Natura 2000: Nein aus Ischgl

Natura 2000: Im Fimba- und Vesiltal sollen Naturschutzgebiete ausgewiesen werden. | Foto: ÖAV/Abt. Raumplanung
3Bilder
  • Natura 2000: Im Fimba- und Vesiltal sollen Naturschutzgebiete ausgewiesen werden.
  • Foto: ÖAV/Abt. Raumplanung
  • hochgeladen von Othmar Kolp

ISCHGL (otko). Zwei Jahre sind seit dem Bau der Pendelbahn auf den 2.811 Meter hohen Piz Val Gronda vergangen. Nach knapp drei Jahrzehnten und drei gescheiterten Anläufen gab das Land Tirol 2012 schließlich der Silvrettaseilbahn AG grünes Licht für die Erschließung des Berges. Dem vorausgegangen war ein jahrelanges Tauziehen zwischen den Touristikern und den Naturschützern.
Nach einem Mahnschreiben aus Brüssel hat die Tiroler Landesregierung am 3. März 2015 die Nominierung von fünf neuen Natura 2000-Gebieten in Tirol beschlossen. Auch die alpinen Pionierformationen am Piz Val Gronda sollen geschützt werden. Vergangenen Donnerstag endete die Auflagefrist für die zwei geplanten Naturschutzgebiete im Fimba- (22,47 Hektar) und Vesiltal (14,87 Hektar).

Bevölkerung ist dagegen

Wenig Freude mit den geplanten Naturschutzgebieten herrscht in Ischgl. "Wir haben eine negative Stellungnahme abgegeben. Das Ganze ist eine Schnapsidee sondergleichen, da wir in einem Tourismusgebiet kein Naturschutzgebiet wollen", bringt es TVB-Obmann Alfons Parth auf den Punkt. Ein solches Naturschutzgebiet bringe keine touristischen Chancen und auch keine zusätzlichen Nächtigungen.
Ähnlich sieht es auch Bgm. Werner Kurz: "Die Agrargemeinschaft Alpe Fimba hat sich als Grundbesitzerin bei der Vollversammlung am 30. April einstimmig dagegen ausgesprochen. Wir als Gemeinde haben ebenfalls eine negative Stellungnahme abgegeben, da es für uns weder logisch noch nachvollziehbar ist." Die Landesregierung hatte angekündigt, dass der Schutzgebietsvorschlag nur im Einvernehmen mit den Grundbesitzern vorgenommen wird. "Ich hoffe, dass LH Platter zu seinem Wort steht", betont Kurz.
Zudem gäbe es Gedanken dort Schutzmaßnahmen vor Hochwässern zu treffen (Retorsionsflächen). "In der Bevölkerung sind alle dagegen. In anderen Gebieten in der Gemeinde hätten wir Flächen ohne Ende, aber diese werden nicht angeschaut", so Kurz.
Wenig Freude damit hat man auch bei der Silvrettaseilbahn AG, da dadurch die Entwicklung des Skigebietes gehemmt werden könnte. Vorstand Hannes Parth war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Keine Beweidung mehr

Ebenfalls eine Stellungnahme zu den geplanten Naturschutzgebieten hat die Landesumweltanwaltschaft Tirol abgegeben. Darin stellt das Team rund um Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer fest, dass "weder die Gebietsabgrenzung noch der Verordnungstext des zukünftigen Naturschutzgebietes dem Sinn und Zweck der geplanten Unterschutzstellung gerecht wird, nämlich der langfristigen Sicherung der besonderen alpinen Pionierformationen im Fimba- und Vesiltal." Allen voran wird ein zusammenhängendes Schutzgebiet mit abschirmender Pufferzone gefordert.
Zudem seien nicht alle Vorkommen durch den Schutzgebietsvorschlag erfasst worden. "Ein Vorkommen wurde schlichtweg mit der Grenzline der neuen Skipiste beschnitten", stellt die Landesumweltanwaltschaft fest. Dies widerspreche klar den Anforderungen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Zudem fordert die Landesumweltanwaltschaft ein Verbot der Beweidung im Schwemmlandbereich.
Bgm. Werner Kurz verweist auf die jahrhundertelange Beweidung dieser Gebiete: "Jährlich werden zwischen 600 und 800 Stück Vieh aufgetrieben. Ohne Beweidung wären diese Pflanzen wahrscheinlich nicht aufgekommen."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.