Gedanken zum Weihnachtsfest 2020
"... und Friede den Menschen auf Erden"

Dekan Franz Hinterholzer teilt mit den BEZIRKSBLÄTTER LeserInnen einige Gedanken zum heurigen Weihnachtsfest. | Foto: Franz Hinterholzer
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BEZIRK LANDECK. Dekan Franz Hinterholzer teilt in der BEZIRKSBLÄTTER-Weihnachtsbeilage einige Gedanken zum Weihnachtsfest 2020. Die Kernbotschaft von Weihnachten war für ihn nie die Geburt des Kindes, sondern das, was die Engel gesungen haben: "Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden".

Gedanken zum Weihnachtsfest 2020

"Liebe Leserinnen und Leser!
Ich persönlich verbinde mit Weihnachten keine romantischen Gefühle, aber auch keine negativen Erinnerungen. Als Kind erlebte ich das Weihnachtsfest weitgehend stressfrei. Die paar Geschenke wurden in das Papier der Vorjahre eingewickelt, das Essen war einfach und schnell zubereitet, Keks und Eierlikör waren schon seit Wochen unter Verschluss und brauchten nur herausgeholt zu werden. Der religiöse Teil von Weihnachten spielte sich ausschließlich in der Kirche ab. Nur dort hörten wir das Weihnachtsevangelium und sangen wir „Stille Nacht“.

Foto: pixabay/TizzleBDizzle

Die Kernbotschaft von Weihnachten war für mich nie die Geburt des Kindes, sondern das, was die Engel gesungen haben: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden“. Ich bin sehr dankbar für den Frieden, den ich in meiner Familie erleben durfte. Jetzt als Erwachsener kommt mir oft vor, als wäre die ganze Welt im Krieg. Menschen feuern Kugeln und scharfe Worte aufeinander ab. Politiker gehen aufeinander los und lassen oft kein gutes Haar an ihren Gegnern. Andere verwenden die Sozialen Medien, um ihre aggressiven Geschosse abzufeuern. Und durch viele Familien zieht sich ein Graben, gefüllt mit Missverständnissen, Abneigung und Hass.
„Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden“.

Zu Weihnachten tun Spaltungen und Feindseligkeiten besonders weh. „Spielt lieber Frieden“, soll Graf Tolstoi einer Schar Buben zugerufen haben, weil diese offensichtlich Krieg gespielt haben. „Wie spielt man Frieden?“ hat einer der Buben dann gefragt.
Ja, wie spielt man Frieden?
Leider spielt man Frieden oft nur, vor allem zu Weihnachten. Wenigstens einen Abend lang müssen alle so tun, als wäre alles in Ordnung, als gäbe es keine Streitigkeiten, keine ungelösten Konflikte, keine Spannungen. Diese Art Frieden zu spielen erfordert sehr viel Kraft und kostet Nerven. Wer es nicht geschafft hat, Frieden zu schaffen und trotzdem Weihnachten feiern möchte, der muss eben spielen, koste es, was es wolle.

Dekan Franz Hinterholzer teilt mit den BEZIRKSBLÄTTER LeserInnen einige Gedanken zum heurigen Weihnachtsfest. | Foto: Franz Hinterholzer
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Es gäbe aber auch noch einen anderen Weg, friedlich miteinander Weihnachten feiern zu können, obwohl Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten noch nicht beigelegt und Wunden noch offen sind. Dieser andere Weg nennt sich „Weihnachtsamnestie“. Auf Weihnachten hin werden in vielen Ländern einzelne Gefangene vorzeitig entlassen. Die Amnestie hebt zwar das Urteil nicht auf; auch Schuld wird nicht beseitigt. Der schuldig gewordene Mensch kann aber in die Gesellschaft zurückkehren, obwohl er seine Schuld noch nicht verbüßt hat. Es ist ein Akt der Gnade, die eine vorzeitige Wiederaufnahme von Gemeinschaft möglich macht.
Im privaten Bereich könnte Weihnachtsamnestie heißen: „Wir sind zwar nicht einer Meinung, du hast mir weh getan, ich kann dir jetzt noch nicht verzeihen. Trotzdem bin ich bereit, dich nicht weiter zu bestrafen. Ich zerreiße den Schuldschein und versuche, über das, was vorgefallen ist, hinwegzuschauen und neu anzufangen“.

Foto: pixabay/Melly95

Für so eine großherzige Weihnachtsamnestie reicht unsere menschliche Kraft normalerweise nicht aus. Wir brauchen dazu die „Hilfe von oben“. Daher sangen die Engel nicht nur ein romantisches „Lied vom Frieden“, sondern machten im selben Atemzug klar, woher dieser Friede seine Kraft nimmt: „Ehre sei Gott in der Höhe“.
Mit eigenem Bemühen und mit Gottes Hilfe können wir es schaffen, Frieden nicht nur zu spielen, sondern Frieden zu schaffen.

So wünsche ich Ihnen Frohe Weihnachten verbunden mit der Gnade, großzügig zu verzeihen und Amnestien zu gewähren, damit wahrer Weihnachtsfriede Wirklichkeit wird."

Dekan Franz Hinterholzer

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