„Südtirolgipfel“ im Stoffelhäusl

Von links: EU-Konsulent Dr. Hannes Ausserladscheiter, Nationalrat Hermann Gahr, Martin Reiter und Landeskommandant Elmar Thaler.
  • Von links: EU-Konsulent Dr. Hannes Ausserladscheiter, Nationalrat Hermann Gahr, Martin Reiter und Landeskommandant Elmar Thaler.
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ST. GERTRAUDI (2012-03-24) –„Österreichs Schutzmachtfunktion für Südtirol im Spannungsfeld zwischen Landeseinheit und Wirtschaftsinteressen? Ist die Schutzmachtfunktion Österreichs noch zeitgemäß?“ lautete das Thema zum 2. Dialog im Stoffelhäusl in St. Gertraudi, zu dem sich am Freitagabend Nationalrat Hermann Gahr und der Landeskommandant der Gesamttiroler Schützen, Elmar Thaler, einem ausgesuchten Publikum zur Diskussion stellten.

An Aktualität war das Thema nicht zu überbieten, hatte Hermann Gahr als Obmann des Südtirolausschusses im österreichischen Parlament doch gerade am Donnerstag das Expertenhearing zum Thema Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler veranstaltet. Dort kam man zur Überzeugung, dass eine Doppelstaatsbürgerschaft rechtlich möglich sei und mit keinen Verpflichtungen wie etwa späteren Pensionsansprüchen oder ähnlichem verbunden sei. Hermann Gahr präsentierte ein 10-Punkte-Programm, bei dem man derzeit an Punkt 4 angelangt sei. Zur endgültigen Entscheidung über eine Doppelstaatsbürgerschaft seien aber noch viele weitere Schritte notwendig. Gahr: „Die Zeit arbeitet aber für uns!“

Elmar Thaler, Landeskommandant der „Tiroler Schützen“ von Nord-, Süd- und Welschtirol sowie Nationalrat Hermann Gahr zeigten sich positiv von der jüngsten Entwicklung. Sie kamen im Laufe des Abends aber immer mehr zur Überzeugung, dass es vor allem einer intensiven Aufklärungsarbeit und Akzeptanz in der Bevölkerung und hier wiederum in erster Linie auf österreichischer Seite bedürfe. Man müsse die Vorurteile beiderseits des Brenners abbauen und hinter die politischen Kulissen in Südtirol schauen. In Richtung Landeseinheit meinte Thaler, diese sei bisher weder auf politischer noch auf persönlicher noch auf wirtschaftlicher Ebene gegeben. Als Beispiel nannte er die Energiewirtschaft, wo am Brenner die Stromleitungen der jeweiligen Energieversorger enden würden oder auch den Mobilfunk, wo es derzeit nicht möglich sei tirolweit in einem Netz zu telefonieren. Hermann Gahr wiederum brachte das Beispiel im Airlinebereich, wo eine Kooperation von Tyrolean und Air Alps sicherlich erfolgreich gewesen wäre, als Einzelgesellschaften diese jedoch gescheitert sind. Thaler verwies auch auf die derzeitige Finanzlage in Italien. Italiens neuer Ministerpräsident Mario Monti habe sich mit seinem Sparplan nicht gerade als eifriger Verfechter der Autonomie hervorgetan - als Wirtschaftsprofessor gehe er pragmatisch vor, und hole sich das Geld dort, wo es welches gibt - in Südtirol - Autonomie hin oder her - denn die Regionen mit Normalstatut, die vom Staat verwaltet werden, sind hoch verschuldet.

Auf den Freiheitsmarsch am 13. April in Bozen angesprochen meinte Thaler: „Solange der Faschist Mussolini auf Staatsgebäuden und Denkmälern in Südtirol verherrlicht werde, würden die Schützen dagegen vorgehen und das auf friedliche Weise. Deshalb finde auch ein Freiheitsmarsch friedlich ohne Säbel und Gewehre statt.“ Zum geplanten Aufmarsch zigtausender Alpini vor dem Siegesdenkmal in Bozen im April meinte er beispielhaft: „Um unsere Position aus Nordtiroler Sicht verstehen zu können, müsse man sich vorstellen, es gäbe in Innsbruck ein Hitlerdenkmal zu dem zigtausende Ex-Nazis anreisen um eine Feier mit Kranzniederlegung zu veranstalten. Das wäre doch undenkbar – oder?“ Der Dialog, veranstaltet von Martin Reiter und moderiert von Dr. Hannes Ausserladscheiter, sorgte u. a. bei Dr. Alfred Egger (ATM), DI Clemens Troger (Arge Raumplanung), Landesschützenmeister Andreas Hauser, Historikerin Dr. Margreth Lun, Franz „Kaiser Eberharter und weiteren Zuhörern für Diskussionsstoff und nach dem Abend für eine andere Sichtweise der Südtiroler Anliegen.

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