Hellwach durch die Nacht
Unterwegs mit den "Helden der Nacht"

Christoph Monz ist der erste Fahrer, der mich ins Skigebiet mitnimmt und mir die Abläufe erklärt. | Foto: Schwarz
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  • Christoph Monz ist der erste Fahrer, der mich ins Skigebiet mitnimmt und mir die Abläufe erklärt.
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SERFAUS (das). Kaum haben die Wintersportler die letzten Schwünge in die Piste gezogen, beginnt die Zeit für die wahren Helden des Skigebiets. Die Rede ist von den Pistenraupenfahrer die derzeit Nacht für Nacht im Skigebiet von Serfaus-Fiss-Ladis bis zu später Stunde unterwegs sind. Die Maschinen pflügen mit ihrer enormen Power auch steilste Abhänge scheinbar mühelos hinauf und beseitigen in kurzer Zeit die Spuren der tausenden Ski- und Snowboardfahrer.
Die BEZIRKSBLÄTTER begleiteten die sogenannten "Helden der Nacht" für eine Nachtschicht im Skigebiet von Serfaus, um einen kleinen Eindruck von den Menschen hinter dem Steuer der kraftvollen Maschinen zu erhalten.

Vorbereitungen für die Nacht

Bereits um 15:30 Uhr ging es von der Talstation Komperdell zur Garage und Werkstatt der 490 PS starken und über 10 Tonnen schweren Präpariermaschinen. In der Garage angekommen, wird sich erstmals mit der Tagmannschaft ausgetauscht und es werden die Maschinen überprüft. Dabei werden etwa die Instrumente gecheckt oder der Ölstand kontrolliert. Nach einer kurzen Einteilung dröhnen auch schon die mächtigen Motoren durch die Garage, insgesamt 19 "Pistenbullys" setzten sich in Bewegung. Da an diesem Abend auch die sogenannte "Adventure Night", eine Abendshow mit Nachtskilauf, stattfindet, müssen zuerst die Pisten der Talabfahrt präpariert werden. Dies wird in der sogennaten "Flotte" erledigt. Dabei brausen fünf bis sechs Pistenraupen, knapp hintereinander und leicht seitlich versetzt, die Pisten hinunter. Hiermit können breitere Pisten ganz schnell präpariert werden.

"Ich genieße die Einsamkeit"

"Es dauert ca. zwei Wintersaisonen bis man halbwegs ein Gefühl für die Maschine entwickelt, aber auslernen tut man eingentlich nie", erklärte mein erster Fahrer des Abends, Christoph Monz. Der gebührtige Serfauser ist 32 Jahre alt, lebt in einer Beziehung und ist Vater von zwei Kindern. Sein eigentliches Aufgabengebiet ist die Beschneiung im Skigebiet. Nach der "Beschneiungszeit", Ende Jänner, wechselte er zu den Pistenmaschinenfahrern. Seit Winter 2009/2010 ist der Serfauser nun schon Jahresangestellter bei der Seilbahn Komperdell in Serfaus. Seit 2012 nimmt er auch hinter dem Steuer der Pistenbullys Platz. "Die Dienstzeiten sind eigentlich nicht wirklich familienfreundlich, aber ich mag einfach die Abwechslung als Fahrer. Außerdem beschränken sich diese lediglich auf die Wintersaison", so Monz. Mit der Einsamkeit als Fahrer im großen Gebiet hat er nicht wirklich ein Problem. "Ich genieße die Ruhe regelrecht, wenn es mir dann doch zu lästig wird, drehe ich einfach die Musik laut auf!" betonte er abschließend.

Bei der Show vorne mit dabei

Nach getaner Arbeit im Gebiet "Scheid" brausen wir wieder Richtung Garage. Vor der Garage werden noch die Raketenpackungen für die später stattfindente "Adventure Night" auf die Pistenbullys montiert. Dann ist eine Stunde Pause, inklusive Abendessen ist angesagt. Nach der Pause nehme ich neben Patrick Schütz Platz. Er und seine Windenmaschine wurden dazu auserkoren bei der Show als Elefant und beim anschließenden Feuerwerk mitzumachen. Patrick ist 27, hat eine Freundin und kommt aus Fließ. Er ist nun mittlweile die fünfte Wintersaison als Pistenfahrer tätig, im Sommer lenkt er dann Bagger. "Bei diesem Job wirst du eigentlich mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen, es ist sozusagen Learning by doing", so der 27 jährige. Seinen ersten Arbeitstag als Pistenmaschinenfahrer hat er noch sehr gut im Gedächtnis: "Ich wurde ins Masnergebiet geschickt und die Sicht war dermaßen schlecht, dass ich nach zweimal umdrehen nicht mehr wusste wo oben und unten ist. Da kommt man dann schon ins Schwitzen!"

Privileg: Windenmaschine

Nach der Show gings dann nochmal in die "Scheid" auf die "Plötzenabfahrt". Bei dieser Piste braucht es eine sogenannte "Windenmaschine", also eine Maschine mit eingebauter Seilwinde, da dort einige Passagen zu steil für normale Maschinen sind. Mit der Kombination Maschine und Seilwinde kann der nach unten gerutschte Schnee ganz schnell wieder noch oben befördert werden. Ein letztes Mal wechelte ich noch an diesem Abend die Maschine und begab mich auf den Beifahrersitz von Michael Pinzger. Michael ist 30 Jahre alt, lebt in einer Beziehung und hat mit seiner Freundin zwei Jungen. Auch er stammt aus dem Ort Fließ. "Man muss schon ein bisschen fanatisch sein, um diesen Job zu machen. Für eine Familie ist er eigentlich nicht geeignet", meinte Pinzger. Auch er steuert eine Windenmaschine. Dies ist ein Privilieg für längergediente Pistenfahrer, wie er erklärt. Er selbst ist nun schon die neunte Wintersaison mit von der Partie. "Anfangs denkst du dir: das lass ich sofort wieder, aber dann lässt dich dieser Beruf halt nicht mehr so schnell los!"

Fahren ist Teamarbeit!

Abschließend trafen sich nochmals alle 17 Maschinen am "Gampen" zur sogenannten "Gampenrallye". Dabei wird die Piste nochmals mit der gesamten Flotte präpariert. "Trotz der Tatsache, dass wir eigentlich die meiste Zeit alleine arbeiten, helfen schlussendlich alle im Team zusammen. Fahren ist auch Teamarbeit!" so der Tenor der Pistenfahrer.
Die Schicht endet schließlich gegen 1:30 Uhr im Tal, bis zum nächsten Morgen kehrt somit etwas Ruhe im Skigebiet ein.

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