Was der Lobautunnel für die Seestadt Aspern bedeutet
Die Hoerbiger Holding hofft auf den baldigen Bau des Lobautunnels. Die Anbindung zur Seestadt Aspern ist standortentscheidend.
WIEN. Perfekt angebunden. Das liest man auf der Homepage der Seestadt Aspern. Bei der Frage, ob das wirklich so ist, scheiden sich vermutlich die Geister. U-Bahn-Liebhaber werden es bestätigen, Autofahrer wohl eher nicht.
Letzteres ist oft für Unternehmen ein Hindernis, sich in der Seestadt anzusiedeln, obwohl sie eines der größten Stadtentwicklungsgebiete in Europa ist. Bis 2030 sollen hier 20.000 Menschen wohnen und ebenso viele arbeiten. Eine Zahl, die – so heißt es aus der Wirtschaftskammer Wien (WKW) – nur erreicht werden kann, wenn der Lobautunnel auch wirklich realisiert wird. Die WKW lobbyiert seit Jahren für den Bau der Straßenverbindung.
Leistungsfähige Anbindung
Das wird auch von Unternehmerseite bestätigt. „Eine leistungsfähige Anbindung an das Straßennetz ist für unsere Mitarbeiter sowie unsere internationalen Kunden sehr wichtig“, heißt es seitens der Hoerbiger Holding. „Deshalb freuen wir uns, dass dieses notwendige Bauprojekt nach langer Planung in die Umsetzung gehen kann.“ Das international tätige Unternehmen hat im Juni 2016 seinen neuen Wiener Standort mit rund 500 Mitarbeitern in der Seestadt Aspern eröffnet. In Summe investierte der Konzern bisher rund 45 Millionen Euro in den Standort Aspern.
Tausende Arbeitsplätze
Auch Stefan Ehrlich-Adám, Spartenobmann der Indus-trie in der Wirtschaftskammer Wien, hofft auf die rasche Realisierung des Lobautunnels: Abgesehen von der Anbindung würde es auch die Wirtschaft gehörig ankurbeln: „Es geht schließlich um tausende kurzfristige Arbeitsplätze während der Bauphase und 1,9 Milliarden Euro Investition durch die Asfinag.“ Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Michael Ludwig zeigte sich erfreut über den Gerichtsbescheid. Mehrere Medien orteten ein Einstandsgeschenk für den Neo-Bürgermeister.
Gefahr für den Nationalpark Donau-Auen
Aber noch ist dieses Geschenk nicht ausgepackt. Denn ob der Lobautunnel wirklich, wie angekündigt, ab 2019 gebaut wird, bleibt abzuwarten. Denn hinter den jubelnden Befürwortern bringen sich nun die Gegner wieder in Stellung. „Nicht auszuschließen ist der Gang zu einem der Höchstgerichte“, ließ etwa Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus wissen. Der Nationalpark Donau-Auen sei gefährdet. Das Grundwasser ebenso, sagt etwa Landschaftsökologe Christian Schuhböck. Ganz klar gegen das Bauprojekt ist auch Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Sie ortet eine Steuerverschwendung in Milliardenhöhe und eine ebenso eine Gefährdung für den Nationalpark.
Bezirksvorsteher beginnt zu graben
Für den Tunnel spricht sich wiederum der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) aus. Der Social Media-affine Bezirkschef ließ es sich nicht nehmen, publikumswirksam selbst zur Schaufel zu greifen und gleich mit dem Spatenstich zu beginnen. Im auf Facebook geteilten Video beginnt beginnt der Chef bereits mit den Grabungsarbeiten. Am Ende heißt es: "Der Rest liegt bei der Asfinag". Das Video wurde mehrere hundert Mal geteilt. In den Kommentaren bekommt Nevrivy keineswegs nur Zustimmung.
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