgestellt und dem Klimawandel angepasst, erklärt Steinberger. Dank dieser Anpassung in der Bewirtschaftung hätten die Tiere um 50 bis 60 Prozent mehr gefressen. Sind aber nicht genügend Tiere auf der Weide, so kann das Meer an Biomasse nicht gefressen werden, und es wächst wieder ungenießbares Gras für die Almtiere. 

"Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen. Es ist nicht ausreichend Flächen zu beweiden, sie müssen auch abgeweidet werden, denn sonst wachsen sie wieder zu",

appelliert Steinberger. Gerade in Österreich habe man schon auf vielen Almen ein sogenanntes Revitalisierungs-Projekt gestartet, die letztlich mehr oder weniger aber alle gescheitert sind, weil man sich nicht an die Bewirtschaftung angepasst habe. 

"Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen", erklärte der Weiden-Experte bei seinem Vortrag. | Foto: Nimpf
  • "Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen", erklärte der Weiden-Experte bei seinem Vortrag.
  • Foto: Nimpf
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Magisches Dreieck der Almbewirtschaftung

Siegfried Steinberger hat zum Thema ein eigenes Erfolgsschema entwickelt, er nennt es das magische Dreieck der Almbewirtschaftung. Dabei gibt es drei Eckpunkte, die miteinander im Einklang stehen müssen, damit eine Alm- und Weidewirtschaft nachhaltig funktionieren kann. 
1. Rechtzeitiger Auftrieb: Beim rechtzeitigen Auftrieb sei es wichtig, sich an den Vegetationsstab anzupassen, also der Auftrieb sollte rund drei bis vier Wochen früher stattfinden.
2. Gelenkte Weideführung: Hier ist das Problem, dass es zu einem kurzzeitigen Futterüberschuss kommt, wenn mehr wächst. Die Lösung soll hier eine Einteilung der Almen in Koppeln sein, was meistens mit Elektrozäunen gemacht wird. So können die Tiere nur da grasen, wo abgeweidet werden soll.
3. Anpassung der Tierzahlen: Will man eine Fläche nachhaltig behalten, so muss die Fläche dementsprechend abgeweidet werden. Die Anzahl der Tiere muss also auf den Zuwachs der Biomasse abgestimmt werden.

Faustregel und Fazit

Als Faustregel bei der Weidebewirtschaftung gilt außerdem: "Das Vieh frisst stets die jüngsten Triebe" – die Tiere meiden es also überwucherte Weiden zu abzugrasen, sofern sie diesen ausweichen können. Das ist auch der Grund warum die weniger schmackhaften Flächen, wie etwa die Randbereiche, alt und nicht mehr gefressen werden. Das hat zu Folge, dass die leckeren Flächen übernutzt werden, was dazu führt, dass die Wurzelleistung nachlässt. Die Hänge werden demnach instabil. Um diesem negativen Effekt entgegenzuwirken, verweist Steinberger wieder auf die Einteilung mit Koppeln. Abgegraste Flächen erhalten so auch eine entsprechende Weideruhe. Zum Abschluss seines Impulsvortrages fasst Steinberger die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen: Der Klimawandel fordert dringend eine Anpassung der Almbewirtschaftung, der Termin des Auftriebs benötigt eine Vollverlegung und der Futterzuwachs muss mit dem Futterverbrauch abgestimmt sein. Und so sollte einer gesunden, leckeren und nachhaltiger Weide nichts mehr im Weg stehen.

Weitere Beiträge aus und rund um Ebbs findest du hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren:

Beim Besuch in Thiersee steht der Klimawandel im Fokus
Totschnig: "Landwirtschaft gehört zur kritischen Infrastruktur"
Auch die Weiden und Almen sind stark vom Klimawandel betroffen. Was man tun kann, um eine nachhaltige Weide zu bewirtschaften, war Thema beim Almsymposium in Ebbs. | Foto: Nimpf
Experte Siegfried Steinberger erklärte beim Almsymposium auf der Aschinger Alm, worauf man bei einer guten Weidenbewirtschaftung achten muss. | Foto: Nimpf
"Das Futterangebot auf einer Alm muss mit dem Verzehr der Tiere übereinstimmen", erklärte der Weiden-Experte bei seinem Vortrag. | Foto: Nimpf
Die Weiden sollten am besten in Koppeln unterteilt werden, so ist für das richtige Gleichgewicht von Abgrasen und Ruhephasen gesorgt. | Foto: Nimpf
Siegfried Steinberger ist beschäftigt bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirte. | Foto: Nimpf
Foto: Nimpf
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Anzeige
Ein Beispiel für thermische Bauteilaktivierung ist das mehrfach prämierte Wohnquartier Wientalterrassen in Wien-Penzing. | Foto: Wolfgang Thaler
2

Ganzjährig heizen und kühlen
Nachhaltig bauen mit Beton

Beton als Baumaterial kann den Energiebedarf von Gebäuden senken und ihre Lebensdauer verlängern. Laut dem Umweltbundesamt ist der Gebäudesektor für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. Der Großteil dieser Emissionen entsteht im Betrieb von Gebäuden, unter anderem durch das Heizen und Kühlen. Der nachhaltige Baustoff Beton kann dabei helfen, den Energieeinsatz und die Emissionen zu senken. Beton besitzt die Fähigkeit, Wärme zu speichern, was dazu führt,...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Die wichtigsten News direkt auf dein Handy.  | Foto: MeinBezirk Tirol
1 4

Service
Die Nachrichten des Tages im WhatsApp Kanal "MeinBezirk Tirol"

MeinBezirk Tirol ist auf WhatsApp! Abonniere unseren Kanal MeinBezirk Tirol und erhalte die News aus deiner Region direkt aufs Handy. TIROL. Ab sofort kannst du dich direkt über WhatsApp mit uns verbinden, um die neuesten Nachrichten, Geschichten und Updates aus Tirol zu erhalten. Egal, ob es um lokale Ereignisse, wichtige Ankündigungen oder inspirierende Geschichten geht - wir bringen sie direkt auf dein Handy! Um unserem WhatsApp-Kanal beizutreten, musst du nur folgende Schritte ausführen: ...

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.