Corona-Krise
Wie geht es den Metzgern und Bäckern im Bezirk Kufstein?

In der Bio-Metzgerei Juffinger in Thiersee läuft der Betrieb für die Handelskunden ganz normal weiter.  | Foto: Helga Juffinger
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  • In der Bio-Metzgerei Juffinger in Thiersee läuft der Betrieb für die Handelskunden ganz normal weiter.
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Helga Juffinger (Juffinger Bio-Metzgerei in Thiersee und Juffinger´s Gaumenwerk in Kufstein) und Julia Mitterer (Mitterer Bäckereien Wörgl und Umgebung) verrieten den BEZIRKSBLÄTTERN wie es ihnen und ihren Betrieben in Zeiten der Corona-Krise geht. 

THIERSEE, KUFSTEIN, WÖRGL (mag). Wie geht es den heimischen Betrieben in Zeiten des Coronavirus wirklich? Zwei Geschäftsfrauen stehen den BEZIRKSBLÄTTERN mit ihren eigenen Erfahrungen und Maßnahmen nun Rede und Antwort.
Die Juffinger Bio-Metzgerei ist der produzierende Betrieb mit vierzig Mitarbeitern in Thiersee und  Juffinger´s Gaumenwerk ist das Fachgeschäft im Kufsteiner Ortsteil Zell, mit Abo-Essen und Metzgertheke. Die Auswirkung des Coronavirus auf die Betriebe merkte Helga Juffinger früh.
Die Firma spürte den Umsatzeinbruch relativ früh, weil sie viel in die Südtiroler Gastronomie liefern und die Italiener, die ersten waren, die zusperren mussten. Danach folgten die komplette Tiroler und Salzburger Gastronomie und zuletzt die ganzen Deutschen Gastrokunden. Bei den Betrieben seien sicherlich von heute auf morgen 40 bis 50 Prozent Umsatz weggebrochen, weil sie nicht ausschließlich den Handel beliefern, so Helga Juffinger.
"Im Juffinger´s Gaumenwerk in Kufstein spürten wir am ersten Wochenende einen enormen Ansturm, ähnlich wie an Weihnachten und es wurde gehamstert ohne Ende. Das ließ aber dann schlagartig nach, weil jeder nur das Nötigste im Supermarkt mitnimmt, wo er eben auch das berühmte WC-Papier und Getränke bekommt. Hier leiden Metzgereien und Bäckereien – egal wie sie alle heißen – enorm und die darf man bitte in der Zeit nicht vergessen", erklärte Helga Juffinger. Wenn jeder seine Lebensmittel kauft, wo er sie bisher auch gekauft habe und an die kleinen Geschäfte denke, würde man allen helfen. 

Wie geht es weiter?

In der Bio-Metzgerei in Thiersee läuft der Betrieb für die Handelskunden ganz normal weiter. Nach den ersten Hamsterkäufen hat sich auch hier der Ansturm wieder gelegt und der Betrieb ist weiterhin normal lieferfähig.
Das Gaumenwerk im Kufsteiner Orstteil Zell liefert das Mittagessen ab sofort direkt nach Hause ebenso die Fleischbestellungen. Spezielle Osterangebote sollen die Stammkunden natürlich nach wie vor nach Zell direkt ins Geschäft locken. Es wird versucht alles so kontaktlos wie möglich zu machen – eben mit den nötigen Sicherheits- und Hygienestandards.

"Um besser oder schlechter geht es hier nicht mehr. Es geht ganz einfach um Existenzen. Wer helfen will, seinen eigenen Arbeitsplatz sichern will und wem die Tiroler Wirtschaft am Herzen liegt, der kauft gerade jetzt bei kleinen, regionalen Händlern",

antwortete Helga Juffinger auf die Frage, warum es besser sei in Ihrem Betrieb einzukaufen, als in herkömmlichen Supermärkten.


Der Familienbetrieb - Bäckerei Mitterer

Bei den Bäckereien des Familienunternehmens Mitterer in Wörgl und Umgebung ist der Umsatz durch die Maßnahmen gegen Corona um rund 80 Prozent eingebrochen. Der Bäcker belieferte die Gastronomie, Schulen, Kindergärten diverse Kantinen in großen Betrieben, wo nun der Umsatz komplett weggebrochen ist. Der Umsatz bei Wiederverkäufern (Spargeschäfte) sei auch eher schwächer geworden. "Unsere eigenen Geschäfte haben wir nur noch bis Mittag offen. Leider ist auch hier der Umsatz stark zurückgegangen. Viele Kunden, glaube ich, vergessen, dass wir auch noch geöffnet haben und sie versorgen sich beim 'one-stop' Einkauf im Supermarkt auch mit Brot", so Julia Mitterer. Für viele Bäckereien werde es jetzt schon sehr eng. Es werde viele von den kleinen, heimischen Betrieben wahrscheinlich nach der Krise nicht mehr geben, erklärte sie weiteres. Ein Großteil der Mitarbeiter musste in Kurzarbeit geschickt werden. Diese seien aber sehr verständnisvoll und seien froh, dass sie nicht gekündigt worden sind.

Vorteile einer regionalen Bäckerei 

In den Bäckereien Mitterer biete man den Kundschaften einen ungestörten Einkauf. Mehr als drei Personen seien nicht im Geschäft. Außerdem bestehe die Möglichkeit sich beim Hineingehen und Hinausgehen zu desinfizieren. Der Mindestabstand werde durch die Theke und einer zusätzlichen Linie mehr als eingehalten. "Expliziten Lieferservice haben wir noch nicht, falls aber Kunden, die der Risikogruppe angehören eine Bestellung telefonisch aufgeben, werden wir natürlich liefern", betonte Julia Mitterer. 

Brot beim regional produzierenden Bäcker zu kaufen hat, laut Julia Mitterer, mehrere Vorteile:

  • Die Arbeitsplatzsicherung in der Region.
  • Die Versorgungssicherheit durch kurze Lieferwege (im Handel werden Teiglinge teils international zugekauft).
  • Das Mehl wird ausschließlich von der Tiroler Rauchmühle bezogen. 
  • Es wird zu 100 Prozent Österreichisches Getreide verarbeitet.
  • Täglich werden selbstgezüchtete Weizen -, Roggen-, und Dinkelnatursauerteige verarbeitet.
  • In Verbindung mit den langen Teigruhen und Reifezeiten kann die Bäckerei Mitterer  gänzlich auf chemische Zusätze und genmanipulierte Rohstoffe verzichten und erreicht trotzdem ausgezeichnete Frischhaltung und sehr gute Bekömmlichkeit.

Weitere Infos zum Thema Coronavirus finden Sie hier.
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