Coronavirus
Kirchbichls Vizebürgermeister kritisiert "Fremd-Impfen"

Kirchbichls Vize-Bgm. Franz Seil erwartet sich nun, "dass sich die Verantwortlichen für dieses Vorreihen von Nicht-Risiko-Personen öffentlich entschuldigen".  | Foto: Ascher/BB Archiv
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Kirchbichls Vizebürgermeister Franz Seil („Kirchbichler Liste – Tiroler Volkspartei“) äußerte sich nun ebenfalls zu den Vorgängen rund ums „Fremd-Impfen“ im Kirchbichler Altenwohn- und Pflegeheim. 

KIRCHBICHL (red). Der Vizebürgermeister der Gemeinde Kirchbichl, Franz Seil („Kirchbichler Liste – Tiroler Volkspartei“), nahm nun in einem Offenen Brief zu den Corona-Impfungen im örtlichen Altenwohnheim am 13. Jänner Stellung. Der Vorfall bei der Coronaimpfung im Altenwohnheim, bei der übrige Impfdosen Gemeindearbeitern und dem Sohn des Bürgermeisters verimpft wurden (die BEZIRKSBLÄTTER berichteten), sei für Seil "nicht nachvollziehbar" und mache ihn betroffen. "Ich erwarte mir nun, dass sich die Verantwortlichen für dieses Vorreihen von Nicht-Risiko-Personen öffentlich entschuldigen, eingestehen einen Fehler gemacht zu haben und nicht weiter krampfhaft nach Ausreden suchen", so Seil in dem Schreiben. 
Damit reiht sich der Vizebürgermeister in die Reihen der Kritiker ein. Auch der Kufsteiner FPÖ-Landtagsabgeordnete Christofer Ranzmaier und der Kirchbichler FPÖ-Ortsparteiobmann GV Josef Stöfan hatten in einer Presseaussendung scharfe Kritik an der Vorgehensweise geübt. 

Der Offene Brief, von der Redaktion ungekürzt und unbearbeitet:

"Liebe Kirchbichlerinnen,
liebe Kirchbichler,

seit gestern haben mich unzählige Bürgerinnen und Bürger zum Thema Impfungen in unserem Altenwohnheim kontaktiert. Es ist mir deshalb ein Anliegen, auch öffentlich Stellung zu nehmen.

Die Angst vor einer Corona-Infektion und den daraus resultierenden Folgen ist vor allem bei älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern und bei Menschen mit Vorerkrankungen spürbar und auch begründet. Wir hatten leider auch in unserer Gemeinde bereits viele positive Fälle mit zum Teil schweren Krankheitsverläufen. Die Impfung gegen COVID 19, die seit einigen Wochen zugelassen ist, ist aufgrund der riesigen Nachfrage und der begrenzten Produktionskapazität derzeit leider bei weitem nicht in der Menge vorhanden, wie wir uns das wünschen würden.

Das Land hat deshalb die klare Order ausgegeben, dass neben dem Personal in den Altenwohnheimen und COVID-Stationen in den Spitälern zuerst alle Personen über 80 Jahre und weiters Menschen mit schweren Vorerkrankungen geimpft werden sollen. Das macht deshalb Sinn, weil sie mit Abstand das höchste Risiko haben, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken oder sogar zu versterben.

Was vor wenigen Tagen in unserem Wohn- und Pflegeheim vorgefallen ist, ist für mich nicht nachvollziehbar und macht mich betroffen. Es ist höchst unsolidarisch und nicht akzeptabel, dass es sich einige, die nicht zur Risikogruppe gehören, offenbar für ihre Familienmitglieder gerichtet haben. Personen aus der vulnerablen Gruppe müssen dagegen weiter auf eine Impfung warten. Das untergräbt das Vertrauen und sorgt in unserer Gemeinde zu Recht für Empörung. Denn auch in Kirchbichl haben wir eine Vielzahl von über 80-jährigen Personen, die sich lieber heute als morgen impfen lassen würden.

Ich erwarte mir nun, dass sich die Verantwortlichen für dieses Vorreihen von Nicht-Risiko-Personen öffentlich entschuldigen, eingestehen einen Fehler gemacht zu haben und nicht weiter krampfhaft nach Ausreden suchen.
Wenigstens diese Ehrlichkeit hätten sich die Kirchbichlerinnen und Kirchbichler verdient!

Und weil ich ebenfalls oft gefragt werde: Ja, ich lasse mich natürlich impfen. Aber erst dann, wenn all jene Personen, die ein höheres Risiko als ich haben, geschützt sind und ich an der Reihe bin!

Euer Franz Seil
Vizebürgermeister von Kirchbichl"

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Kirchbichls Vize-Bgm. Franz Seil erwartet sich nun, "dass sich die Verantwortlichen für dieses Vorreihen von Nicht-Risiko-Personen öffentlich entschuldigen".  | Foto: Ascher/BB Archiv
Im Altenwohn- und Pflegeheim Kirchbichl wurden übrige Corona-Impfdosen an Gemeindemitarbeiter sowie den Sohn des Bürgermeisters geimpft. Das sorgte für Kritik.  | Foto: Barbara Fluckinger/BB Archiv
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