Gurgiser blickt "sehr kritisch nach Wörgl"

Fritz Gurgiser kritisiert die Stadt Wörgl bezüglich Hochwasserschutz und Transitverkehr. | Foto: Haun
  • Fritz Gurgiser kritisiert die Stadt Wörgl bezüglich Hochwasserschutz und Transitverkehr.
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BEZIRK (nos). Wenig Freude dürfte die Führung der Stadtgemeinde Wörgl mit der jüngsten Ausgabe der Sendung "Bist du deppert" des heimischen Privatsenders "Puls4" gehabt haben. In der Folge vom 13. Dezember, dem Staffelfinale, nahm sich Kabarettist und Schauspieler Gregor Seberg der Wörgler Nordtangente, ihrer Entstehungs- und Finanzierungsgeschichte satirisch verkürzt und überspitzt an.
"Bist du deppert!" ist ein Infotainment-Format unter dem Motto "Steuerverschwendung trifft Comedy". Kabarettisten präsentieren darin, entsprechend humorig ausgestaltet, besonders drastische Beispiele für die Verwendung von öffentlichen Geldern.

Der Nordtangente-Beitrag führte nicht nur in den sozialen Netzwerken zu reger Diskussion, Spott und Häme, seit er ausgestrahlt wurde und online abrufbar ist. Auch Fritz Gurgiser (IG Inntal, Transitforum Tirol) ließ sich von der Sendung inspirieren: Er dichtete ein Weihnachtslied und verfasste den nachfolgenden "kleinen Aufsatz". Den "Bist du deppert!"-Beitrag zu Wörgl finden Sie hier.

Gurgisers "Aufsatz" zu Wörgl

Liebe Damen und Herren,
wie ihr wisst, schauen wir seit einiger Zeit sehr kritisch nach Wörgl, weil uns einiges beim besten Willen nicht gefällt, was sich da politisch tut.
Auf der einen Seite der politisch hofierte Anziehungspunkt für das neue Weihnachtslied der IDS- und SHELL-Stationen in der „Roten Zone Hochwasserschutz“ für die internationale Transitflotte, die bei uns weder Fahrzeug- noch Mitarbeitersteuern bezahlen: „Ihr Lasterlein kommet, o kommet doch all ...“. An diesen beiden Lkw-Transit-Tankstellen tanken in einer Stunde mehr, als sich den ganzen Tag umständlich, aber gut von uns subventioniert, auf die RoLa quälen. Die meisten, so sagen mir die Trucker, weil sie die Lenkzeiten überschritten oder zu schwer sind. Nicht wegen einer Schadstoffklasse, die sind ja durch die Allerheiligenverordnung des Landeshauptmannes ausgenommen. Auch wenn die Ingrid Felipe samt ihrem Schreiberling meint, wenn im ersten Monat der Verordnung gleich 20.000 Transitlaster mehr über den Brenner gefahren sind, wäre das ein „erster Erfolg“. Genauso hätte sie verkünden können, der Inn rinnt seit 1. November 2016 Richtung Malojapass – „Zurück zum Ursprung“.
Auf der anderen Seite ein großes Gejammer, weil sie angeblich kein Geld in der Stadtkasse haben – dafür, dass sie in der Sache Hochwasserschutz mitzahlen müssen, weil sie ja keine „Retentionsflächen“ zur Verfügung stellen wollen. Im folgenden Beitrag auch klar, warum: An der Autobahn entlang geht es nicht, weil da ja die Nordumfahrung – zumindest zur Hälfte gebaut ist (die ist zugleich Zufahrtstraße zu den angeführten Lkw-Diesel-Tränkstellen). Sonst geht es auch nicht, weil da ist ja das Wörgler Gewerbegebiet – vor allem „Transportgewerbegebiet“ – samt RoLa-Station und das muss erhalten werden. Auch klar.
Und zwischen Eisenbahn und dem Stadtgebiet von Wörgl? Geht „technisch“ nicht, hat vorauseilend die LandesBauDion gleich einmal gesagt – womöglich soll das für zukünftige „Erschließungen“ frei gehalten werden; eventuell noch ein paar dieser „Lkw-Transit-Tränkstellen“, denn wenn weiter vorauseilend in gebückter Haltung mehr Ausnahmen von Transitfahrverboten „verordnet“ werden, als überhaupt Müll-, Schrott- und Abfälle-Laster kommen, werden die bestehenden bald nicht mehr reichen. Sei es wie es sei.
Weil morgen, am 15. Dezember 2016, wieder für sehr viele Frauen und Männer, selbständig oder unselbständig, die in den Betrieben dafür sorgen müssen, dass jeden 15. des Monats pünktlich die Umsatzsteuer, die Lohnsteuer, der Dienstgeberbeitrag, der Dienstgeberbeitragszuschlag, die Kommunalsteuer, die Krankenkasse überwiesen werden muss (morgen bei den meisten Mitarbeiterabgaben gleich die doppelte Marie wegen des Weihnachtsgeldes), a „schware Zahler-Partie“ ansteht, schicke ich euch am Ende dieses Aufsatzes diesen Link.
Damit alle, die morgen diese Zahlungen frei geben, wieder daran denken, wie vor allem im Infrastrukturbau – ob Straße oder Schiene – die Millionen und Milliarden locker an eine bestimmte Klientel gestreut werden. An die nämlich, die heute am wenigsten Mitarbeiter beschäftigen und daher auch am wenigsten Rückflüsse an Steuern und Abgaben bringen. Während die Gelder woanders fehlen und die Tiroler Arbeiterkammer nun sogar den Sozialvereinen helfen muss, damit sie nicht selber zum Sozialfall werden.
Weil Weihnachten ist, lasse ich es einfach so stehen, denke mir meinen Teil und werde mich weiter engagieren, dass Steuergeld nach den Vorgaben der Bundesverfassung „rechtmäßig, wirtschaftlich, sparsam, zweckmäßig und nach Möglichkeit mit hohen Rückflüssen“ ausgegeben wird. Das in Wörgl wird keine besonderen Konsequenzen haben, denn es ist ja seit Jahren landes-, bundes- und EU-weit bekannt,
dass die einen, die das Steuergeld erwirtschaften müssen, auf Grund zahlreicher unfairer und wettbewerbswidrigen politisch zu verantwortenden Rahmenbedingungen mit dem Rücken an der Wand stehen während
die, die das Steuergeld dann ausgeben, so tun, als wäre die Bundesverfassung eher etwas, was nur den „Bund“ etwas angeht, während der „Bund der Steuerzahler“ immer kleiner wird und immer mehr erwirtschaften soll, weil immer mehr Menschen immer mehr Unterstützung brauchen.
Auch wenn es nun ein etwas längerer Aufsatz geworden ist, er ist ehrlich gemeint und soll nur zum Nachdenken aufrütteln – denn ärgern brauchen wir uns nicht mehr, es gilt das Motto: „Kuah hin, Kalbl a und die Marie a“; da nützt dann auch kein Rechnungshof „ex post“ – im Nachhinein sind alle gescheit.
Einen einfachen Weihnachtswunsch hätte ich als unverbesserlicher Optimist dennoch an alle, die Steuergeld verwalten und ausgeben:
Es wäre doch schön, wenn die, denen Steuergeld zur „sorgfältigen Verwendung“ anvertraut wird – zwangsweise wird es uns abgeknöpft – dieses Geld so verwenden würden, als wäre es ihr eigenes. Dann bräuchte niemand auf die Idee zu kommen, die Stadtgemeinde Wörgl in der Sendung „Bist du deppert“ vor den Vorhang zu bitten.

Mit freundlichen, weihnachtlichen Grüßen
Fritz Gurgiser
Metallgewerbe
AK-Tirol
Transitforum Austria-Tirol
IG-Inntal

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