Zum 20. Todestag von Falco: Requiem für Hans Hölzel im Stephansdom
Mädels in schwarzen Kapuzenpullis singen rund um den Altar Hitparadenklassiker, Opus schmettern "Flying high" durch die Kirche und Dompfarrer Toni Faber rezitiert "Out of the dark" - das Requiem für Falco im Stephansdom war eindeutig eine Totenmesse der besonderen Art.
WIEN. In den heiligen Hallen des Wiener Stephansdoms hat sich in den vergangenen 800 Jahren schon einiges abgespielt. Am 2. Februar 2018 wurde der alt-ehrwürdigen Chronik ein weiteres Kapitel hinzugefügt: Beim Requiem für Johann "Falco" Hölzel zum 20. Todestag wurde gesungen, gerappt, geklatscht, gejubelt, gebetet - und eine Idee gewonnen, wie die sonntäglichen Gottesdienste aussehen würden, wenn in jeder Kirche des Landes ein Pfarrer Toni Faber für die Gestaltung der Messe zuständig wäre.
Vorweg zur Erinnerung: Am 6. Februar 1998 starb der Wiener Popstar Falco - sein Hit "Rock me Amadeus" kletterte im März 1986 auf die Nummer Eins der US-Billboard Charts und ist bis heute das einzige deutschsprachige Lied, das je die amerikanische Hitparade anführte - bei einem Autounfall in seiner Wahlheimat, der Dominikanischen Republik. Und da in Österreich die Beliebtheit eines Prominenten bekanntlich mit seinem Tod in die Höhe schnellt, ist Falcos Ruhm seit dem 6. Februar 1998 ungebrochen. Wie groß der Respekt für den Falken immer noch ist, wurde bei der 15 Uhr-Messe in St. Stephan deutlich.
"Ein Platz für Jeanny in der Kirche"
In der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Kirche verfolgen nicht nur Falcos Wegbegleiter, sondern auch unzählige Wiener den Einzug des Dompfarrers durch den Mittelgang. Ihm voraus eine lange Zweierreihe Oberstufenschülerinnen in schwarzen Kapuzenpullis mit Falcoaufdruck, schwarzen Röhrenjeans und Boots. Die Schülerinnen des Borg Gastein nehmen rund um den Altar Aufstellung, Toni Faber begibt sich unter den Augen von Prominenten wie Hans Mahr, Peter Rapp, Gary Lux und Arabella Kiesbauer auf die Kanzel. "Ich wurde in den vergangenen Wochen oft gefragt: Gibt es in der Kirche einen Platz für einen Amadeus, für eine Jeanny? Die Antwort lautet ja, diese für mich teils mystischen und spirituellen Texte haben Platz in der Kirche!" Und nach einer kurzen Begrüßung von Wolfgang Kosmata von der Falco Privatstiftung, die das Requiem initiiert hat, geht es auch schon los mit der Spiritualität.
Zu barocken Orgelklängen singt der Chor der Schülerinnen "Sound of Music", gefolgt von "Junge Römer" als Solostück und "Europa". Die Arrangements der barocken Auslegung der Falcosongs, die Interpretation des Chores und die unglaublichen Talente der Sängerinnen fesseln vom ersten Ton an die von Faber als "Liebe Falco-Gemeinde"-bezeichneten Anwesenden. Mehr als schräg, die Zeilen "Der Bube sagt zum König - hey Baby do you wanna dance" und "Die Nacht gehört uns bis zum Morgen, wir spielen jedes Spiel" unter dem Hochaltar durch den Stephansdom schallen zu hören. Ebenso ungewöhnlich die folgenden Worte des Dompfarrers: Mit Bezug auf "Rock me Amadeus"erzählte Faber von Mozarts Anknüpfungspunkten mit dem Stephansdom - er wurde hier getraut und ließ in der Kapelle seine Kinder taufen - und erinnert an die Stürme der Entrüstung katholischer Verbände, die der Hit Jeanny hervorgerufen hat. "In Jeanny geht es um ein schreckliches Gewaltverbrechen an einem jungen Mädchen. Das hat natürlich in einer Kirche Platz."
Textsicherer Dompfarrer
"Auch die Frage, was nach dem Tod mit uns geschieht, hat in der Kirche einen Platz." Laut Faber stellte Falco diese Frage in seinem letzten Lied "Out of the dark", das der Pfarrer eindrucksvoll vom Altar herunter zum Besten gibt. Nach einem "Vater Unser" überlässt Faber mit den Worten "Friede deiner Seele, lieber Falco" dem Falken persönlich das Wort. Mittels Tonband schmettert Hans Hölzel die erste Strophe von "Jeanny" durch den Stephansdom. Der Hit geht über in "Coming Home" und "The Spirit never dies", wieder von den Gasteiner Schülerinnen gesungen.
Nach einer kurzen Rede von Peter Rapp, der im Stephansdom einst Ministrant gewesen ist - "Ich vermisse ihn sehr, den Falco" - singen Herwig Rüdisser und Ewald Pfleger von der Band "Opus" gemeinsam mit Tonband-Falco die Opusnummer "Flying high" wie bei einem gemeinsamen Konzert 1985 in Graz (an diesem Tag lernte Hans übrigens seine spätere Ehefrau Isabella kennen).
Weiter geht es mit zwei Zehnjährigen aus Kärnten und ihrer eindrucksvollen "Rock me Amadeus" Darbietung, gefolgt von Claudia Stöckls Erinnerungen an das letzte Interview, das der Falke der Moderatorin für ihre Sendung "Frühstück bei mir" ein paar Wochen vor seinem Tod in Puerto Plata gab. "Am ersten Tag durfte ich nicht in die Villa hinein, dann schon, dann hat er das Interview abgebrochen und am nächsten Tag durfte ich wieder kommen", erinnert sich die Moderatorin an den etwas schwierigen Superstar, der ihr in jenem Interview den legendären Sager "In den Achtzigern haben wir´s krachen lassen! Ich bin 1978 weggegangen und 1988 heimgekommen, dazwischen war ich duschen und umziehen" lieferte. Auch einen philosophischen Blick auf sein Leben gewährte Falco Stöckl mit dem Satz "Wenn der Erfolg schneller wächst als die Seele, dann hat man ein Problem."
Ein bißchen Falco für die Messen
Ehe die beiden Stiftungsräte der Falco Privatstiftung, Georg Riedl und Wilhelm Zmatlo, Toni Faber eine auf F wie Falco-gestimmte Orgelpfeife überreichen, sorgt "Out of the dark", gesungen von einer Schülerin mit magentarot-gefärbten Haaren, für Gänsehaut. Mit Standing Ovations, Jubelrufen und nicht enden wollendem Applaus werden die gerührten Schülerinnen von der "Falco-Gemeinde"gefeiert, auch Toni Faber wird mit tosendem Applaus verabschiedet.
Übrigens: Die Orgelpfeife wird mit einer Falco-Gravur versehen und in die Orgel der Westempore eingebaut. "Ab Ostern 2020 wird bei den Gottesdiensten ein wenig Falco mitschwingen", freut sich der Dompfarrer.
Hintergrund
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