Land OÖ: Tauziehen um Glyphosat-Verbot
OÖ. Von einem nur auf Oberösterreich begrenzten Glyphosat-Ausstieg hält man bei den heimischen Agarvertretern wenig. "Wenn, dann kann es für Oberösterreich nur eine gemeinsame, bundesweite Lösung geben. Wir dürfen in diesem Diskurs nicht vergessen, dass sich unsere heimischen Bauern bereits jetzt auf einem sehr stark globalisierten Markt bewegen. Wir können nicht auch noch eine zusätzliche, nationale Konkurrenz für unsere oberösterreichischen Bauern schaffen“, sagt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Der ÖVP-Politiker ist damit anderer Meinung als sein Landesrats-Kollege Rudi Anschober. Der Grüne hat zuletzt eine eigene Initiative zum schrittweisen Glyphosat-Ausstieg in Oberösterreich gestartet. Am 9. Jänner soll es einen ersten Runden Tisch mit Vertretern von Gärtnern, ÖBB, Städte, Gemeinden und Landwirtschafts-Vertretern geben. „Es ist höchste Zeit, jetzt endlich zu handeln. Glyphosat ist der falsche Weg und die Politik darf sich nicht immer wieder auf andere Ebenen und auf Unzuständigkeiten ausreden", sagt Anschober.
"Einsetzen, wenn es notwendig ist"
Wie auch Hiegelsberger bremsen auch die heimischen Bauern beim kompletten Verbot des Unkrautvernichtungsmittels. Im Gegensatz zu Deutschland komme Glyphosat in Österreich ohnehin nicht mit dem Erntegut in Berührung, informiert Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker. Das Land OÖ habe zudem 2013 und 2015 ein Glyphosatmonitoring durchgeführt. Das Resultat: Es wurden keinerlei Rückstände im Erntegut festgestellt. Die nächsten Monitoring-Intervalle sind für 2018 und 2021 geplant. „Darüber hinaus müssen unsere Bauern für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eine entsprechende Befähigung nachweisen und regelmäßig Fortbildungen absolvieren. Sie sind dadurch gut auf die Herausforderungen im Pflanzenbau vorbereitet und setzen Herbizide wie Glyphosat dann ein, wenn es notwendig und sinnvoll ist", so Reisecker.
Und selbst wenn Österreich den Einsatz den Unkrautvernichtungsmittels komplett verbieten würde, sei die Glyphosat-Freiheit in internationalen Produkte, die von den Handelsketten angeboten werden, nicht gewährleistet, warnen die Agrarvertreter. „Der mediale Einsatz mancher Handelsketten hinsichtlich der Abschaffung von Glyphosat ist befremdlich, da genau diese Handelsketten nach wie vor ausländische Produkte, auch aufgrund von Preisvorteilen, im Regal führen“, sagt Max Hiegelsberger. Wenn es also zu einem österreichweiten Glyphosat-Verbot kommen würde, fordert der Landesrat ein Listungsverbot von Lebensmittel, die unter Einsatz dieses Wirkstoffs produziert wurden.
Zum Hintergrund:
Im Jahr 2016 verlägerte die Europäische Kommission die Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat aufgrund der Uneinigkeit der Mitgliedsstaaten in Eigenregie, forderte aber für einen längeren Zulassungszeitraum den klaren politischen Willen der Mitgliedsstaaten. Nach einer langen politischen Auseinandersetzung kam am 27. November 2017 die notwendige qualifizierte Mehrheit im zuständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission zustande. Die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ermöglicht weiterhin eine Verwendung in Österreich.
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