Exkursion
Rieselbewässerung in Ried-Frauns als faszinierendes Kulturgut

Exkursion zur Rieselbewässerung in Ried-Frauns: Franz und Andreas Schöpf, Bgm. Daniel Patscheider, Werner Holzer (Tiroler Waalverein), Sylvia Mader, Günter Patscheider und Burkhard Fiechter (Mathematiker, Tiroler Waalgruppe) (v.l.).
 | Foto: Familie Stillebacher-Heltschl
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Die "Rieselbewässerung im Tiroler Oberland" wurde 2018 in das österreichische UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. In Ried-Frauns konnte bei einer Exkursion diese seit dem Mittelalter praktizierte Bewässerungsmethode kennen gelernt werden.

RIED I. O. Nur einmal jährlich kann so eine Exkursion stattfinden. Beteiligen kann man sich an der exklusiven Veranstaltung nach Anmeldung, da die Personenzahl begrenzt ist. Dreißig Personen aus dem Oberland und aus Innsbruck ließen sich am 14. Mai 2022 die Chance nicht entgehen, diese seit dem Mittelalter praktizierte Bewässerungsmethode in Ried-Frauns kennenzulernen. Unter den Interessierten war auch Landesrätin Gabriele Fischer.

Franz Schöpf erklärte den Interessierten die notwendigen Techniken und Werkzeuge. | Foto: Günter Patscheider
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Nachhaltige Bewässerungsmethode

Der älteste archivalische Beleg stammt aus Pfunds, aus dem Jahre 1303. Lebendige Geschichte erleben, das kann man nur in Ried i.O. Denn in anderen Trockengebieten wie im Vinschgau, wo man auch mittels Waalen bewässert hat, sind diese zwar sichtbar, aber vom Haupt- bzw. Tragwaal modernisiert und nicht mehr ursprünglich in Funktion. In Ried-Frauns hat man keine Touristenattraktion daraus gemacht, sondern pflegt die althergebrachte, schonende, nachhaltige Bewässerungsmethode für den Eigenbedarf.

Exkursion zur Rieselbewässerung in Ried-Frauns: Franz und Andreas Schöpf, Bgm. Daniel Patscheider, Werner Holzer (Tiroler Waalverein), Sylvia Mader, Günter Patscheider und Burkhard Fiechter (Mathematiker, Tiroler Waalgruppe) (v.l.).
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Einzigartiges Kulturdenkmal

Die Waal-Anlagen der Bauernfamilien von Andreas und Franz Schöpf im Rieder Ortsteil Frauns sind die schönsten in ganz Tirol und Südtirol. Diese jahrhundertealte Bewässerungsmethode der inneralpinen Trockengebiete gilt als außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition und wurde deshalb 2018 als Immaterielles Kulturerbe in die UNESCO-Kulturerbe-Liste aufgenommen (www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/page-2). Die Aufnahme erfolgt durch Antrag, den wir der Initiative der „Tiroler Waalgruppe“ verdanken. Zahlreiche, auch wissenschaftliche Vorarbeiten waren dafür nötig.
Das einzigartige Kulturdenkmal besteht aus Bewässerungskanälen (Waalen) von insgesamt 4.852 Metern mit einem Gefälle von 0,1 bis 1,0 Prozent, die im Rahmen der Führung abgegangen wurden. Der Organisator der Exkursion Mag. Werner Holzner hat für die Teilnehmer ein Handout erstellt, dem ich die hier wiedergegebenen Informationen entnommen habe.
Von einem in Trockenmauerwerk (mit Steinen) ausgeführten Tragwaal, quasi der Hauptleitung, wird das Wasser in die Nebenwaale (Erdwaale) geleitet, die als Ausläufer dienen. Hier staut man das Wasser mit sogenannten „Wasserreisen“ auf. Durch Hochziehen der Wasserreise wird der Kanal geöffnet. Zusätzlich verwendet man „Weisbretter“, um das Wasser genau auf die Parzelle zu leiten. Immenser Aufwand ist nötig, um die achtzehn Waale sauber zu halten. Die jährliche Arbeitszeit fällt im April-Mai an und beträgt über sieben, oft bis zu zehn Tagen bei einem Einsatz von fünf Männern.

Kurt Tschiderer, Franz Schöpf, Werner Holzer (Tiroler Waalgruppe) und Andreas Schöpf (v.l.). | Foto: Familie Stillebacher-Heltschl
  • Kurt Tschiderer, Franz Schöpf, Werner Holzer (Tiroler Waalgruppe) und Andreas Schöpf (v.l.).
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Nachhaltige Landwirtschaft

Die Männer der beiden Familien Schöpf zeigten im Rahmen der Führung die erforderlichen Arbeiten mit den teilweise historischen Werkzeugen. Darüber hinaus wurde uns Teilnehmern nicht nur die Funktionsweise des Waal-Systems erklärt, sondern auch Einblick in die ökologische nachhaltige Landwirtschaft, wie sie die Schöpfs betreiben, gewährt. So erklärte uns Andreas Schöpf u.a., dass die sanfte, allmähliche Bewässerung durch Waale gegenüber den heute üblichen Sprühern für alle Pflanzen vorteilhaft ist. Hingegen vertragen manche Arten das unterirdisch geführte und daher sehr kalte Wasser der Sprühanlagen nicht.
Den äußerst interessanten Vormittag schloss ein kulinarischer „Huangart“ auf Einladung des Rieder Bürgermeisters Daniel Patscheider und der Frauen aus den Besitzerfamilien ab. Das Beisammensein diente neben der inhaltlichen Vertiefung auch Gesprächen über künftige Modalitäten: keine Vermarktung, sondern weiterhin Bereitschaft der Besitzer für eine Exklusiv-Führung pro Jahr. In die Organisation der Exkursion wird sich künftig auch der Kulturverein SigmundsRied einbringen.
(Text: Sylvia Mader, Kulturverein SigmundsRied)

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