Hohe Belastung in den Pflegeberufen

Die Anforderungen im Bereich der Pflege werden weiter steigen. Eine professionelle Personalentwicklung ist nötig. | Foto: Archiv
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BEZIRK (otko). Arbeitszufriedenheit und -belastung standen im Mittelpunkt einer anonymisierten Studie der AK Tirol, an der rund 2.400 Fachkräfte in den Gesundheits- und Sozialberufen teilgenommen haben. Sie beklagen teils dramatische Belastungen und daraus resultierende psychische und physische Folgen.
41 Prozent der StudienteilnehmerInnen weisen eine beginnende oder fortschreitende Burnout-Symptomatik auf. Als größte Arbeitsbelastungen werden häufiges Sitzen oder Stehen (49,8 Prozent), schwierige Körperhaltung bzw. Bewegungsabläufe (49,2 Prozent) oder das Heben und Tragen schwerer Lasten genannt.
Auch "fordernde" Patienten, immer mehr Bürokratie, der Mitarbeitermangel und der Zeitdruck werden als weitere Belastungen angeführt.

Akuter Handlungsbedarf

„Angesichts der vielfältigen Belastungen müssten bei den Verantwortlichen längst die Alarmglocken schrillen“, fordert AK Präsident Erwin Zangerl. Mehr als 14.000 Beschäftigte arbeiten in Tirol als Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen und erbringen tagtäglich Höchstleistungen.
„Es braucht mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten, aber auch aktive Prävention gegen Burnout und Rückenprobleme, weniger Bürokratie im Arbeitsalltag und eine professionelle Personalentwicklung in den Einrichtungen", fordert Zangerl.

Gute Personalpolitik

Ein BEZIRKSBLÄTTER-Rundruf bei den Sozialsprengeln, Pflege- und Altersheimen im Bezirk Landeck hat ein etwas differenziertes Bild ergeben.
Viktor Zolet, Pflegedienstleiter im Altersheim Landeck, verweist auf eine verschwindend geringe Fluktuation beim Personal. Es sind auch keine Burnout-Fälle bekannt. "Dies ist ein Indiz für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Wir haben insgesamt eine gute Personalpolitik", so Zolet.
Gerade bei den Führungskräften sei aber Sensibilität gefragt. Durch Demenz und Verhaltensauffälligkeit werden die Klienten aber oft schwieriger. "Mit der Böhmpflege fahren wir hier sehr gut", erklärt Zolet.
Auch Heimleiter Gottlieb Sailer (Wohn- und Pflegeheim St. Josef) verfügt über ausreichend Personal. "Wenn wir aber nicht die richtigen Rahmenbedingungen haben, fällt es auf unsere Mitarbeiter zurück", so Sailer.
Ein "Wahnsinn" sei aber die Zunahme der Bürokratie. "Mehr Personal wäre immer bärig. Vor allem wünsche ich mir im Sinne der Mitarbeiter einen einheitlichen Kollektivvertrag für die Gesundheits- und Sozialberufe", betont Sailer.

Kommunikation wichtig

Kathrin Hörschläger, GF des SGS Stanzertal und Heimleiterin in Flirsch, betont, dass der Pflegeschlüssel aus dem die MitarbeiterInnenplätze umgerechnet werden, von ihnen nicht geändert werden kann. "Das wichtigste ist die Kommunikation auf allen Ebenen", meint Hörschläger. Dazu sind im Sozialsprengel die MitarbeiterInnen nur zu 75 Prozent beschäftigt, da sonst die Belastbarkeit zu hoch ist.
Auch beim SGS Landeck-Zams-Fließ-Schönwies gibt es keine Personalfluktuationen. "Wir schauen auf unsere Klienten, die Mitarbeiter und den Betrieb. Die Kommunikation passt", erläutert Pflegedienstleiterin Gerda Walter.
Insgesamt überwiegt die Meinung, dass die Situation im Oberland noch nicht so dramatisch sei wie zum Teil im städtischen Bereich.
Auch würden die Mitarbeiter die angebotenen Gesundheitsprogramme und Fortbildungen gerne nützen.

Lesen Sie dazu den Kommentar: Pflegeberufe: Die Politik ist gefordert

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