Neues Konzept für Kufsteins Verkehr

Das ist der Obere Stadtplatz derzeit mit all seinen Verkehrszeichen und den verkehrstechnischen Begrenzungen: Die zweispurige Straße trennt den Platz, nimmt diesem gleichzeitig den Charakter und anonymisiert damit das innerstädtische Bild. Kein attraktive | Foto: Thomas Oberhuber
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  • Das ist der Obere Stadtplatz derzeit mit all seinen Verkehrszeichen und den verkehrstechnischen Begrenzungen: Die zweispurige Straße trennt den Platz, nimmt diesem gleichzeitig den Charakter und anonymisiert damit das innerstädtische Bild. Kein attraktive
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Mit einer vollkommen neuen Idee für die Verkehrsplanung in der Kufsteiner Innenstadt sorgt derzeit der Wirtschafts- bund der Volkspartei für Gesprächsstoff in der Festungsstadt.

Das Konzept nennt sich „Shared Space“ und heißt so viel wie „gemeinsam genutzter Raum“. Und so einfach die Formel klingt, so verblüffend sind die Ergebnisse, die bei bisher realisierten Projekten in den verschiedensten Ländern Europas verwirklicht werden konnten.

Lebenswerter
Die Grundidee von „Shared Space“ ist, dass bestimmte Zonen von Verkehrszeichen, Ampeln und der Trennung zwischen Fahrbahn und Fußgängerbereich befreit werden. Gleichzeitig wird diesen Zonen durch einen neuen Bodenbelag die Charakteristik eines Platzes verliehen. Der vom Verkehr dominierte öffentliche Straßenraum soll damit lebenswerter, sicherer sowie im Verkehrsfluss verbessert werden. Statt einer dominanten Stellung des motorisierten Verkehrs soll der gesamte Verkehr mit dem sozialen Leben, der Kultur und Geschichte des Raums im Gleichgewicht stehen.

Sicherer
Durch Entfernen der Kanalwirkung der Straßen sollen die Orte wieder Persönlichkeit erlangen. Alle Verkehrsteilnehmer sollen gleichwertig nebeneinander existieren und sich den Raum teilen. Zusätzlich zur Lebensqualität soll so auch die Sicherheit im öffentlichen Straßenraum verbessert werden. Die Straßenverkehrsordnungen werden reduziert auf „gegenseitiges Rücksichtnehmen“ und das Rechts-vor-Links-Gebot. Mit diesen Maßnahmen wird eine gewollte Unsicherheit erzeugt, welche die Verkehrsteilnehmer dazu zwingt, den Raum situationsbedingt unter anderem durch Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern einzuschätzen. Im Mittelpunkt der Bestrebungen des „Shared Space“ steht die Neustrukturierung des öffentlichen Raums. Es wird davon ausgegangen, dass räumliche Suggestionen den Menschen mehr ansprechen als Verbote. Durch Lösen der klar definierten Unterteilung der Verkehrsfläche soll sich ein neues Raumgefühl einstellen, das verschiedene stadtplanerische Aspekte berücksichtigt.

Neues Leben in der Stadt und Chancen für den Einzelhandel
Der neu entstandene Raum bietet Platz für Cafés, lädt ein zum Flanieren und ist eine attraktive Kaufumgebung für den Einzelhandel. Die Straße wird zum Treffpunkt; das Leben verlagert sich wieder mehr auf die Straße. Ebenso bestehen Chancen, den Raum kulturell neu zu gestalten.

Risikobewertung
Des Weiteren erhalten Orte die Gelegenheit, sich der eigenen Historie wieder anzunähern und durch den Verkehr auferlegte Kompromisse rückgängig zu machen. Aber die Umsetzung eines Shared Space ist insbesondere für die „schwachen“ Verkehrsgruppen der Blinden, Rollstuhlfahrer, Gehörlosen, Kinder und älteren Menschen mehr oder weniger problematisch. Im integrierten Planungsprozess des Shared Space müssen deren Interessen von Beginn an berücksichtigt werden. Besonders in ihrer Sinneswahrnehmung eingeschränkte Menschen fühlen sich ohne regelnde Orientierungshilfen unsicher und werden womöglich vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Bürgermeister Martin Krumschnabel, Stadtrat Richard Salzburger und Wirtschaftsbundvorstandsmitglied Anton Rieder über die Idee "Shared Space"

Planungsexperten und Fraktionen sind gefragt
Aus diesem Grund lud Wirtschaftsbundobmann Stadtrat Richard Salzburger Experten zur öffentlichen Diskussion in Kufstein. Diese machten sich gleichzeitig auch ein Bild von der Stadt und bewerteten die Chancen für Shared Space in der Festungsstadt. Informiert über den Vorschlag des Wirtschaftsbundes hat sich dabei auch Bürgermeister Martin Krumschnabel, der sich begeistert zeigte: „Ich möchte jetzt weitere Gespräche mit den Fraktionen führen und die Planer nochmals zu intensiveren Gesprächen einladen und auch sondieren, ob der politische Wille dafür vorhanden ist und ob ein solches Projekt auch in Kufstein Sinn macht. Verkehrslösungen wird es in nächster Zeit ohnehin geben müssen.“ Stadtrat Richard Salzburger selbst sieht die Vorteile besonders in der Attraktivierung der Stadt: „Wenn wir eine zweispurige Autobahn durch die Stadt haben, ist das sicher etwas, das sich negativ auswirkt. Wir wollen daher die Stadt vor allem attraktiver gestalten, sodass der Handel profitieren kann.“ Wirtschaftsbundvorstandsmitglied Anton Rieder jun. findet insbesondere den Spagat hoch interessant, „bei dem zum einen Verkehr in der Stadt zugelassen wird und gleichzeitig die Möglichkeit besteht, die Stadt zu attraktivieren. Gerade für den Oberen Stadtplatz wäre das eine tolle Sache.“ Diesen hat „Shared Space“-Planer Thomas Pilz von der Forschungsgesellschaft Mobiliät auch gewählt, um mit einer einfachen Skizze zu zeigen, was bei einer Umgestaltung möglich wäre.

Das ist der Obere Stadtplatz derzeit mit all seinen Verkehrszeichen und den verkehrstechnischen Begrenzungen: Die zweispurige Straße trennt den Platz, nimmt diesem gleichzeitig den Charakter und anonymisiert damit das innerstädtische Bild. Kein attraktive | Foto: Thomas Oberhuber
Die Skizze soll zeigen, wie kräftig und weit der Obere Stadtplatz in Erscheinung treten kann, sobald er von verkehrstechnischen Regulierungen befreit wird. Das Bild könnte Ausgangspunkt für die Entwicklung eines neuen räumlichen Leitbildes im Einklang mit | Foto: Skizze: Thomas Pilz, Forschungsgesellschaft Mobiliät
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