Österreichischer Dachverband
Die "Eingeforsteten" tagten in Angerberg

Die Ehrengäste der 73. Generalversammlung des Einforstungsverbands in Angerberg, darunter Angerbergs Bgm Walter Osl (8.v.re) und Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger (7.v.re) aus Reith im Alpbachtal. | Foto: Einforstungsverband
  • Die Ehrengäste der 73. Generalversammlung des Einforstungsverbands in Angerberg, darunter Angerbergs Bgm Walter Osl (8.v.re) und Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger (7.v.re) aus Reith im Alpbachtal.
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Am Sonntag, dem 7. April, hielt die Dachorganisation der 23 Einforstungsgenossenschaften Österreichs seine 73. Generalversammlung in Angerberg ab. Rund 200 Delegierte und Ehrengäste folgten der Einladung.

ANGERBERG (red). Vor knapp 200 Anwesenden berichtete Verbands-Obmann Friedrich Spitzer über die wichtigsten Tätigkeiten und Ereignisse des vergangenen Geschäftsjahres, darunter die Übersiedlung der Verbandskanzlei nach Traunkirchen an den Standort des "Waldcampus Österreich", eines der modernsten forstwirtschaftlichen Bildungszentren Europas. Um die Schulung von Mitgliedern und Funktionären zu verstärken, biete der neue Standort viele Möglichkeiten, so Spitzer.

"Ein Jahr der Veränderungen"

Ein neuer Mitarbeiter in der Funktion eines Assistenten der Geschäftsleitung wurde eingestellt. Seit 1. Oktober verstärkt Helmut Hochreiner das Team der Verbandskanzlei. Ein weiterer Schwerpunkt im Jahr 2018 war die Erstellung der neuen Verbandshomepage, die nun seit 4. November online verfügbar ist. Auch auf gesetzlicher Ebene war 2018 ein Jahr der Veränderungen: "Trotz massiver Intervention des Einforstungsverbandes, der Landwirtschaftskammer, aber auch vieler Verpflichteter wurde die Behandlung der Wald- und Weidenutzungsrechte in die alleinige Bundesländerkompetenz verschoben, was zu einem Außerkrafttreten des Bundesgrundsatzgesetzes über die Behandlung der Wald- und Weidenutzungsrechte führen wird. Ein Auseinanderlaufen der Einforstungs-Landesgesetze und damit eine erschwerte Rechtsbehandlung könnte die Folge sein", fürchtet Obmann Spitzer.

Abschließend berichtete er, dass die Verbandskanzlei im Jahr 2018 insgesamt 192 Beratungs- sowie 17 Vertretungsleistungen in Verwaltungsverfahren erbracht habe.

Fachvortrag und Ehrengäste

Einen weiteren Höhepunkt der diesjährigen Generalversammlung bildete ein umfangreicher Fachvortrag der Agrarbehörde Tirol zum Thema Wald-Weide-Trennungen. Anhand von Beispielen aus der Praxis brachten die Referenten den Anwesenden den Verfahrensverlauf sowie die Vorteile einer erfolgreich durchgeführten Wald-Weide-Trennung näher.

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten die Ansprachen der Ehrengäste. Hubert Schlager (Österreichische Bundesforste, ÖBf AG) hob die gute Zusammenarbeit zwischen den Obmännern der Einforstungsgenossenschaften vor Ort hervor und erwähnte zudem die Schneeereignisse im Jänner 2019, die zu einem erhöhten Schadholzanfall führten. Rudolf Rosenstatter, Obmann des Österreichischen Waldverbandes, betonte die Wichtigkeit der Einforstungsrechte und hob zudem den Stellenwert der Holzverwendung für den Schutz des Klimas hervor. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, Josef Hechenberger, unterstrich die Wichtigkeit der Schaffung und Erhaltung von Reinweideflächen und damit einhergehend auch die Wichtigkeit der Wald-Weide-Trennungen. Besonderen Dank sprach er Adolf Neuhauser, Obmann der Einforstungsgenossenschaft Tirol sowie der Agrarbehörde Tirol, "für die hervorragende Arbeit im Zeichen der Einforstungsrechte" aus. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, betonte die Wichtigkeit des bäuerlichen Eigentums als Produktionsfaktor für künftige Generationen. Zudem nahm Moosbrugger auf das Kuhurteil in Tirol Bezug und sprach sich für mehr Eigenverantwortung von Personen aus, die sich in der freien Natur bewegen. Diesbezügliche Gesetzesänderungen seien dringend erforderlich. Johannes Schima vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus bestellte der Versammlung schöne Grüße von Bundesministerin Elisabeth Köstinger und brachte aktuelle Zahlen und Fakten zum österreichischen Wald. Den Abschluss der Ansprachen bildete die Videobotschaft von BM Köstinger, in der die Wichtigkeit des österreichischen Waldes und dessen nachhaltige Bewirtschaftung, bei der auch die "Eingeforsteten" eine wichtige Position einnehmen, betont wurde.

Die 23 Einforstungsgenossenschaften in Österreich verteilen sich auf die Bundesländer Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Tirol. Sie zählen insgesamt rund 11.000 Einforstungsberchtigte zu ihren Mitgliedern, davon in Tirol 797.

Über die "Eingeforsteten"

Die „Einforstung“ oder „Inforestierung“ ist ein Sonderfall des Servitutsrechts und geht auf die Neuordnung des bäuerlichen Grundbesitzes Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Im Rahmen der Verstaatlichung von Waldflächen wurden diese „eingeforstet“, das heißt, jedes Bauernhaus, jedes Bürgerhaus und jeder Gewerbebetrieb bekam eine gewisse Menge an Nutzholz. Einforstungsrechte sind begehrt und können an Privatpersonen und Firmen verkauft werden. Zudem können sie an die Österreichischen Bundesforste (als Betreuerin der im Staatsbesitz befindlichen Flächen) gegen den Geldwert abgelöst werden.
Die Genossenschaften vertreten die Einforstungsberechtigten in ihren Interessen gegenüber den Bundesforsten.

Damit die "Eingeforsteten" ihre Ansprüche gegenüber Grundeigentümern schützen konnten, bildeten sich ab 1920 örtliche Zusammenschlüsse, die sich 1924 auf vereinsmäßiger Basis zum "Alpenländischen Verband der Servitusberechtigten" zusammenschlossen. 1946 erfolgte die Gründung des "Verbandes der Servitutsgenossenschaften" als Dachorganisation. Um den Unterschied von Einforstungsrechten gegenüber zivilrechtlichen Dienstbarkeiten ("Servitute") auch nach außen hin zu dokumentieren, wurden ab 1959 alle Servitutsgenossenschaften sowie der Verband der Servitutsgenossenschaften in "Einforstungsgenossenschaften" und "Verband der Einforstungsgenossenschaften" (kurz: Einforstungsverband) umbenannt.

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