Biken
Waldbesitzer sammelten Unterschriften gegen Trails am Thierberg

Richard, Karin und Michael Labek präsentierten das Ergebnis der Petition gegen Singletrails am Thierberg bzw. Hechtsee. 2.343 Unterschriften wurden gesammelt.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Richard, Karin und Michael Labek präsentierten das Ergebnis der Petition gegen Singletrails am Thierberg bzw. Hechtsee. 2.343 Unterschriften wurden gesammelt.
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Familie Labek präsentiert 2.343 Unterschriften, die gegen Biketrails am Thierberg und Hechtsee gesammelt wurden. Fiesel und Krimbacher erklären Sachlage, hinterfragen aber auch die Formulierung der Frage bei der Petition. 

KUFSTEIN. Ein legales Angebot für sogenannte "Singletrails" ist in Kufstein bislang nicht vorhanden. So werden am Stadtberg oft Wanderwege von Radfahrern befahren oder illegale Trails in den Wald gebaut. Der Vorstoß der Gemeinderäte Thimo Fiesel (Grüne, Umwelt- und Forstreferent) und Thomas Krimbacher (Wir Kufsteiner-VP, Sportreferent) ein Angebot für Singletrails zu schaffen, präsentiert im Februar-Gemeinderat dieses Jahres, brachte bereits Diskussionen in der Festungsstadt.
In einer Machbarkeitsstudie sollte erhoben werden, ob mehr Bike-Struktur oberhalb vom Hechtsee und am Thierberg realisiert werden könne. Das mit dem Ziel, durch das Angebot auch (illegale) Singletrail-Fahrer aus dem Naturschutzgebiet Kaisertal zu bringen. Eine Mehrheit des Gemeinderats sprach sich dabei für die Machbarkeitsstudie aus, hinsichtlich der Kosten für die Studie und die ökologischen Gutachten sind für heuer 50.000 Euro budgetiert. 

2.343 Unterschriften gesammelt

Wenig Freude haben damit aber die Kufsteiner Waldbesitzer rund um den Thierberg bzw. Hechtsee. Sie wollen die Singletrails nicht, auch wenn diese im Bereich des Hechtsees nur auf dem Grund der Stadtgemeinde Kufstein geplant werden. Ortsbäuerin Karin Labek startete als Verfasserin für die Bauern, Bäuerinnen und die Landjugend eine Petition gegen den Bau der Trails und "für den Erhalt des Thierberger Naherholungsgebietes". Das Ergebnis präsentierte die Familie Labek nun am Donnerstag, den 7. September stellvertretend für die Waldbesitzer im Rahmen einer Pressekonferenz – das zeitgleich mit dem Beginn der Wettbewerbsausstellung des Architektenwettbewerbs für die Sportarena am Fischergries, der im Kufsteiner Rathaus stattfand.
Nun zum Ergebnis: Die Waldbesitzer können auf 1.687 persönliche Unterschriften und 656 angeklickte QR Codes blicken. Insgesamt 2.343 Unterschriften liegen demnach vor – diese wurden auch notariell auf eventuelle Doppelunterschriften geprüft. Die Waldbesitzer rechneten zudem noch Ergebnisse einer Umfrage der REGIONALMEDIEN KUFSTEIN hinzu und kamen so auf 3.903 Stimmen an "Gegnern" von Trails am Thierberg/Hechtsee.

"Es ist schade so ein Gebiet unter dem Vorwand zu verwenden, dass es dort keine Schutzgebiete gibt", erklärt Michael Labek.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • "Es ist schade so ein Gebiet unter dem Vorwand zu verwenden, dass es dort keine Schutzgebiete gibt", erklärt Michael Labek.
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Im Schutzgebiet 

Die Sachlage ist für die Waldbesitzer klar: Weitere Planungen für Singletrails im besagten Gebiet, so die Gegner, "zerstören lediglich eine bisher intakte Umwelt und ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Kufsteiner Bevölkerung". Sie argumentieren, dass man sich am Thierberg auch in Schutzgebieten befinde. Im vorgesehenen Gebiet würden je ein Seenschutzgebiet bei Längssee und Hechtsee sowie Wirtschaftswald mit Schutzfunktion und roter Schutzwald fallen. 

"Es ist schade so ein Gebiet unter dem Vorwand zu verwenden, dass es dort keine Schutzgebiete gibt",

erklärt Michael Labek. Er kritisiert weiters, dass die Bezirkshauptmannschaft Kufstein hinsichtlich des "Projektes" vor der Präsentation im Gemeinderat nichts gewusst habe. Das obwohl im Gemeinderat im ersten Schritt erst die Durchführung einer Studie zur Machbarkeit beschlossen wurde und noch kein Projekt. "Sonst wären die Schutzgebiete und der Schutzcharakter schon vorher aufgefallen", argumentiert Labek. Auch die dort befindliche Feuersalamanderpopulation müsse geschützt werden. Für ihn sei die ganze Planung, sprich die Machbarkeitsstudie "obsolet". 

Aus dem Schutzbereich

Fiesel erklärt, mit der Kritik konfrontiert, dass Teile des skizzierten Projektgebietes zwar in der Waldkategorie "Schutzwald im Ertrag" seien, man aber dem Auftragnehmer der Machbarkeitsstudie darauf hingewiesen habe, die Planungen so gut es geht aus diesem Bereich herauszuhalten. Was den Vorwurf betrifft, dass die BH nichts davon wusste, widerspricht Fiesel. "Ich hatte gemeinsam mit unserem Förster einen Termin mit der BH am 7. Februar um 8:30 Uhr, einen Tag vor der Gemeinderatssitzung, bei der wir über den Antrag auf eine Machbarkeitsstudie gesprochen haben", so Fiesel.

Die Gemeinderäte Thimo Fiesel (Grüne, Umwelt- und Forstreferent) und Thomas Krimbacher (Wir Kufsteiner-VP, Sportreferent) (v.l.) starteten den Vorstoß für eine Machbarkeitsstudie.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Die Gemeinderäte Thimo Fiesel (Grüne, Umwelt- und Forstreferent) und Thomas Krimbacher (Wir Kufsteiner-VP, Sportreferent) (v.l.) starteten den Vorstoß für eine Machbarkeitsstudie.
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Frage nach Attraktivität

Eine gewünschte Verlagerung weg vom Schutzgebiet sei durch neue Trails an diesem Standort gar nicht möglich, da man sich auch hier in einem Schutzgebiet befinde, betonten die Gegner weiters. Die Strecken seien auch zu kurz und auf Grund des steilen Geländes nicht attraktiv. Man habe seitens der Waldbesitzer keine anderen Interessen, außer jenes des Naturschutzes, betont die Familie Labek

"Ich möchte noch einmal klar betonen: Es ist keinesfalls gegen Radfahrer, Mountainbiker oder Trailfahrer, sondern es geht um den Erhalt eines schützenswerten Gebietes",

sagt Michael Labek zur Petition. Die Waldbesitzer befürchten, dass Biker bei einer Umsetzung der Trails "überall" fahren könnten. Das Projekt koste zudem viel Geld, betreffe aber nur ein kleines Klientel. 
Krimbacher und Fiesel verweisen indes darauf, dass man mit der lokalen Bikeszene in Kontakt sei. 

"Bezüglich der sportlichen Attraktivität lassen wir uns von Radfahrern, welche die Strecke nutzen würden, beraten. Es gibt speziell im Oberland einige Projekte mit ähnlichen Höhenmetern und Lauflängen und diese werden gut angenommen", 

erklärt Krimbacher. Nach aktuellen Aussagen der Expertinnen könne man eine Attraktivität für Biker und Bikerinnen im möglichen Projektgebiet sicherstellen. Das werde der Machbarkeitsstudie entnehmbar sein, so Fiesel. "Wir haben immer von einer Teilverlagerung gesprochen - wenn wir den Nutzungsdruck im Naturschutzgebiet verringern können, dann soll kein Versuch unversucht gelassen werden", betont Fiesel weiter.

Machbarkeitsstudie für Biketrails am Thierberg/Hechtsee: Was sagst du zu dem aktuellen Stand?

LK: Konzept löst keine Probleme

Auch die Landwirtschaftskammer (LK) hat Stellung bezogen. "Im gegenständlichen Fall ist die Landwirtschaftskammer Tirol aber der Überzeugung, dass mit dem vorliegenden Singletrail-Konzept keines der Probleme in Kufstein gelöst werden kann", so die LK in einem Schreiben. Vielmehr befürchte man zusätzliche Konflikte zwischen Erholungssuchenden, Wanderern und Mountainbikern. Parkplätze am Hechtsee seien am Wochenende und in der Hochsaison Mangelware, heißt es in der Stellungnahme der LK. 
Fiesel erklärt indes, dass es Ziel sein werde, dass die Biker mit dem Fahrrad anreisen und gegebenenfalls den Bus nützen. Eine neue Parkraumbewirtschaftung am Hechtsee, werde sich ebenfalls dieser Frage widmen.

Aussagekraft in Frage gestellt

Bedenken gibt es von Krimbacher und Fiesel aber auch hinsichtlich der Formulierung der Fragestellung bei der Petition. "Wenn ich in einer Petition nach danach Frage, ob ein Naherholungsgebiet gerettet werden soll, dann bekomme ich natürlich die Unterschriften, die ich als Projektgegner gerne haben möchte," so Fiesel. Im Bereich am Thierberg, an dem man gerade die Möglichkeiten zu einem Singletrail erhebe, seien die Natur, der Feuersalamander und die Wanderer nie einem Risiko ausgesetzt gewesen, erklärt Fiesel. 
Krimbacher stellte die Aussagekraft der Unterschriftenliste in Frage, wenn auch Menschen aus Innsbruck oder München unterschrieben hätten. 

"Es gibt verständlicherweise kritische Stimmen, aber auch viele positive Meldungen dazu. Diese werden aber nicht gehört, da sie nicht über die Medien Wind machen und eine Gegenpetition starten",

sagt Krimbacher. Fiesel rechnet damit, dass frühestens Anfang 2024 die Machbarkeitsstudie gemeinsam mit den ökologischen Gutachten im Gemeinderat präsentiert werden könnten. 

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