Rückblick zur Asyl-Demo in Floridsdorf: Weniger Andrang als erwartet
Anti-Asyl-Demo und Gegen-Kundgebung am Franz Jonas Platz: 300 Polizisten trennten die 450 FPÖ-Anhänger und 500 Gegendemonstranten. Die Veranstaltungen verliefen weitgehend friedlich. Drei Leute wurden von der FPÖ-Demo abgeführt, einer bei der Gegendemo am Boden fixiert.
FLORIDSDORF. Liesing war der Auftakt - Floridsdorf zog nach: Im 21. Bezirk hielt die FPÖ am Montag am Franz-Jonas-Platz ihre Anti-Asyl-Kundgebung ab. Ausschlaggebend war unter anderem das Flüchtlingsquartier in der Siemensstraße, in dem dem bis zu 600 Menschen untergebracht werden können.
Laut FPÖ-Schätzung jubelten 2.500 Menschen Heinz-Christian Strache und Co zu. Laut Polizei waren es nur 450 Teilnehmer. Bei der Gegenkundgebung sollen rund 500 Menschen vor Ort gewesen sein.
Heinz-Christian Strache nahm - unter Jubelschreien der Menge - die heimische Asylpolitik ins Visier: "Das ist eine Zuwanderungswelle aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen", so Strache. Den Flüchtlingen gehe es "nicht um den Schutz des eigenen Lebens, sondern um die Mindestsicherung, die man hier bekommt". Kritik übt Strache an der "sozialromantischen Willkommenskultur" der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die der heimische Kanzler Werner Faymann (SPÖ) einfach übernommen habe.
Der blaue Vizebürgermeister Johann Gudenus beschwörte die Angst der Bevölkerung: Immer mehr "Senioren, Frauen und wehrlose Kinder hätten Angst" - etwa vor dem Sozialabbau, vor weniger Sicherheit, vor Identitätsverlust. "All das ist gerechtfertigt", so Gudenus. "Wir sind heute schon Fremde im eigenen Land. Dagegen müssen wir ankämpfen." Wieder Applaus. "Wir werden nicht zulassen, dass wir Bürger zweiter Klasse werden."
500 Menschen bei Gegendemo
Zur Gegendemo kamen rund 500 Menschen. Zwischendurch wurde immer wieder "Nieder, nieder, nieder mit der FPÖ" skandiert. Die Verärgerung über die Asyl-Gegner war spürbar: "Ich verstehe die Aufregung über das Asylzentrum in Floridsdorf nicht ganz. Es liegt schließlich im Industriegebiet", sagte einer der Teilnehmer zur bz.
Auch SPÖ-Bezirksrat Bernhard Herzog besuchte die Gegen-Demo. Obwohl SPÖ, Grüne, ÖVP und Neos eine Resolution beschlossen haben, dass die Asyl-Problematik nicht auf der Straße ausgetragen werden sollte. "Aber es ist mir ein persönliches Anliegen," so Herzog. Außerdem habe es seit vier Wochen keine einzige Beschwerde über das Asylheim gegeben.
Heinz Berger, Grüner Bezirksrat in Floridsdorf auf der Bühne: "Migranten verwandeln sich in kürzester Zeit von Netto-Empfängern in Netto-Zahler. Sie schützen unser Sozialsystem." Von der Zahl der Teilnehmer zeigt sich Berger beeindruckt: "Das ist kein Geschenk an die Flüchtlinge, sondern es geht um unsere gemeinsame Zukunft."
In dem Asylheim in Floridsdorf leben rund 280 Asylwerber. Es handle sich dabei, heißt es, ausschließlich um Familien und alleinstehende Frauen. Die Kinder werden in einer Schule im Erdgeschoss des Gebäudes unterrichtet.
Neuerliche Satire-Aktion
Satiriker Gerd Millmann hat übrigens wieder zugeschlagen: Nach der Demo in Liesing war ein Bild von einem Mann mit einem „Leasing erwache“-Schild vielfach in den sozialen Netzwerken geteilt worden. Dabei handelte es sich aber nicht um einen FPÖ-Anhänger mit Rechtschreibschwäche, sondern um eine Satire-Aktion von Ex-Faymann-Sprecher Millmann. Auch in Floridsdorf hat Millmann wieder für ein Foto gesorgt:
Live vor Ort berichteten Christine Bazalka und Andreas Edler
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