Ausblick 2022
WK Kufstein sieht Personalmangel als größtes Problem
Sommer im Bezirk Kufstein war gut, 2022 bringt aber Herausforderungen. Wirtschaftskammer fordert unter anderem zeitgerechte Verordnungen und bessere Spitzen-Kontingente für die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften.
KUFSTEIN. 2022 bringt für die Wirtschaftskammer (WK) in Kufstein coronabedingt keinen Neujahrsempfang. Das Virus sorgt auch in diesem Jahr für viele Herausforderungen für die WK und ihre Mitglieder. Dennoch wagten Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer, und Manfred Hautz, Obmann WK Bezirksstelle Kufstein, in der Kufsteiner Bezirksstelle einen Ausblick auf das bevorstehende Jahr und seine Herausforderungen.
Kritik wegen Maßnahmen
Von Seiten der Wirtschaft blickt man Lockdowns wenig überraschend kritisch entgegen. Walser missbilligt einige Maßnahmen, wie die auf 22 Uhr vorverlegte Sperrstunde zu Silvester. Er fordert, dass man den Fokus auf die Hospitalisierungen und nicht die Inzidenzzahlen legen sollte. Omikron könne dabei eine Chance für eine Durchseuchung "in einem größeren Stil" bringen.
"Wir werden aber einen Umgang finden müssen, sodass wir wieder ein normales gesellschaftliches Leben haben",
sagt Walser in Kufstein. Von der Politik fordert Christoph Walser frühzeitiges Gegensteuern, zeitgerechte und verständliche Verordnungen sowie faire Entschädigungsmodelle für besonders betroffene Branchen.
In die gleiche Kerbe schlägt Hautz, der die aktuellen Strafandrohungen bezüglich des Betretungsverbots von Gaststätten nach 22:00 Uhr kritisch sieht. Bei einem Verstoß müssen sämtliche Förderungen und erhaltenen Gelder rund um die Kurzarbeit zurückgezahlt werden. "Viele Unternehmen müssten im Falle der Rückzahlung sämtlicher Förderungen auch gleich ihren Insolvenzantrag abgeben", sagt Hautz.
Sommer war positiv
Im Bezirk Kufstein ist man mit der aktuellen Situation zwar nicht ganz zufrieden, aber man sei dennoch sehr gut aufgestellt, erklärt Hautz. Der Firmenmix und die Spartendiversität kommen dem Bezirk nicht zum ersten Mal zugute. Die Wirtschaftslage im Sommer war jedenfalls äußerst positiv, wie die aktuellen Zahlen zeigen. Trotz Krisenjahr wurde viel konsumiert, Produktionsbetriebe, Handwerker und Tourismus waren gleichermaßen sehr gut ausgelastet. Teilweise herrschte sogar eine Überlastung, mitunter auch aufgrund Personalmangels. "Es gab zwar viele Corona-Verlierer aber auch etliche, die diese Situation für sich nutzen konnten und als Gewinner das Jahr beendeten", betont Hautz.
Wieder Zukunftsthemen widmen
Dabei will man 2022 wieder vorausschauen, die Aufgabe der Wirtschaftskammer sei es, weiterzuentwickeln. Zu den Zukunftsthemen, denen man sich wieder widmen will, zählt vor allem der Fachkräftemangel. Rund 33.000 Arbeitskräfte fehlen derzeit in Tirol, erklärt Walser. Zwei weitere große Kernthemen der Zukunft ortet er in der Steigerung bei Energiepreisen sowie der Digitalisierung.
Hautz sieht auf Bezirksebene den Personalmangel als größtes Problem. Dabei handle es sich um ein demographisches Problem: Man könne die notwendigen Mitarbeiter nicht mehr aus dem eigenen Land stellen. Dieses Phänomen beschränkt sich nicht nur auf den Tourismus, auch in anderen Branchen wie dem Handel oder der Industrie ringen die Unternehmen um Arbeitskräfte.
Mehr Personalkontigente gefordert
Das kurz vor dem Saisonstart festgelegte Spitzen-Kontingent für die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften wurde zu spät freigegeben, betont Hautz.
"Für unzählige potenzielle Mitarbeiter war die Zeit zudem zu knapp, um noch vor den Feiertagen ein Visum zu erhalten. Hier hat die Politik eindeutig die Zeit verschlafen und damit etliche Probleme verursacht, die nicht hätten sein müssen. Dies hat uns als Tourismusstandort und jedem einzelnen Tourismusbetrieb erheblichen Schaden zugefügt“,
betonten die WK-Vertreter.
Das soll in der Sommersaison nicht noch einmal passieren. "Wir machen uns selber einen Wettbewerbsnachteil, wenn wir hier nicht massiv reagieren", sagt Hautz. Man müsse jetzt anfangen, für die Sommersaison vorzusorgen. "Wir brauchen Kontingente, egal ob im Handel, in der Wirtschaft, die flexibel spitzenabdeckend geplant und umgesetzt werden", fordert Hautz. (bfl)
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