Durch bunten Maßnahmenmix mehr Energieeffizienz und damit "e"-s

Vertreter der 14 "e5"-Gemeinden aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel mit LR Josef Geisler (5.v.re) und "Energie-Tirol"GF Bruno Oberhuber (re).
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  • Vertreter der 14 "e5"-Gemeinden aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel mit LR Josef Geisler (5.v.re) und "Energie-Tirol"GF Bruno Oberhuber (re).
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BEZIRK (nos). Das "e5-Programm" wird in Tirol vom Verein "Energie Tirol" betreut, das Kernthema seiner Arbeit ist die Beratung von Konsumenten und Gemeinden im breiten Themenfeld der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. "Wir sind da so hineingewachsen", erklärt GF Bruno Oberhuber den Werdegang des Konzepts, das damals in Tirol, Vorarlberg und Salzburg ausgearbeitet wurde und mittlerweile alle Bundesländer bis auf Wien und Oberösterreich erreichte. Zudem wird das "e5-Programm" auch in elf weiteren Ländern der Europäischen Union, insgesamt in über 1.400 Gemeinden, praktiziert. Die Bewusstseinsbildung in den anderen Österreichischen Bundesländern sei dabei herausfordernder gewesen, als jene auf europäischer Ebene, merkt Oberhuber an. Gemeinsame Zielgespräche und regelmäßige "Audits" dienen entlang der einschlägigen Beratung dabei für die Gemeinden als "Richtschnur" für ihre Maßnahmen, an die 500 setzen die 50 Tiroler "e5-Gemeinden" jährlich um, das mache das Gesamtprojekt im Lauf der vergangenen 20 Jahre zu einem vollen Erfolg. Auch, dass nur zwei Gemeinden in diesem Zeitraum wieder – vorübergehend – aus dem Prozess austraten, werten die Verantwortlichen als Zeichen ihrer qualitativen Arbeit. Nur Lienz verabschiedete sich im Zuge eines Biomasseheizwerk-Projekts von "e5", Pfunds hatte mit einem Murenereignis zu kämpfen und ist mittlerweile wieder mit im Boot.

Wenig "e5" in KB, elf von 30 in KU

Im Bezirk Kufstein finden sich elf Gemeinden, die sich dem "e5-Programm" verschrieben haben: Gründungsmitglied Kufstein, Angerberg, Bad Häring, Breitenbach, Brixlegg, Kirchbichl, Kramsach, Kundl, Langkampfen, Schwoich und die Fünf-"e"-Stadt Wörgl, die eine von nur zwei Tiroler Gemeinden ist, die durch verschiedenste gesetzte Maßnahmen von Biomasse über Fernwärme, Photovoltaik und vieles Mehr alle fünf möglichen "e" einheimsen konnte. Die zweite ist Virgen. Bei insgesamt 30 Gemeinden im Bezirk wäre die Quote also noch ausbaubar.
Im Bezirk Kitzbühel ist die "e5"-Bereitschaft dagegen weitaus geringer. Gerade einmal drei Gemeinden – Westendorf, St. Johann und Kirchberg – nehmen am Programm teil und damit die Beratungschance in Anspruch.
In beiden Bezirken zusammen genommen leben 49 Prozent der Bevölkerung in einer "e5-Gemeinde", tirolweit liegt der Schnitt bei 46 Prozent.

Mit insgesamt 50 "e5"-Mitgliedsgemeinden und zahlreichen Konsumenten, die sich in den Ortschaften und über den Verein informieren und beraten lassen, hat "Energie Tirol" jedenfalls durchaus einiges zu tun, wie GF Oberhuber und seine Mitarbeiter wissen: "Da müssen wir auch durchschnaufen und schauen, dass wir das alles managen können."

Maßnahmen finden, umsetzen und drüber reden

"Die Stadt Kufstein hat von Beginn an versucht laufend Ergebnisse zu erzielen", meint Bürgermeister Martin Krumschnabel, "das ist ein Prozess, der nie ein Ende finden kann." Denn es gäbe immer Themen und Möglichkeiten, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen, Kufsteins Stadtführung hat das noch fehlende fünfte "e" ins Visier genommen.
Eine der Schrauben, an der die Festungsstadt dabei drehen will, ist die Raumordnung und Entwicklungsplanung, etwa durch ein Belohnungssystem für Bauwerber, die bestimmte Baudichte-Vorgaben annehmen. "Wir wollen dort nun einen Schritt weiter gehen, auch um leistbaren Wohnraum für die Bevölkerung zu schaffen", kündigt Krumschnabel an. Die Stadt will Anreize schaffen, damit sich in Neubauten "ein gewisser Prozentsatz an Wohnungen ergibt", mit dem die Stadt der wachsenden Wohnungsnot im niederen Mietpreissegment entgegenwirken könne. Auch die Kufsteiner Stadtwerke haben großen Anteil am bisher erzielten Energieerfolg der Festungsstadt, etwa durch das breitest aufgestellte Fernwärmenetz oder den gemeinsam mit Schwoich betriebenen Recyclinghof. Zudem kann auch das in Kufstein allgegenwärtige Thema Verkehr hierbei bearbeitet werden, etwa durch die "Shared Space"-Politik oder durch E-Car-Sharing. Das bereits laufende "Bee-Car"-Projekt soll bald weiter aufgestockt werden, um mehr Stadtbürgern die Möglichkeit zu geben sich ein Elektroauto zu leihen. Bis Ende des Jahres sollen neun Fahrzeuge in Kufstein bereit stehen, so Krumschnabel. "Unsere Vision auf diesem Gebiet wären Elektrobusse in Kufstein, möglicherweise irgendwann sogar selbstfahrende", meint der Bürgermeister. Dann wäre es denkbar, dass Kufsteiner rund um die Uhr und sieben Tage die Woche per "Öffi" an alle Ecken der Stadt gelangen könnten.
Zu optimieren gäbe es einiges, nicht zuletzt durch Apelle "an den gesunden Hausverstand der Bürger", so Krumschnabel. Die Kommunikation von Energiethemen soll deshalb weiter verstärkt werden. "Wir verbessern uns laufend", freut sich der Stadtchef.

Die Kommunikation steht auch im Hauptfokus von Energielandesrat und LH-Stv Josef Geisler, "aber wenn man an die Bürger herankommen will, dann braucht es die Gemeinden". Er sieht Information, Kommunikation und Bürgerbeteiligung als großen Teil des Erfolgsrezepts von "e5": "In diesen Gemeinden werden die Bürger auch immer mehr eingebunden und das ist ein Erfolgsrezept. Früher gab es im Ort einen der anschafft und das wurde dann gemacht, das ist heute erfreulicherweise nicht mehr so." Die selbst gestellte "Herkulesaufgabe" der Tiroler Energieautarkie bis 2050 könne nur gemeinsam und durch viele kleine einzelne Maßnahmen gelingen, so Geisler. "E-Carsharing vervielfältigt sich in Tirol, das Multipliziert sich fast von selbst. Wenn man die Bürger begeistert, dann ziehen Viele mit." Wichtig sei für ihn deshalb auch "Information nach außen zu bringen und zu zeigen was man tut".
Nicht zuletzt auch mit Blick auf den spürbaren Klimawandel seien Energie-Maßnahmen von besonderer Bedeutung, erklärt der LH-Stv.

Die zahlreichen Aktivitäten der Stadtgemeinde Wörgl stehen unter dem Motto „Wörgl – unsere Energie“. Der Einsatz im Bereich Photovoltaik sei dabei besonders hervorzuheben, und ein Mosaikstein, durch den Wörgl als zweite Tiroler Gemeinde die Auszeichnung "5e" erreicht hat. Auf europäischer Ebene wurde die Stadt mit dem "European Energy Award in Gold" ausgezeichnet.
Wörgler Vorbildprojekte sind etwa die Erstellung eines Energieentwicklungsplans, die "Sorglos Wärme" mit Abwärmenutzung der "Tirol Milch", das Projekt "Wörgl - Unsere Energie", das Bürgerbeteiligungsmodell "Wörgler Sonnenscheine", der Um- uund Zubau des Kindergartens am Mitterhoferweg und der Volksschule 1 im Passivhausstandard und die Ausbildung von Energiesparhelfern in Kooperation mit der Stadtgemeinde Kufstein und dem Verein "komm!unity".

Blick in die Zukunft

Was alles denk- oder machbar wäre, um im Rahmen des "e5"-Programms noch weitere Punkte gut zu machen, das durften die Vertreter der 14 Gemeinden aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel am Dienstag, dem 7. August, auch gleich als Visionen für die Zukunft formulieren. Die bekamen von "Energie Tirol" die Aufgabe darüber nachzudenken, welche Wunschprojekte sie in den zehn kommenden "e5"-Jahren in ihren Gemeinden umgesetzt sehen würden. Die Ergebnisse der Zukunftsvisionen sollen dann im Oktober im Rahmen einer großen gemeinsamen Jubiläumsfeier mit allen Tiroler "e5-Gemeinden" präsentiert werden.

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