Buchpräsentation "Trauer fordert Gewissheit" über den Umgang mit Gletscherleichen in Archäologie, Zeitgeschichte, Psychologie...

Der erste Teil des Buches (Autorin Marion Veith) konzentriert sich auf drei Aspekte (wobei der erste Zugang den größten Raum einnimmt):

- am Beispiel der Gletscherleiche B. Schaidnagl (vermisst 18.8.1939, gefunden 1.9.2004) eine Rekonstruktion des Unfallherganges zu erstellen sowie den Lebensspuren des Gefundenen anhand zahlreicher schriftlicher Dokumente und Erzählungen nachzugehen und nach archäologischen Kriterien die Fundstücke und weiteres Material (sowohl im Text – als auch im Materialteil) genau zu dokumentieren
- die Bedeutung des Rückgangs der Gletscher für die Häufigkeit der Ausaperung von Gletscherleichen verschiedener Zeitalter und damit für die Gletscherarchäologie aufzuzeigen.
- den ethischen und psychologischen Umgang mit Toten und deren Angehörigen in der eigenen sowie in fremden Kulturen; somit auch Aufgaben und Vorgangsweisen der Bergrettung zu thematisieren.

Der zweite Teil der Arbeit (Autor Bernhard Nicolussi Castellan) konzentriert sich vor allem auf zwei Aspekte (wobei der zweite Zugang den größeren Raum einnimmt):

- den zeitgeschichtlichen Hintergrund tiefer zu erforschen und darzustellen; hierfür werden sowohl die Darstellungen der Faszination der Berge als auch Beispiele einiger Gletscherfunde im 20. Jahrhundert herangezogen
- den psychischen Folgen, die bei Verwandten des Vermissten häufig auftreten, anhand der Schicksale verschiedener Familienmitglieder (Tiefen – Interviews mit der Tochter Gertrud von Bonaventura Schadinagl) und Vergleichen mit ähnlichen Fällen aufzuzeigen; Trauerphasen (nach Verena Kast) bei Angehörigen verstorbener Personen werden hierbei abgegrenzt von jenen Prozessen, die Angehörige Vermisster durchmachen.

Die Gletscher werden weiterhin schmelzen. Von Nordamerika bis in die Schweiz sind Kollegen damit befasst Kriterienkataloge zu entwerfen, um mit diesen kostbaren Fundarchiven methodischen und logistisch sachgerecht umzugehen, bevor sie dem Abschmelzen bzw. der Zerstörung anheim fallen. Die Bündelung sämtlichen Wissens wie Luftbilder, Geländemodelle, historische Gletscherstände, topografische, moderne und historische Wegekarten sowie Personen, die sich beruflich oder privat in diesen Hochlagen aufhalten, bilden die Grundlage für künftige Prospektionen und Bergungen. Seit dem Sensationsfund von Ötzi im Jahre 1991 sind eine Reihe von Gletschertoten, Tieren, Bekleidungsresten, Flugzeugen etc..der österreichischen Gletscherwelt entrissen worden, die aber weitgehend unpubliziert sind. Aus diesem Grunde wurde das Form „Forschungen und Gletscherarchäologie“ für Funde und Befunde aus dem Eis als Subreihe von Nearchos des Institutes für Archäologie der Universität Innsbruck gegründet. Sie versteht sich als Organ für die Voralge von Themen dieser ganz speziellen archäologischen Umgebung deren zeitlicher Rahmen sich von der Vorgeschichte bis in die Neuzeit spannt. - Harald Stadler

Wann: 07.10.2011 19:00:00 bis 07.10.2011, 22:00:00 Wo: Alpinarium Galtür, Hauptstraße 29c, 6563 Galtür auf Karte anzeigen
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