Wolf und Bär kehren in die Alpen zurück

Foto: Forum Land
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PERJEN. Die großen Beutegreifer wie Bär und Wolf tauchen in den Alpen immer häufiger auf. Diese Gegebenheit war Inhalt eines spannenden Vortrages von Forum Land in der Fachschule für Hauswirtschaft in Landeck-Perjen am Montag, 19. März 2012. Rund 60 Interessierte aus dem Oberland folgten den Ausführungen des Schweizer Bärenexperten Mario Theus und des Wolfexperten Reinhold Jäger aus Fließ.

Mario Theus ist Experte für große Beutegreifer und war lange Zeit als Bärenbeauftragter in der Schweiz tätig. Er kennt die Geschichte der Bären, die derzeit vereinzelt durch den Alpenraum streifen. All diese Bären stammen aus dem Raum Trento, wo derzeit rund 20 Bären slowenischer Abstammung in einem Nationalpark leben. Junge männliche Bären im Alter von 1 bis 4 Jahren haben die Eigenschaft, dass sie die Welt erkunden und erforschen. Dabei bewegen sie sich in einem Umkreis von 400 Kilometer von ihrem Geburtsort. Somit ist die Chance, dass diese Bären auch in Österreich und der Schweiz auftauchen durchaus gegeben. Erste Erfahrungen haben wir bereits gemacht mit Bruno (JJ1), der auf seiner Wanderung durch Österreich viel Wind aufwirbelte und schließlich in Bayern erschossen wurde. Seinen Bruder JJ2(ich glaube es war JJ3) verschlug es in die Schweiz – dort wurde er von Mario Theus Tag und Nacht überwacht. „Bären kommen auf ihren Wanderungen rasch in Gebiete, in denen in den letzen 50 oder 100 Jahren kein Bär mehr war und treffen dort auf Situationen, die Konflikte erzeugen“, erklärt Theus und spricht in der Folge von gerissenen Schafen und geplünderten Bienenstöcken.

Der Managementplan für den Braunbär ist eine Bedienungsanleitung, wie man mit dem Auftreten von Bären umgehen sollte. Dieser beinhaltet den Schutz des Menschen, die finanzielle Abgeltung von Schäden oder auch wie Schafe oder Imker vor dem Braunbär geschützt werden können. Mit Hilfe der Maßnahmen aus dem Managementplan wäre eine Zusammenleben mit Bären, die äußerst scheu sind und den Kontakt mit Menschen fürchten, möglich und vorstellbar. Allerdings hat ein großer Teil der Bevölkerung ein schlechtes Bild vom Bären: „Bären sind lebensgefährlich und haben somit bei uns keinen Platz“, so die Meinung vieler.

Mario Theus weiß, dass durch das Auftreten von Bären ein Mehraufwand für Schaf- und Ziegenhalter durch den Herdenschutz entsteht, der derzeit noch nicht abgegolten wird. Allerdings ist für ihn die Angst vor dem Bären unbegründet: „Bären bevorzugen Gegenden, in denen wenig Menschen leben. Für einen Bär bedeutet der Mensch Lebensgefahr, deshalb wird man kaum einmal einen Bären begegnen“, weiß Theus.

Reinhold Jäger hat bereits zahlreiche Indizien für das Vorkommen von Wölfen im Tiroler Oberland gesammelt. Er hat selbst ein Exemplar gesichtet, mögliche von Wölfen verursachte Rehrisse dokumentiert und eine Wolfslosung vom heurigen Winter übergeben bekommen. Es spricht alles dafür, dass die 14 Schafe, die im Oktober 2009 am Imsterberg gerissen wurden, Opfer von der nachgewiesenen Wölfin und ihrer Jungen waren. Der Ziegenriss vom Piller im September 2010 könnte durchaus neben dem ebenfalls mit DNA-Analyse festgestellten Wolfsrüden aus der Polnisch-Baltischen Region noch von weiteren Tieren begleitet worden sein. Auch der Wolf ist ein sehr scheues Tier, das sich von Menschen grundsätzlich fernhält. Schafe und Ziegen sind vor allem im Herbst in Gefahr, wenn die sonstige Futtergrundlage – Rehe und Hirsche – für den Wolf zu schnell werden. Auch hier wäre eine Behirtung bzw. eine wolftaugliche Einzäunung der Tiere in Zukunft notwendig. In der Nacht müssten die Tiere eingepfercht oder in einen Stall gebracht werden, dies ist jedoch finanziell derzeit schwierig bzw. unmöglich zu bewältigen.

Auch Jäger sehen im Wolf oft ein großes Problem, da dieser den Wert einer Jagd durchaus mindert. Für Reinhold Jäger ist eines klar: „Wir haben bereits Wölfe in Tirol, und es werden noch mehr werden. In etwa zehn Jahren wird Tirol mit Wolfsrevieren besetzt sein die sich regelmäßig fortpflanzen. Aufgrund der sehr restriktiven Vorgansweise im Kanton Wallis (er gilt als Eingangspforte der Wölfe in die Schweiz und in weiterer Folge auch nach Österreich, Bayern und Baden-Würtemberg), entsteht eine etwas verzögerte Einwanderung. Zudem wird der Einwanderungsdruck aus den deutsch-polnischen Gebieten zunehmen. Allerdings haben wir jetzt noch Zeit, uns darauf vorzubereiten, und das sollten wir tun!“

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