"Schade um jeden Blutstropfen"

Für Verständnis werben: Siegfried Steger (li.) mit Südtirol-Sprecher NR Hermann Gahr bei der Buchpräsentation in Ried.
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RIED (otko). "Es war für uns einfach Notwehr, sonst wären wir alle verloren gewesen", betonte Siegfried Steger kürzlich bei seiner Buchpräsentation im Schloss Siegmundsried. Als Teil der so genannten "Puschtra Buibm" verübte Steger in den 1960er Jahren zahlreiche Anschläge und Angriffe auf Carabinieri in Südtirol. Bis heute darf Steger nicht nach Italien einreisen.
Zusammen mit dem ehemaligen Wiltener Schützenkommandanten Dietmar Ganahl hat er ein Buch über die damaligen Ereignisse verfasst. Bei der Präsentation, die von Christian Sturm und Peppi Patscheider organisiert wurde, waren zahlreiche Interessierte anwesend.
"Ich wollte kein Freiheitskämpfer sein. Wir hatten einfach Angst und die Italiener haben es heraufbeschworen", rechtfertigte sich Steger. Er sei für ein Tirol von Kufstein bis Salurn eingetreten. "Wir mussten etwas für unser Land tun, wenn wir Tiroler bleiben wollen. Es ist aber schade um jeden Blutstropfen", betonte Steger.
Einen Bezug zum Oberland weist Steger zudem auf. Im Winter 1967/68 versteckte er sich bei der Hoteliersfamilie Kuen in Obladis als "Willi Steiner".

Für Begnadigung

Auch Südtirol-Sprecher NR Hermann Gahr wies darauf hin, dass das Thema nach wie vor noch viele Emotionen wecken würde. "Unter dem europäischen Geist ist es unwürdig, dass Steger nicht nach Italien zurück darf. Wir werden weiter Druck für eine Begnadigung ausüben", erklärte Gahr. Auch soll das Buch für mehr Verständnis sorgen.

Viel Unverständnis

Vizebgm. Josef Siegele sprach im Vorfeld der Buchpräsentation an, dass die Schützen von der Landesleitung aufgefordert wurden nicht auszurücken und in Tracht zur Veranstaltung zu erscheinen. Dies sorgte bei einigen Zuschauern für Unverständnis.
"Wir haben die Kompanien gebeten nicht in Tracht auszurücken und die Präsentation zu einer Schützenveranstaltung zu machen. Eine Teilnahme in Zivil haben wir aber niemandem verboten", entgegnet Landeskommandant Mjr. Fritz Tiefenthaler. Die Schützen seien noch nie zu einer Buchpräsentation ausgerückt. "Auch gibt es Unstimmigkeiten zwischen den Puschtra Buibm über die Bewertung der Ereignisse und wir wollen dieser Diskussion keine Plattform bieten", betont Tiefenthaler.

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Siegfried Steger

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