Einheimische setzen sich für Flüchtlinge ein

Ghafur und Ali (v.l.) können auf einige Unterstützungserklärungen und Bestätigungen blicken.
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  • Ghafur und Ali (v.l.) können auf einige Unterstützungserklärungen und Bestätigungen blicken.
  • hochgeladen von Daniel Schwarz

SERFAUS (das). Die Koffer und Taschen stehen in Reih und Glied, die Wohnung wurde fein säuberlich ausgeräumt, nur ein bis zwei Bilder hängen noch an der Wand. Die Zeichen stehen auf Abschied in der Flüchtlingsunterkunft in Serfaus. Der 37jährige Ali Madat Nazari und der 29jährige Abdul Ghafur Mahmoudi sind die letzten Bewohner der Wohnung im Personalhaus der Seilbahn Komperdell GmbH.
Diesesmal geht die Reise nur circa zehn Kilometer weiter nach Ried im Oberinntal, wo sie eine neue Wohnung beziehen werden. Doch das nächste Mal könnten sie bereits ihre Koffer für immer packen. Denn beide haben einen ersten negativen Asylbescheid vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl erhalten. Der zweite Bescheid wäre dann endgültig. Trotz besten Deutschkenntnissen, Arbeitswilligkeit und perfekter Integration in allen Belangen.

Gelungene Integration

Doch alles von Anfang an: Ali kam im Oktober 2017 und Ghafur, wie Abdul von allen genannt wird, am November 2017 nach Serfaus. Davor war Ali in Tobadill und Ghafur in Zams untergebracht. Beide stammen aus Afghanistan, und haben sich in Tirol kennen gelernt. Dabei haben sie, auch Dank der vielen ehrenamtlichen HelferInnen, Deutsch gelernt und sich bemüht Arbeit zu kriegen. Viele hätten sie auch sofort angestellt, doch natürlich haben sie dafür keine Arbeitsbewilligung bekommen. "Das war wirklich eine schwere Zeit, denn zu Hause ist es so langweilig", erklärte Ali seine Bestrebungen. Daraufhin hat er sich ehrenamtlich bei der Lebenshilfe in Landeck engagiert. Mittlerweile haben sie Arbeit bei der Gemeinde Serfaus gefunden, wo sie auch täglich ihre Arbeit verrichten dürfen. Ali erbeitet am Bauhof und Ghafur hilft im Recyclinghof mit, neben den bezahlten Arbeitszeiten haben sie auch immer wieder ehrenamtlich im Ort mitgeholfen. Auch am Serfauser Dorfleben und auf Dorffesten sind sie beteiligt und sind bekannt und beliebt. Ein großer Wunsch von Ghafur ist es außerdem zur katholischen Kirche zu konvertieren. "Die Burschen sind ein vorbildhaftes Beispiel für gelungene Intergration. Neben ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten sind sie auch menschlich eine große Bereicherung für den Ort. Umso trauriger wäre es, wenn sie nicht hierbleiben dürften!" so der Bürgermeister von Serfaus, Paul Greiter.

Kirche will sich der Sache annehmen

Durch den negativen Bescheid wächst natürlich die Sorge, dass die beiden Afghanen abgeschoben werden könnten. Aus diesem Grund wurde auch eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, bei der circa 350 Serfauserinnen und Serfauser unterschrieben haben. Neben den Unterschriften können die Burschen auch Unterstützungserklärungen vom ehemaligen Bürgermeister von Tobadill, Franz Kathrein oder dem Architekten Häusler vorweisen. Auch der Pfarrer von Serfaus, Willi Pfurtscheller will sich der Sache zusammen mit dem Bischof von Innsbruck, Hermann Glettler annehmen. "Hierzu werde ich meine Sache in einem persönlichen Gespräch dem Bischof vortragen, wir geben hier sicher nicht so schnell auf!" zeigte sich Pfarrer Pfurtscheller kämpferisch.

Unsichere Zukunft

Den Burschen steht die Verzweiflung in die Augen geschrieben, haben sie doch keinen Ort mehr an den sie zurückkehren können. Die Region aus der die beiden stammen ist mittlerweile in der Hand des Islamischen Staates. Ali ist im Krieg aufgewachsen, sein Vater wurde bei der Sowjetischen Intervention in Afghanistan getötet. "In Afghanistan sterben täglich Menschen durch Gewalt, auch ich habe einen Bombenanschlag überlebt, dabei wurden 120 Menschen getötet," schilderte Ali die Situation in seinem Heimatland. Ali ist übrigens alleine in Tirol, seine Frau und seine zwei Kinder sind derzeit in Pakistan, dem Heimatland von Ali's Frau.

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