Windenergie in Tirol?
Tabuzonen für Windparks?

Bild 01: Symbolbild für Höchste Zeit von Windenergie in Tirol | Foto: © by Ing. Günter Kramarcsik
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Bevor man die letzte Windpotentialstudie des Landes vom April 2023 studiert hat, werden schon Gegenstimmen und Forderungen (z.B. Tabuzonen) laut!

Der ÖAV disqualifiziert sich mit seinen jüngsten Meldungen zur Windenergie selbst! Die Aussage kein Windrad über der Waldgrenze ist schlicht gesagt nur Nonsens! Wer im Wald Windräder aufstellt muss enorme Höhen von Windräder in Kauf nehmen!

Zwar duldet der ÖAV weit über den Waldgrenzen Speicherseen und akzeptiert die Flutung von hochalpinen Kleinode und Europas selten gewordene Hochmoore! Das bleibt für mich ein Rätsel! Nicht nur die TIWAG will uns für dumm verkaufen, sondern offensichtlich auch der ÖAV?

Auch die Behauptung der Gegner von Windräder, dass die Landschaft verschandelt wird ist unglaubwürdig. Wenn das stimmen sollte so frage ich mich wieso die teilweise über 80 m hohen und breit ausladenden Hochspannungsmasten die Landschaft nicht verschandeln? Hier glitzern die „Stromautobahnen“ in der Sonne über Täler und Berge und auch weit über der Baumgrenze! Hier spricht man nicht von Landschaftsverschandelung, so auch nicht von den klotzigen Richtfunkmasten, den schlankeren Mobil- Funkmasten oder den eifelturmähnlichen ORF- Sendemasten. Wenn die viel schlankeren Windräder die Landschaft angeblich verschandelt, dann stellt sich mir die Frage warum es sich bei Masten aller Art nicht auch um Umweltverschandelungen handelt?

Viele der Gegner von Windkraft schimpfen und agieren gegen kostenlose Energie wie Wind oder auch Sonne, bevor sie einschlägige Kriterien und Studien lesen! Schimpfen und verhindern, bevor man sich schlau macht, mag für einen Durchschnittsbürger durchaus Berechtigung haben, aber vom ÖAV darf man sich mehr erwarten als einen Verhinderer, welcher unsachlich argumentiert. Wenn ein Maßstab angelegt werden soll, dann soll dieser auch für alle Energieformen Gültigkeit haben. 

Schon deshalb, wenn er gleichzeitig keine kritische Energie für "Pseudo- Speicher- KW" aufzubringen vermag. Viel Strom fließt nach Deutschland und die übermächtigen Hochspannungsmasten stellen Stromautobahnen bis nach Deutschland (über Bundesländer hinweg) dar. Aber die sind ja offensichtlich weniger störend, als Windräder? Auch die im Herbst nur mehr zu ca. 1 Drittel gefüllte Speicherseen sind einer intakten Berglandschaft nicht zuträglich!

In meinen Augen sind diese Speicherseen gleichsam eine Verschandelung der Landschaft, wie es auch die Restwasser- Rinnsale in Tirols Fluss- und Bachbetten darstellen! Aber das duldet man offensichtlich und spricht sich für weitere Ausbeute der Wasserkraft aus. Bei Umleitungen von Wasser über mehrere Täler hinweg spricht die TIWAG dann in deren Werbung noch immer von einem natürlichen Zulauf. Für mich eine pure Unwahrheit und grenzt schon an Hohn!

Wenn auch gerne behauptet wird, dass der Strom aus Windkraft (bis 160 Windräder) nur einen kleinen Anteil ausmache, dann stelle ich nachfolgenden Vergleich in den Raum:

  • Ein 3- MW Windrad erzeugt bei günstigen und somit wirtschaftlichen Wind ca. 6,5 Mio. kWh/a. Wenn der Wind nicht wirtschaftlich ist, dann wird kein vernünftiger Mensch auch eine Windkraftanlage errichten!
  • 6,5 Mio. kWh/a x 160 Windräder ergibt eine Stromproduktion von ca. 1.040 GWh pro Jahr. Das reicht für ca. 180.000 Tiroler Haushalte!
  • Bei ca. 338.700 (2023) Tiroler Haushalte können somit mehr als die Hälfte (53%) davon allein mit Windstrom versorgt werden. Wenn man also 53% der Tiroler Haushalte mit Strom versorgen kann, dann stellt sich die Hausverstandsfrage, warum dann der Anteil des Windstroms nur mit max. 4,9 % des Tiroler Strombedarfs angeführt wird? Hier wird nämlich gezielt die Bedeutung des Windstroms offensichtlich klein geredet.
  • Der Tiroler Stromverbrauch aus dem Jahr 2022 betrug 6.760 GWh, davon entfielen 1.953 GWh auf die Privathaushalte. Davon würde die Windkraft mit deren 1.040 GWh Strom 53 % des Gesamtstrombedarfs für Tiroler Haushalte abdecken können! Vom Gesamtstrombedarf Tirols würde man immerhin auch noch 15% abdecken können! Wenn man die Stromproduktion der 160 möglichen Windräder in Tirol in den Vergleich zum Megaprojekt Kaunertal - Erweiterung als Pumpspeicherkraftwerk stellt, dann wird die Bedeutung der Windenergie mehr als deutlich! Stellt euch doch die nachfolgende Frage:

Wie viel Strom produziert die Erweiterung des Kaunertal- Speicherkraftwerks?

Laut TIWAG werden nach der Fertigstellung aller Ober- und Unterstufen bis hinab nach Haiming! 886 GWh Strom pro Jahr produziert!

Die 160 Windräder über Tirol verteilt produzieren aber um ca. 15% mehr Strom als das 2 Milliarden teure Megaprojekt Kaunertal!

Selbst wenn man die hohen Kosten des Windparks (inkl. Einspeisung, Zuwegung etc. = enorm teuer) bei Ehrwald mit 10 Mio. Euro je Windrad zu Grunde legt, so sind die Investitionskosten mit 1,6 Milliarden Euro immerhin noch um ca. 25% billiger als das 2 Milliarden teure Kaunertal- Projekt der TIWAG! Also nicht nur um ca. 25% billiger, sondern darüber hinaus wird um diesen billigeren Preis auch noch um 15% mehr Strom produziert. Da sagt einem der Hausverstand, dass Windkraft höchst wirtschaftlich ist! Es sei hier jedoch angemerkt, dass die Ehrwalder Umstände in Bezug auf Kosten sehr ungünstig ist. Bei günstigen Verhältnisse und nicht im Wald und damit auch nicht so große Höhe der Nabe notwendig, kann man die Kosten durchaus auch halbieren!

Aber mit einen weiteren Vergleich brüstet sich die TIWAG, nämlich dass rund 300.000 Tonnen CO2 jährlich gegenüber kalorischer Stromerzeugung substituiert werden. Auch hier hat die Stromerzeugung mit Windkraft die Nase deutlich vorne! 1 Windrad spart nämlich 3.900 t CO2 pro Jahr ein!

160 Windräder erzeugen also nicht nur mehr Strom sondern sparen sogar 624.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. CO2- Einsparung ist also mehr als doppelt so viel wie die allgemein hochgelobte saubere Wasserkraft.

Quellennachweis für einen Großteil der Grundlagen:
Quelle 1: Informationsdialog Ötztal
Quelle 2: Tirol in Zahlen

Dieser Beitrag bezieht sich auch auf Meldungen wie jüngst in der TT. Siehe:
Tabuzonen für Windparks gefordert
und 
Windpotential April 2023

Möchte noch auf diesen Artikel im STANDARD hinweisen:
Der holprige Weg zur Windkraft in Westösterreich

Redaktionsbeitrag der Landecker Redaktion vom 15.01.2024:
Der WWF fordert eine Neuausrichtung der TIWAG

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