Kaunertal-UVP
WWF sieht Planungsmängel und drohende Kostenexplosion

Der WWF fordert sofortigen Stopp des Bauvorhabens im Kaunertal. | Foto: WWF Österreich
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Die Klimakrise wurde laut dem WWF Österreich in Planungen unzureichend berücksichtigt. Die TIWAG kündigt eine massive Kostensteigerung von 1,3 auf bereits mehr als zwei Milliarden Euro an. Der WWF fordert den Stopp des Projekts und stattdessen eine Energiespar- und Photovoltaik-Offensive.

INNSBRUCK, KAUNERTAL. Erst im Februar 2023 hatte die Tiwag die aktualisierten Pläne für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal erneut zur UVP eingereicht. Nun wurde abermals ein Verbesserungsauftrag in 18 von 36 Fachbereichen erteilt – weil die Folgen der sich laufend verschärfenden Klimakrise in den Plänen unzureichend berücksichtigt worden sind. Der WWF fordert den endgültigen Stopp des Projekts.

“Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal kann nicht natur- und klimaverträglich erfolgen, auch weil dabei mit einem 120 Meter hohen Staudamm im Platzertal ein 20 Hektar großes Moor- und Feuchtgebiet zerstört werden soll, das seit Jahrtausenden als natürlicher CO2-Speicher dient. Es ist zudem völlig widersinnig, dem trockenen Ötztal in der Klimakrise jährlich über 290 Millionen Kubikmeter Flusswasser komplett zu entziehen. Dieses veraltete Megaprojekt blockiert seit 14 Jahren viel Zeit und Geld - und damit die dringend notwendige naturverträgliche Energiewende in Tirol”,

sagt WWF-Gewässerexpertin Bettina Urbanek.

WWF-Gewässerexpertin Bettina Urbanek zeigt sich besorgt über die aktuelle Entwicklung des Bauprojekts. | Foto: WWF Österreich
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"Drohende Kostenexplosion"

Zuletzt hat Tiwag-Projektleiter Wolfgang Stroppa auch noch eine Kostenexplosion der nach heutigem Stand veranschlagten Baukosten von 1,3 auf bereits ‘mehr als 2 Milliarden Euro’ eingestanden.

“Gerade nach der jüngsten Verdoppelung ihrer Strompreise ist es höchst an der Zeit, dass die Tiwag den Kurs ändert und für die Tirolerinnen und Tiroler leistbare und naturverträgliche Alternativprojekte entwickelt. Auch die Planungen samt den immer wieder notwendigen Nachbesserungen verschlingen sinnlos Millionen, die im schnellen Ausbau von Sonnen- und Windenergie sowie des Stromnetzes besser und effektiver angelegt wären”,

sagt Bettina Urbanek.

Die Kosten würden laut WWF Österreich drohen zu explodieren. | Foto: WWF Österreich
  • Die Kosten würden laut WWF Österreich drohen zu explodieren.
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Sofortiger Stopp des Bauprojekts gefordert

Der WWF fordert den sofortigen Stopp des Großbauprojekts und die Verwendung der finanziellen Mittel, insbesondere für den Ausbau der Photovoltaik auf Tiroler Häusern, Einkaufszentren und Parkplätzen. Genauso dringend sind groß angelegte Energiespar-Programme.

TIWAG sieht Projekt als absolut notwendig

Der Landesenergieversorger TIWAG sieht den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal als unbedingt notwendig, um die Energiewende zu schaffen. Der steigende Energiebedarf in Tirol mache es nötig, diese Maßnahmen zu setzen. Projektleiter Wolfgang Stroppa meint dazu:

"Natürlich wird das Projekt teurer als 1,3 Milliarden. Diese Berechnung stammt noch von 2012 und es ist natürlich klar, dass aufgrund der Inflation auch solche Bauprojekte um einiges teurer werden. Aber dennoch ist das Projekt in unseren Augen essentiell."

Auch wolle sich das Unternehmen auch auf die Errichtung von PV-Anlagen konzentrieren. Es seien, laut Stroppa, Investitionspläne in den Ausbau bereits geplant. Es brauche verschiedene Möglichkeiten der alternativen Energieerzeugung. Dennoch sei das Bauprojekt im Kaunertal notwendig, um den steigenden Energie- und sohin auch Strombedarf abdecken zu können, damit keine weiteren Abhängigkeiten zu anderen Ländern bestünde.

Projektleiter Wolfgang Stroppa: "Dass wir nachbessern müssen, heißt ganz und gar nicht, dass das Projekt nicht umsetzbar ist." | Foto: Elisabeth Neuner
  • Projektleiter Wolfgang Stroppa: "Dass wir nachbessern müssen, heißt ganz und gar nicht, dass das Projekt nicht umsetzbar ist."
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Zum UVP-Verfahren und den geforderten Verbesserungen meint Stroppa:

"Dass wir nachbessern müssen, heißt ganz und gar nicht, dass das Projekt nicht umsetzbar ist. Wir haben die Klimakrise in wasserwirtschaftlicher Hinsicht bis 2100 miteinbezogen und einberechnet. Die Behörden wollen lediglich weitere Informationen zu anderen Themen und nicht nur bezogen auf die Wasserwirtschaft. Diese Informationen werden wir bis 2024 liefern können."

Stoppa stellt zudem heraus, dass das Projekt weder veraltet noch nicht umsetzbar ist. Das Projekt sei umfangreich, aber umsetzbar und notwendig.

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