Klimabaustelle Kaunergrat
Jugendliche aus Frankfurt packen im Kaunertal an
KAUNERTAL (sica). Der Klimawandel ist auch in der Almwirtschaft bereits deutlich spürbar - Im Zuge des Projektes "Klimabaustelle" war eine Jugendgruppe des DAV Sektion Frankfurt im Kaunertal unterwegs, um sich aktiv im Weidemanagement im Zeichen des Klimawandels zu beteiligen.
Klimabaustelle eröffnet
Mit großen Baumscheren und noch größerer Motivation sagten zehn Jugendliche aus dem Großraum Frankfurt am Main vergangenen Donnerstag in der Nähe des Gepatschhauses im Kaunertal unter anderem wildem Wacholder oder dem giftigen, gelb blühenden Jakobkreuzkraut den Kampf an. Sie sind im Zuge des Projektes "Klimabaustelle am Kaunergrat - Weidemanagement und Bewusstseinsbildung im Zeichen des Klimawandels" von der Clean Alpine Region (CLAR) Kaunergrat unterwegs, welches in Kooperation mit dem Tourismusverband Tiroler Oberland - Erlebnisregion Kaunertal, der Klimawandelanpassungsregion (KLAR) Kaunergrat, der Landwirtschaftskammer, der Birgagrar, der Gemeinde Kaunertal, des Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Frankfurt und Kaunertaler Bergführern umgesetzt und durch Fördermittel finanziert wird.
"Wir wollen nicht unsere gewonnenen Fördergelder in ein großes Projekt verpulvern, nur damit wir uns die Plakette 'nachhaltig' auf die Fahne schreibe zu können",
zeigt TVB-Geschäftsführerin Michaela Gasser-Mark den Sinn von kleinstrukturierten Projekten wie der Klimabaustelle auf. "Wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen und uns in kleinen Schritten auf einen dauerhaft grünen Weg zu machen"
"Vor allem in den Städten wie Frankfurt ist der Klimawandel eine hochakademische und theoretische Diskussion, das "pure Erleben" der Auswirkungen vor Ort haben aber nur die wenigsten. Deshalb wollen wir unsere Jugendgruppen in betroffene Regionen bringen",
erklärt Daniel Sterner von der DAV Sektion Frankfurt. Zudem wolle man der Alpenvereinsjugend die Verbundenheit mit der Region Kaunertal näher bringen, denn das Gepatschhaus der Sektion Frankfurt am Main auf 1.928 Metern ist die älteste Alpenvereinshütte Österreichs.
Denn auch oberhalb vom Gepatschstausee und auch generell in der Almwirtschaft sind die Auswirkungen des Klimawandels schon deutlich spürbar. "Der Vegetationsbeginn ist tendenziell deutlich früher als vor 30 Jahren", zeigt Peter Frank von der Landwirtschaftskammer Landeck auf. "Zudem wird die Baumgrenze immer höher und die Belastung durch Zwergsträucher wird größer". Durch konkrete Maßnahmen müsse man die Almwirtschaft fit halten, darunter fallen der optimale Auftriebszeitpunkt und die Lenkung der Weidetiere.
"Alle brauchen funktionierende Almen, von den Landwirten bis hin zu den Tourismusbetrieben. Eine Alm ist nicht nur die Bewirtschaftung der Almhütten, sondern auch der Erhalt von Kulturlandschaft sowie die Reduktion von Naturgefahren. Gemeinsam haben wir hier in Vergangenheit bereits gute Projekte auf Schiene gebracht, so auch mit der Klimabaustelle"
Sensibilisieren und Wissen weitergeben
"Bei diesem Projekt geht es ganz klar darum, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, aktiv einen Beitrag zu leisten",
so Ulrike Totschnigg, KLAR Koordinatorin. "Außerdem hoffen wir natürlich, ihnen das große Thema Klimawandel begreifbar zu machen, sie dafür zu sensibilisieren und dass sie in weiterer Folge ihr neugewonnenes Wissen weitertragen"
Neben dem Freischneiden von Weideflächen, um damit wertvolle Futterflächen zu reaktivieren, gehörte auch das Räumen von Lawinenkegeln sowie das Freimachen von Wegen zu Wasserstellen zu den Aufgaben der jungen Klimahelfer. Harte, körperliche Arbeit, die von den Jugendlichen aber sehr gerne gemacht wird, wie beispielsweise Johann aus Frankfurt am Main betont:
"Es ist anstrengend, ohne Frage. In der Gruppe macht es aber großen Spaß und man weiß, dass sich die harte Arbeit lohnt und einen Sinn hat".
Trotz der schweren, körperlichen Betätigung könne sie in dieser Umgebung ungemein Kraft auftanken, ergänzt eine Mutter, die ihre Kinder beim Projekt begleitet.
Dass sich die Frankfurter sehr gut geschlagen haben, können Bergführer Stefan Larcher und Almmeister der Birgagrar Armin Kofler gleichermaßen bestätigen:
"Sehr neugierig, offen und total motiviert waren sie die ganze Woche über. Es ist schön zu sehen, wie viel Energie die TeilnehmerInnen in die Aufgaben gesteckt haben",
blickt Stefan Larcher zurück.
Für Armin Kofler war es eine Freude, sein Wissen mit den Gästen aus Deutschland zu teilen:
"Mitzuerleben, wie stolz die Jugendlichen auf ihre erledigte Aufgaben sind und mit wie viel Tatendrang sie neue Herausforderungen angingen, das war auch für uns ein großes Erlebnis",
ist er sich sicher. "Die Sektion Frankfurt des DAV ist hier beispielgebend, wie man jungen Leuten Wissen vermittelt und sie zum Anpacken motiviert" Für das kommende Jahr ist bereits eine Wiederholung der Klimabaustelle geplant, um mit der Initiative wieder vor Augen zu führen, was der Klimawandel für Auswirkungen hat und aufzuzeigen, dass jeder Handstrich zählt.
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