Sprachstartklasse fruchtet in Wörgl - Kufstein setzt auf mobile Sprachlehrerin

Bezirksschulinspektorin Margarete Egger, Landesschulinspektor Josef Federspiel, Direktorin Isabella Mölk, Schulassistentin Sati Zorlusoy und Klassenlehrerin Karin Brettner-Schwaighofer mit einigen Kindern aus der Sprachstartklasse.
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  • Bezirksschulinspektorin Margarete Egger, Landesschulinspektor Josef Federspiel, Direktorin Isabella Mölk, Schulassistentin Sati Zorlusoy und Klassenlehrerin Karin Brettner-Schwaighofer mit einigen Kindern aus der Sprachstartklasse.
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WÖRGL (mel). Elf Kinder besuchen derzeit die Sprachstartklasse in der Volksschule Wörgl. Diese Vorschulklasse hilft Kindern mit Migrationshintergrund, die Sprachdefizite in Deutsch aufweisen, diese zu beseitigen und auch ihre eigene Muttersprache zu festigen. Der Unterricht wird von einer Lehrperson und einer Schulassistenzkraft, die türkisch spricht, gehalten. Der Besuch dieser Klasse dauert ein Schuljahr, danach kommen die Schüler in die erste Klasse der Volksschule. „Die Eltern haben oft Bedenken, dass ihre Kinder dadurch ein Jahr ,verlieren‘. Dies ist nicht der Fall, da die Sprachstartklasse als ganz normales Schuljahr angerechnet wird“, so Landesschulinspektor und Initiator des Projekts, Josef Federspiel. Auch wird oft eine Ausgrenzung und Ghettoisierung befürchtet, da die Kinder quasi „isoliert“ unterrichtet werden. „Diese Ängste sind völlig unbegründet. Die Sprachstartklasse ist keine Ausgrenzung, sondern eine Vorbereitung auf die Schule! Die Kinder werden nach dem Sprachstartjahr auf die verschiedenen ersten Klassen aufgeteilt“, sagt VS-Direktorin Isabella Mölk.

Kein Negativerlebnis mehr

Für Kinder, die kein Deutsch sprechen, ist die Schule meist sehr negativ behaftet. Oft verstehen die Schüler nicht einmal die Anweisungen in Werken oder Zeichnen und haben gar keinen Spaß in der Schule. „Die Sprachstartklasse ist sehr wichtig für die Kinder die kein Deutsch sprechen. Denn wenn die Schüler den Unterricht nicht verstehen, wird der Schulbesuch immer ein schlechtes Erlebnis bleiben, und die Kinder brechen die Schule häufig ohne Abschluss ab“, erklärt Federspiel.

Die letztjährigen Sprachstartschüler befinden sich heuer in der ersten Klasse der Volksschule. Die Lehrerin Bettina Lackner hat zwei ehemalige Sprachstartschüler in ihrer Klasse. „Die zwei Schüler können relativ gut Deutsch und verstehen die Aufgabestellungen. Sie mischen sich unter die anderen Kinder und reden Deutsch mit ihnen“, ist die Lehrerin stolz.

„Auch ich bin sehr zufrieden mit diesem Modell. Mein Kind hat im Kindergarten kein Deutsch gelernt, und jetzt, nach dem Besuch der Sprachstartklasse, kann es gut Deutsch“, so eine türkische Mutter, deren Tochter letztes Jahr die Sprachstartklasse besuchte.

Ablauf der Sprachstartklasse

Ob ein Kind in die Sprachstartklasse kommt, entscheidet sich im Frühjahr bei der Schulreifefeststellung. Wie der Unterricht in der Praxis aussieht, erklärt Sprachstartklassenleherin Karin Brettner-Schwaighofer. „Als letztes Jahr die Kinder in die Klasse kamen, hatten sie einen sehr geringen bis gar keinen Wortschatz in Deutsch. Bis Weihnachten haben ich und meine Assistentin Sati Zorlusoy den Unterricht doppelsprachig geführt. Ab dem zweiten Semester haben wir einfache Satzstrukturen angewandt und ab Mai haben wir viel Deutsch miteinander gesprochen“.

Mobile Lehrerin in Kufstein

Die Sprachstartklasse wird zur Hälfte vom Land Tirol finanziert. Die andere Hälfte (ca. 7.500,- Euro/Jahr) trägt die Gemeinde. Neben Wörgl gibt es auch in Telfs, Imst und Schwaz Sprachstartklassen. Ein potentieller Anwärter wäre auch Kufstein. Hier hat es jedoch schon vor einigen Jahren den Versuch einer Sprachstartklasse gegeben, der aber gescheitert ist. „Bei uns funktioniert dieses Modell nicht, da unsere drei Volksschulen zu weit auseinander liegen. Als wir die Sprachstartklasse vor einigen Jahren testeten, sind viele Kinder einfach nicht gekommen, da die Mütter meist keinen Führerschein besitzen und es zu umständlich ist, die Kinder mit dem Bus oder Taxi vom einen zum anderen Stadtende zu bringen. Seit Beginn dieses Schuljahres haben wir eine mobile Sprachlehrerin, die an jeder Schule sieben Stunden pro Woche verbringt und individuell auf die Bedürfnisse der Schüler eingeht“, so die Gemeinderätin und Lehrerin Saskia Fuchs-Roller. Um dieses Modell umzusetzen, hat es lange Verhandlungen mit dem Land gebraucht. „Wir haben mit LR Beate Palfrader lang diskutiert und unsere drei Volksschuldirektoren haben sogar eine Petition gegen eine Sprachstartklasse nach Innsbruck geschickt“, so Fuchs-Roller weiter. Die Verhandlungen haben sich scheinbar gelohnt - das Kufsteiner Modell wird zur Gänze vom Land finanziert. Andreas Falschlunger, ebenfalls Gemeinderat und Lehrer, schließt sich Fuchs-Roller an: „Ich befürworte auch unsere mobile Sprachlehrerin, da unsere Volksschulen einfach zu weit auseinanderliegen. In Wörgl ist die Sprachstartklasse leicht umsetzbar, da es nur ein Volksschulgebäude gibt“. Wenn sich die mobile Sprachlehrerin im Probeschuljahr bewährt, bleibt sie ein fixer Bestandteil in den Kufsteiner Volksschulen.

Bezirksschulinspektorin Margarete Egger, Landesschulinspektor Josef Federspiel, Direktorin Isabella Mölk, Schulassistentin Sati Zorlusoy und Klassenlehrerin Karin Brettner-Schwaighofer mit einigen Kindern aus der Sprachstartklasse.
Schulassistentin Sati Zorlusoy und Klassenlehrerin Karin Brettner-Schwaighofer beim Lernen mit den Kindern.
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